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Die Initiative geht verloren

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Damit hatte Karl die erste in einer ganzen Reihe von katastrophalen Fehleinschätzungen begangen. Der eigenhändige Brief, den er seinen Friedensforderungen an Luise von Savoyen beilegte, war nicht nur unangemessen, sondern geradezu unverschämt. Anstatt sie – wie in seinen früheren Briefen – als »Meine gute Frau Mutter« anzureden, richtete Karl seinen Brief an die »Frau Regentin« und beendete ihn mit der eher kühl formulierten Hoffnung, dass »Ihr diese Forderungen, die nur recht und billig sind, nicht ablehnen werdet«. Luise antwortete im selben Tonfall. Sie teilte den Gesandten des Kaisers mit, dass sie dessen Forderungen für »maßlos übertrieben« hielt, und erklärte »mit hochmütigen Worten«, sie sei »bereit, das Reich zu verteidigen, selbst wenn der König gefangen ist«. Zwar zeigte Luise sich gewillt, über ein Lösegeld für ihren Sohn zu verhandeln, aber sie weigerte sich, »auch nur ein Fußbreit französischen Bodens« aufzugeben.14 Und noch einmal schätzte Karl die Dinge falsch ein, als er – gegen Gattinaras ausdrücklichen Rat – beschloss, nicht nur mit Luise, sondern auch mit Franz selbst in Verhandlungen zu treten. Dazu ließ er dem König eine Abschrift seiner Friedensforderungen übersenden und befahl Lannoy, seinen Gefangenen von der Lombardei nach Neapel zu überführen. Eine solche Chance ließ Franz nicht ungenutzt. Nachdem er »die Forderungen« gelesen hatte, »die Ihr zu stellen beliebt«, formulierte er eine Reihe von Gegenforderungen – natürlich alles »in der Hoffnung, Euch zufriedenzustellen« (und wohl auch, um dem drohenden Abtransport nach Neapel zu entgehen). Franz erklärte sich bereit, Karl alles zu gewähren, was dieser in Italien und den Niederlanden verlangte, sofern er dafür die Schwester des Kaisers, Eleonore, heiraten durfte (die zurzeit noch dem Herzog von Bourbon versprochen war) und ihr künftiger Sohn die Herzogtümer Burgund und Mailand als Apanage erhielte. Dem Herzog von Bourbon bot Franz zudem nicht nur eine vollständige Restitution, sondern auch die Hand seiner Cousine Renée an (mit der Karl einmal verlobt gewesen war). Diese Vorschläge beeindruckten Lannoy so sehr, dass er einen seiner direkten Untergebenen, Hugo de Moncada, beauftragte, sie dem Kaiser mündlich zu überbringen. Karl drängte er: »Zu Eurem eigenen Besten: Schließt keine Vereinbarung betreffend Italien, bevor Ihr nicht Don Hugo angehört habt!« – aber Moncada sollte den Hof erst am 6. Juni erreichen.15

Unter den englischen Diplomaten kam Freude auf, als sie von Franz’ Vorschlägen erfuhren. »Langsam rutscht dem französischen König das Herz in die Hose«, spotteten sie, und »für den Anfang macht er dem Kaiser ein recht ordentliches Angebot« – aber auch sie schätzten die Situation falsch ein. Die Verzögerung, die sich aus dem Warten auf Moncada ergab, sorgte dafür – und genau das hatte Franz beabsichtigt –, dass Karl die Zeit davonlief, um eine sofortige Invasion und Zerteilung Frankreichs zu arrangieren. Inzwischen überzeugte Franz, der »viel von seiner eigenen Beredsamkeit und Klugheit hielt und glaubte, mit seinen Worten den Kaiser umzustimmen«, in der Lombardei Lannoy davon, dass er bei einem persönlichen Treffen mit Karl imstande wäre, »die ganze Sache in zwei Worten zu regeln«.16 Also reisten der Vizekönig und sein illustrer Gefangener zwar nach Genua und gingen dort an Bord eines Schiffes, das sie auf Karls Geheiß nach Neapel bringen sollte; sobald sie jedoch auf See waren, wechselte die ganze Flotte abrupt ihr Ziel und nahm Kurs auf Spanien. Im August 1525 erreichte Franz Madrid.

Die Nachricht von diesen Entwicklungen hatte gewaltige Konsequenzen. Antonio de Leyva, der nun als kaiserlicher Oberbefehlshaber in der Lombardei amtierte, warnte Karl, dass Lannoys »Abreise mit dem König ganz Italien in Aufruhr versetzt« habe. »Alle hier glauben«, fuhr er fort, »dass Euer Majestät mit dem König eine Vereinbarung treffen wird, die zu ihrer völligen Zerschlagung führen wird; und deshalb versuchen sie alle möglichen Verhandlungen und Initiativen, um sich nur mit Frankreich zu verbünden und Italien zu einen, um sich gegen die Größe Eurer Majestät zu stellen«. Karls Botschafter Sessa meldete aus Rom gleichfalls eine »große Angst« im Hinblick darauf, »was Eure Majestät womöglich mit dem König von Frankreich vereinbaren wird, weil sie fest davon ausgehen, dass eine solche Vereinbarung dazu dienen wird, ganz Italien zu unterjochen und denen die Macht zu entreißen, die sie jetzt innehaben, und sie so zu schwächen, dass sie nie wieder zu Kräften kommen werden«. Sessa zufolge hatte die Republik Venedig bereits begonnen, eine feindliche Allianz italienischer Staaten zu schmieden, und er warnte, dass auch Papst Clemens sich diesem Bündnis anschließen und damit eine zweite Front in diesem Krieg eröffnen werde, wenn man ihn nicht umgehend beschwichtige.17

Karl erkannte nun, in welchem Dilemma er steckte: Die Franzosen würden Burgund nur aufgeben, »wenn wir mehr Druck ausüben«, jedoch fehlte, wie der Kaiser einsah, »das Geld, um dies zu erreichen«. Deshalb erklärte er: »Ich beabsichtige nicht, dieses Jahr noch Krieg zu führen, sondern stattdessen will ich mich auf meine Heirat konzentrieren und anschließend über das Meer nach Italien fahren« – um die dortige Ordnung wiederherzustellen, aber auch, um sich endlich zum Kaiser krönen zu lassen. Danach wollte Karl nach Deutschland reisen, »wo ich all meine Mittel darauf verwenden will, die lutherische Sekte auszumerzen«; anschließend wollte er sich mit den Türken auseinandersetzen.18 Um diese hochgesteckten Ziele erreichen zu können, war Karl jedoch zuerst auf einen Friedensschluss mit Frankreich angewiesen, weshalb er nun – doch noch – dem Rat seines Kanzlers folgte: Der Kaiser weigerte sich fortan, mit dem französischen König weiterzuverhandeln oder ihn auch nur in seiner Zelle zu besuchen – Franz wurde im Alcázar von Madrid unter entwürdigend strenger Bewachung gefangen gehalten (die ganze Nacht hindurch schauten immer wieder Wachen in der Zelle nach, ob Franz sich auch tatsächlich in seinem Bett befand). Karls Ratgeber diskutierten inzwischen darüber, welche Zugeständnisse sie vernünftigerweise fordern konnten. Lannoy, der zwar durch und durch von den Traditionen des burgundischen Hofes geprägt war, setzte dennoch die strategischen Bedürfnisse des Reiches an erste Stelle: Der Kaiser müsse sich Mailand und Genua sichern, weil diese Territorien entscheidende Verbindungsglieder zwischen seinen weit gestreuten Herrschaftsgebieten darstellten. Gattinara dagegen, obschon in Italien geboren und aufgewachsen, sah Burgund als den »Hauptgewinn«, und er durchforstete Chroniken und Archive auf der Suche nach Präzedenzfällen, welche die Rückgabe des Herzogtums rechtfertigen könnten. Karl selbst sollte schließlich die Vergangenheit der Gegenwart vorziehen, denn, wie er den englischen Gesandten an seinem Hof erklärte: Indem er von Franz die Rückgabe Burgunds verlangte, »fordere er nichts anderes als sein rechtmäßiges Erbe, das seine Vorfahren bis zum Tode Herzog Karls [des Kühnen 1477] besessen hätten, also bis vor wenig mehr als vierzig Jahren, und viele der damaligen Untertanen seien noch immer am Leben«. Die Engländer blieben jedoch skeptisch und hielten dagegen, dass es Franz zwar relativ leichtfallen dürfte, seinen erst kürzlich eroberten – und eigentlich ja auch schon wieder verlorenen – italienischen Besitz aufzugeben; im Gegensatz dazu werde er jedoch freiwillig »kein Fußbreit französischen Bodens« seinem Erzfeind überlassen.19

Anfangs bemühte Franz sich, jegliche Zugeständnisse zu vermeiden. Stattdessen versuchte er, Eleonore zu verführen. Zu diesem Zwecke schrieb er ihr einen Liebesbrief, wobei er fraglos das Vorgehen des Pfalzgrafen Friedrich acht Jahre zuvor im Gedächtnis hatte. Eleonore jedoch ließ ihn höflich, aber bestimmt wissen, dass sie in Heiratsfragen – wie auch in allem anderen – stets den Anweisungen ihres Bruders folge. Auch Bestechung setzte Franz ein, bis es »im Haushalt des Kaisers kaum jemanden gab, von den höchsten Herren bis hinunter zu den Kammerdienern, den der französische König nicht bestochen hat«. Mehrmals versuchte der Gefangene zu fliehen, einmal bizarrerweise sogar, indem er sich das Gesicht schwärzte und sich als der afrikanische Sklave ausgab, der in seiner Zelle das Feuer entzündete.20 Nachdem all dies fehlgeschlagen war, verlangte Franz nach einem Notar und gab die folgende geheime Erklärung ab, die er mit seiner Unterschrift bestätigte: Falls er »wegen seiner Gefangenschaft und langen Haftzeit gezwungen sein sollte, dem Kaiser die Besitzrechte an dem besagten Herzogtum Burgund – oder irgendwelche anderen Anrechte der französischen Krone – abzutreten, so sei und bleibe dies null und nichtig, da er zu diesem Schritt mit Gewalt gezwungen worden sei«.21 Kaum hatte er dies zu Protokoll gegeben, erkrankte der König schwer.

Der Kaiser befand sich gerade bei Segovia auf der Jagd, als er einen eiligen Brief von Franz’ Ärzten erhielt, die drängten, dass, »wenn Euer Majestät ihn noch lebend antreffen will, er sich sehr beeilen« müsse. Unverzüglich ritt Karl in Richtung Madrid los, legte die rund fünfzig Kilometer in etwa zweieinhalb Stunden zurück (eine beachtliche reiterische Leistung) und eilte mit großen Schritten in die Kammer, in der Franz halb bewusstlos vor sich hin dämmerte. Der König »umfing ihn mit offenen Armen und so saßen sie wortlos für eine ganze Weile«. Schließlich sagte Karl zu Franz: »›Was ich am sehnlichsten wünsche, Herr, ist, dass Ihr gesund werdet, und wir werden uns darum kümmern; alles andere aber soll genau so geschehen, wie Ihr es wünscht.‹ Und der König antwortete: ›Nein: Ich stehe Euch zu Diensten.‹ Und dann fügte er noch hinzu: ›Was ich von Euch erbitte, Herr, ist, dass keine dritte Partei mehr zwischen uns tritt.‹« Die beiden Herrscher verbrachten etwa eine Stunde im vertraulichen Gespräch, indem sie sich bei den Händen hielten. Am Ende »sagte der König: ›Tod all denen, die jenen Streit zwischen uns getragen haben! Soll dies etwa der hässliche, geistlose Stotterer sein [von dem man mir erzählt hat]?« Und dann pries er die Klugheit und die Redegewandtheit des Kaisers.22

Franz erwartete wohl, dass dieser Austausch von Nettigkeiten geradewegs zu direkten Verhandlungen mit Karl führen würde. Sobald er jedoch wieder genesen war, begannen die Verhandlungen durch Vermittlung einer »dritten Partei« von Neuem. Als Vorbedingung für Franz’ Freilassung verlangte der Kaiser nicht nur die »Restitution« Burgunds sowie die Gründung von vier Klöstern, um »für die Seele Herzog Johanns von Burgund zu beten, der von den Franzosen ermordet wurde, obwohl ihm freies Geleit versprochen war«, sondern auch das Versprechen, Franz werde

»von all seinen Freunden und Verbündeten lassen und nur noch Bündnisse eingehen, die der Kaiser genehmigt hat. Von diesen Bedingungen abgesehen, sagen viele, der König müsse 4 Millionen in Gold zahlen und den Kaiser persönlich zu dessen Krönung begleiten; er müsse das Herzogtum Mailand dem Herzog von Bourbon überlassen, der dann nicht mehr der Krone Frankreich, sondern allein dem Kaiser Gefolgschaft schuldig sei; und er müsse den Dauphin so lange als Geisel in die Hand des Kaisers geben, bis er all seine gegebenen Versprechen erfüllt hat.«23

Karls panische Reaktion auf die Nachricht von Franz’ Erkrankung ließ aber dennoch eine entscheidende Schwachstelle erkennen, die der französische König in der Folge weidlich ausnutzte, um die an ihn gerichteten Forderungen zu reduzieren. Im November 1525 sandten die Ärzte, die Franz auch weiterhin betreuten, in aller Eile einen Kollegen zu Karl, der dem Kaiser mitteilte, Franz werde »wohl nicht mehr lange leben« – aber wie der scharfsinnige venezianische Gesandte Andrea Navagero (ganz richtig) vermutete, hatte dieses Mal »der König die Ärzte dazu gebracht, seinen Zustand viel schlimmer darzustellen, als er tatsächlich war, weil er den Kaiser dazu bringen wollte, schneller eine Vereinbarung zu treffen, indem er betonen ließ, dass er [Karl] alles verlieren würde, falls der König stürbe«.24 Schließlich beugte sich Franz den rigorosen Bedingungen, die man ihm stellte, einschließlich der Herausgabe Burgunds, aber nur unter zwei Bedingungen: Erstens verlangte er die sofortige Erlaubnis, nach Frankreich zurückkehren zu dürfen, da – wie er behauptete – nur seine persönliche Anwesenheit seine Untertanen dazu bringen konnte, die gefordeten Gebietsabtretungen zu akzeptieren; und zweitens bestand er darauf, Eleonore zur Frau zu nehmen.

Anfänglich lehnte der Kaiser beide Bedingungen ab, indem er erklärte, seine Bevollmächtigten müssten zuerst Burgund in Besitz nehmen, bevor er Franz freilassen könne – und Eleonore habe er bereits dem Herzog von Burgund versprochen. Daraufhin wiederholte Franz in einer wahren Flut von eigenhändigen Briefen an den Kaiser seine Einwände, manchmal mit Sarkasmus (»einige dieser Bedingungen sind von der Art, wie sie zu Schreiberlingen und Geldverleihern passt, aber doch nicht zu Edelleuten«), manchmal auch mit Vorwürfen (»die schönen Worte, die Ihr während meiner Krankheit zu mir spracht, haben zu nichts geführt«). Er stellte Karl indes auch ein Ultimatum: »Wenn Ihr vorhabt, mich ewig gefangen zu halten, und wenn Ihr Unmögliches verlangt«, warnte Franz, »so will ich die Kerkerhaft gelassen ertragen, weil ich gewiss sein kann, dass Gott (der weiß, dass ich dies nicht verdient habe, denn ich bin ja ein rechtmäßiger Kriegsgefangener) mir die Kraft verleihen wird, auch dies geduldig durchzustehen.« Also unterzeichnete Franz offene Briefe, die zur Proklamation seines ältesten Sohnes zum König von Frankreich ermächtigten, und ließ Karl eine Liste mit den Namen von sechzig Bediensteten zukommen, die sein ständiges Gefolge bilden sollten, solange er sich noch in Haft befand.25 Eine derartige Entschlossenheit überzeugte den Kaiser, dass er Franz unverzüglich freilassen musste; als einzige Bedingung sollte dieser seine beiden älteren Söhne als Geiseln an Karl überstellen, bis Burgund tatsächlich in habsburgischer Hand war. Auch musste Karl feststellen, dass seine Schwester durchaus lieber Königin von Frankreich als Herzogin von Bourbon werden wollte – und das, obwohl »jedermann [wusste], dass der König von Frankreich sich eine Geschlechtskrankheit zugezogen hat«. Also nahm der Kaiser es auf sich, in einem unangenehmen persönlichen Gespräch den Herzog davon zu überzeugen, dass er von seinem Anspruch auf Eleonores Hand zurücktrat.26

Gattinara sprach sich vehement gegen alle diese Zugeständnisse aus, indem er seinen Herrn daran erinnerte, dass »die Könige von Frankreich dem Haus Burgund gegenüber noch niemals ihre Versprechen gehalten haben«. Er prophezeite, dass auch Franz »keines seiner Versprechen halten, sondern vielmehr behaupten werde, als Gefangener zu seinem Handeln gezwungen worden zu sein«. Auch wies der Kanzler darauf hin, dass Eleonore – da weder Karl noch Ferdinand bislang legitime Nachkommen gezeugt hatten – ihrer beider Erbin sei und Franz daher »wegen solch einer Frau« unter Umständen das gesamte Habsburgerreich erwerben könnte (ganz ähnlich, wie Karls Vater Philipp iure uxoris, nämlich durch den Anspruch seiner Ehefrau Johanna, zum König von Kastilien geworden war). Allerdings gelang es Gattinara nicht, Karl zu überzeugen, der stattdessen Lannoy ermächtigte, Franz einen feierlichen Eid abzunehmen, dass er gleich nach seiner Rückkehr nach Frankreich die Bedingungen erfüllen werde, die ihm der Kaiser auferlegt hatte. Der Kanzler seinerseits weigerte sich, die Anweisung seines Herrn auszuführen und die entsprechenden Dokumente aufzusetzen und zu siegeln, weil das angestrebte Abkommen, wie er sagte, »den völligen Ruin des Kaisers« bedeuten würde.27

Als Gattinara sich dem kaiserlichen Befehl widersetzte, wusste er nicht, dass Franz am 13. Januar 1526 wiederum einen Notar zu sich bestellt und eine weitere geheime »Protestation« abgegeben hatte des Inhalts, dass er keinerlei Zugeständnisse einhalten werde, die er unter Zwang gemacht habe und die der territorialen Unversehrtheit Frankreichs zuwiderliefen.28 Einige Stunden, nachdem er diese Erklärung abgegeben hatte, setzte er seine Unterschrift unter den Vertrag von Madrid, worin er alles zugestand, was Karl verlangt hatte: Franz sollte sämtliche Gebietsansprüche in Italien sowie alle strittigen Gebiete in den Niederlanden aufgeben; den Herzog von Bourbon und seine Gefolgsleute sollte er begnadigen und ihnen ihren Besitz zurückgeben (oder sie angemessen entschädigen); die französische Präsenz in Burgund sollte binnen sechs Monaten nach seiner Rückkehr aus der Gefangenschaft enden; und obendrein sollte Franz ein Verteidigungs- und Offensivbündnis mit Karl schließen und sich ihm dann im Kampf gegen Türken und Lutheraner anschließen. Nachdem er den Vertrag »als Fürst und Allerchristlichster König« unterzeichnet hatte, gelobte Franz und »gab sein königliches Wort und Versprechen, dass er, sollte er sich nicht an die Bestimmungen des Vertrages halten, innerhalb von sechs Wochen nach Spanien zurückkehren und sich erneut in Gefangenschaft begeben werde«. Auch gab er Lannoy »bei seiner ritterlichen Ehre« sein persönliches Versprechen, dass er »eher sterben werde«, als irgendeine der gerade gemachten Zusagen nicht einzuhalten. Einige Tage darauf begab sich Lannoy als Stellvertreter Eleonores in Franz’ Schlafgemach und erklärte dort, sie und der König seien nun Mann und Frau.29

Daraufhin suchte Karl seinen neu gewonnenen Schwager auf und stellte ihm Eleonore vor. Er entsandte offizielle Vertreter, die Burgund für ihn in Besitz nehmen sollten. Und er beauftragte Lannoy damit, sicherzustellen, dass Franz Spanien erst verlassen durfte, wenn seine Söhne das Land als Geiseln betraten – und auf keinen Fall früher. Bis dahin musste der französische König weiter unter ständiger Bewachung bleiben. Einen einzigen kleinen Sieg vermochte Gattinara zu erringen: Karl entschied, dass Eleonore nicht mit Franz zusammenkommen durfte, bevor der König nicht öffentlich »bestätigt und geschworen« hatte, »dass er die Verträge und alle anderen zwischen ihm und mir getroffenen Vereinbarungen halten wird«.30 In der festen Überzeugung, nun habe er all seine Ziele erreicht, brach der Kaiser am 21. Februar 1526 in Richtung Süden auf, um seinerseits die Ehe zu schließen und zu vollziehen.

Der Kaiser

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