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Kapitel 4 - Auf dem Pausenhof

Lukas Montag. Klassenzimmer. Aufregung.

Zum einen, weil ich heute schon sicher eine Info von der Buchhandlung bekomme, bezüglich meiner Bewerbung, zum anderen, weil mir das neue Mädchen mal wieder im Kopf umher spukt. Ich möchte so gern ihren Namen erfahren! Vielleicht klappt es ja heute in der Pause ...

Melissa „Lass uns nach draußen auf den Platz gehen!“, schlägt Eva Maria vor, nachdem wir erfolgreich beim Pausenverkauf eingekauft haben.

„Okay, gern“, antworte ich und wir bahnen uns einen Weg durch die Elft- und Zwölftklässler nach draußen.

Dann suchen wir uns eine freie Bank und genießen die Sicht auf den Pausenhof.

„Ich bin schon so gespannt auf unser Praktikum!“, sagt Eva Maria aufgeregt.

„Ja, mir geht’s auch so. Ich bin gespannt, was die Lehrer für uns raussuchen“, während ich das sage, scheint mein Blick unbewusst über den Platz zu schweben, immer auf der Suche nach ihm.

„Du denkst an ihn, stimmt’s?“, Eva Maria hat recht und ich fühle mich ertappt, leugnen bringt jetzt nichts mehr.

„Ehrlich gesagt, ja. Er hat es mir irgendwie angetan.“

Eva Maria kichert. „Das war kaum zu übersehen, aber ich fresse meine Hefte auf, wenn er nicht auch so über dich denkt. Das war ja ein wahnsinniger Moment, als ihr euch vor seinem Klassenzimmer in die Augen gesehen habt! Da kann man ja richtig neidisch werden.“

Der Gong ertönt und mein Herz hüpft vor Freude. Ab jetzt ist es möglich, dass er jeden Moment aus der Tür tritt.

„Danke für deine Aufmunterung“, sage ich zu meiner Begleiterin.

Eva Maria ist super. Eine richtige Freundin.

Lukas Mit zitternden Händen und bebenden Füßen betreten Markus und ich den Innenhof. Ich fühle mich auf eine merkwürdige Art beobachtet. Es ist, als spüre ich ihre Anwesenheit. Als wäre in meinem Körper ein Kompass, dessen Magnetfeld auf sie ausgelegt ist und ich nur in die Richtung der Nadel blicken muss, um sie zu sehen.

Melissa Ich halte die Luft an. Alles in mir kribbelt. Ich habe das Gefühl, als könne ich seine Anwesenheit wahrnehmen. Klar und deutlich. Was Eva Maria mir gerade erzählt, blende ich aus. Ich starre nur auf die Tür in der Ferne und sehe, wie er ins Freie tritt.

In Zeitlupe.

Ganz langsam.

Er dreht seinen Kopf in meine Richtung und sieht mir direkt in die Augen.

Lukas Ich wusste es! Da vorne sitzt sie. Ihre Augen funkeln mir entgegen, wie der glänzendste Diamant, der je geschliffen wurde. Es sind gerade nur ein paar Meter, die uns voneinander trennen. Nur ein paar Schritte, die ich zurücklegen müsste, um sie anzusprechen. Doch trotz allem wirkt sie auf mich so weit entfernt, wie noch nie ...

Melissa Durch seinen direkten Blick in meine Augen fühlt es sich für mich an, als wäre ich jetzt erst richtig aufgewacht. Als hätte ich all die Jahre vor seinem Auftauchen geschlafen und mein Leben davor nur geträumt.

Lukas Am liebsten möchte ich zu ihr gehen, aber eine innere Stimme hindert mich daran. Es fühlt sich an, als wäre jemand von uns noch nicht bereit. Ich weiß nicht, ob es an mir oder an ihr liegt.

Vielleicht auch an Markus neben mir, der mich, während er an seiner Semmel kaut, von der Tür wegzerrt.

„Kann es sein, dass ‚Vor der Tür stehen bleiben‘ seit neuestem zu deinen Hobbys zählt?“, fragt er mich belustigt.

Ich nicke einfach nur, unfähig, auch nur einen Ton rauszubringen.

Meine Aufmerksamkeit ist noch immer auf sie gerichtet. Als wäre ich wie besessen von ihr.

Es macht mir schlagartig Angst und ich unterbreche widerstrebend unseren Blickkontakt.

Melissa Ich fühle mich, als würde ich schweben. In der Luft! Tanzen auf den Wolken! Alles scheint plötzlich so einfach zu sein, alle Sorgen sind passé.

Meine Lippen formen unbewusst ein Lächeln, doch statt eins zurückzubekommen, bricht er schlagartig unseren Blickkontakt ab.

Jetzt fühle ich mich sofort anders. Merkwürdig leer, als hätte ich ein Loch in meiner Brust. Meine Magennerven ziehen sich zusammen und ohne Vorwarnung überkommt mich ein Gefühl des Hungers.

„Du hast ja deine Brote noch nicht angerührt“, bemerkt Eva Maria plötzlich.

Ich nicke.

„Alles in Ordnung?“

Ich nicke erneut.

Lukas Mein Handy vibriert. Es ist eine lang gezogene Vibration. Die typische Meldung meines Telefons, für eingegangene E-Mails.

Mein Herz macht einen Satz.

Das könnte die Buchhandlung sein!

Vor lauter Aufregung überhöre ich den ersten Gongschlag, der das Pausenende der Elfer und Zwölfer ankündigt.

Ich ignoriere die Schülermassen, die neben mir ins Innere des Schulgebäudes zurückkehren.

Ich entsperre mein Handy.

Tippe auf das E-Mail-Symbol.

Und sehe eine neue Nachricht von der Buchhandlung „Bücherwürmer“ mit dem Betreff „AW: AW: Meine Bewerbung als Aushilfe“.

Mein Herz hämmert in meiner Brust, als wolle es so schnell wie möglich aus meinem Körper fliehen.

Melissa Wie blöd. Jetzt ist die Pause zu Ende und ich habe nicht mal eins meiner Brote gegessen.

Widerstrebend stehen wir auf und gehen direkt ... auf ihn zu. Okay, vielleicht nicht ganz direkt, aber wir müssen durch die Tür in seiner unmittelbaren Nähe.

Ich werde mit jedem Schritt nervöser, so lange, bis ich unmittelbar neben ihm stehe, unfähig, meinen Blick von ihm abzuwenden. Eva Maria ist ganz dicht bei mir.

Es fühlt sich fast so an, wie letzte Woche vor seinem Klassenzimmer.

Ich höre meinen Herzschlag in meinem Ohr pochen. Ob es ihm auch so ergeht?

Doch er sieht mich nicht an.

Er starrt auf sein Handy. Der Junge neben ihm spricht ihn aufgeregt an. „Und Lukas? Was schreiben sie?“

Lukas!

Sein Name scheint Lukas zu sein!

Sofort denke ich an meine Kinderbücher zu Hause: „Jim Knopf und Lukas“. Die Helden meiner Kindheit.

Doch Lukas‘ Reaktion bekomme ich nicht mehr mit, denn wir sind schon im Inneren des Schulgebäudes. Meine Beine haben mich erbarmungslos weitergetragen, obwohl mein Verstand bei ihm stehengeblieben ist.

Lukas „Sie nehmen mich! Jaaaaaaa!“, rufe ich laut, ohne Rücksicht auf Verluste.

Markus klatscht in die Hände. „Na also! Jetzt musst du dir nur noch das Mädchen schnappen und dann ist alles in Ordnung!“

Ich starre ihn an. „Ist die Pause schon vorbei?“

„Jep.“

„Und sie?“

„Ist gerade an dir vorbei gegangen.“

Ich erstarre. „Hat sie mich angesehen?“

„Sie konnte ihren Blick nicht von dir abwenden.“

Ich habe das Gefühl, eingefroren zu sein. Starr. Unfähig, auch nur zu atmen. So ein Mist! Ich hätte ihr jetzt wieder so nah wie schon einmal sein können. Doch mein Handy lenkte mich ab.

Ich habe den Job!

Melissa „Vielleicht war die Nachricht wichtig, die er auf seinem Handy hatte, und er hat dich deswegen nicht bemerkt“, versucht Eva Maria mich zu beruhigen.

Ich sitze auf meinem Platz, die Arme auf dem Tisch gekreuzt und meinen Kopf darauf thronend.

Als er den Blickkontakt abgebrochen hatte, fühlte es sich an, als hätte jemand einen Schalter betätigt. Eine Art Lichtschalter, der das Licht ausknipst. Klack.

Eva Maria sieht mich traurig an. „Wenigstens kennst du jetzt schon mal seinen Namen und ich finde ihn mega schön.“

„Ich auch“, antworte ich meiner Freundin und lächle.

Ich bin froh, dass sie mich so unterstützt.

Unsere Lehrerin der nächsten zwei Unterrichtsstunden ist noch nicht da. Also haben wir noch genug Zeit zum Reden.

„Hey, alles gut?“, fragt mich plötzlich eine Stimme von links.

Ich drehe meinen Kopf in die Richtung und sehe ein anderes Mädchen aus meiner Klasse. Sie war mir schon aufgefallen, weil sie immer alleine unterwegs war, schon seit Schulbeginn.

„Ja, alles gut“, antworte ich und setze mich zur Unterstreichung meiner Aussage wieder aufrecht hin.

„Supi“, antwortet sie.

Ich glaube sie heißt Helena.

Wir hatten am Mittwoch erfolgreich die einzige Dreiersitzgruppe des Klassenzimmers ergattert. Sie steht am besten Punkt innerhalb des Raumes: nicht zu weit vorne und nicht zu weit hinten. Den freien Stuhl neben Eva Maria, hat sie bisher immer für ihre Tasche benutzt. Sehr zur Freude ihres Rückens, da sie durch das viele Runterbücken zur Schultasche immer Schmerzen dort bekommen hatte.

„Ich habe gesehen, dass du immer alleine unterwegs bist. Magst du dich vielleicht zu uns setzen?“, fragt Eva Maria die noch fremde Helena.

Die Angesprochene nickt. „Sehr gern, wenn ich darf.“

Eva Maria platziert ihre Schultasche auf den Boden, zwischen unsere Tische.

„Ich bin übrigens Helena, Helena Schwarz“, stellt sich die Neue in unserem Gespann vor und setzt sich auf ihren neuen Platz.

Lume

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