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28. Juni
ОглавлениеVielleicht erwacht man eines Tages mit der Leere, nicht der gewesen zu sein, der man sein wollte. Wo habe ich diesen Satz gelesen? Seither sehe ich meine Umgebung mit anderen Augen, wenn ich morgens aufwache. Die Welt erhält Tiefe, Volumen, einen Geruch. Aber das kleine Wunder verflüchtigt sich sehr schnell und wird von erbarmungsloser Tageseintönigkeit abgelöst.
Meine Ehe ist nicht das, was ich erhoffte. Seit Arturos Geburt vor acht Jahren hat sich Francos Zuwendung abgenutzt. Er betrachtet sich morgens im Spiegel, zieht seinen Scheitel und seine Krawatte gerade und verabschiedet sich bestenfalls jeden zweiten Tag von mir, wenn er in die Kanzlei geht. Ich war so lächerlich naiv, als ich ihn geheiratet habe. Ich soll einfach nur gehorchen, das Haus in Ordnung halten und die Erziehung unseres Sohnes überwachen. Weiter nichts. Ich bin ihm unterworfen, verpflichtet.
Als ich gesagt habe, dass ich gern arbeiten würde, war Francos Antwort: »Was würden die Leute sagen? Du hast doch alles, was du brauchst. Frauen in deiner Stellung kümmern sich darum, Abendgesellschaften zu organisieren, und auf dem Gebiet kannst du noch einige Fortschritte machen.« Er begreift nichts, nichts, nichts. Ich bin neunundzwanzig. Meine Wünsche verhallen, versinken ungehört. Unmöglich, mir für den Rest meiner Tage ein Leben als perfect house wife vorzustellen. Wie gern würde ich dieses Korsett abwerfen, dieses Frau von, Mutter von. Ich will nicht mehr so tun als ob.