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Ein Kampf an zwei Fronten

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Hugo de Moncada, der vom französischen Hof nach Rom reiste, sobald das Scheitern seines Vorsprechens bei Franz klar zutage getreten war, bemerkte zu seiner großen Beunruhigung, dass sich in ganz Oberitalien eine gegen den Kaiser gerichtete Stimmung ausgebreitet hatte. »Zwischen Spießen und Arkebusen musste ich hindurch unter dem Ruf ›Tod allen Spaniern!‹«, berichtete Moncada dem Kaiser, und nach seiner Ankunft in Rom fand er den Botschafter Sessa »und seinen ganzen Haushalt in Waffen, weil der Papst Euer Majestät zu seinem Feind erklärt hat und schon beginnt, seine Truppen zu mobilisieren«. Gemeinsam bemühten sich Sessa und Moncada, den Papst davon zu überzeugen, dass die italienischen Bündnispartner der Liga von Cognac den Zorn des Kaisers letztlich allein auf sich ziehen würden, da weder Franz noch Heinrich in der Lage sein würden, die versprochene Unterstützung rechtzeitig nach Italien zu schicken. Damit riskierte Clemens, wie sie ihn eindringlich warnten, die »Zerstörung des Apostolischen Stuhls und Verwirrung der Christenheit«, denn die Anhänger des Kaisers »würden Seiner Heiligkeit den Krieg erklären, nicht nur mit Waffen, sondern auch durch alle anderen Mittel, die zu einer Reformation in der Kirche führen könnten«. Schamlos nutzten sie Clemens’ größte Angst aus: »Wir erinnerten ihn auch an die lutherische Häresie und an die Stimmen aus Deutschland, die ein allgemeines Konzil fordern.« Was die Vorstellung betraf, Karl seinerseits könnte durch Drohungen dazu gebracht werden, seine Forderungen abzuschwächen, so behaupteten die Gesandten, der Kaiser wolle lieber »all seine Territorien und Königreiche verlieren, eines nach dem anderen, und dabei das Blut seiner Untertanen und Verbündeten vergießen, als klein beizugeben«. Bei ihrer letzten, stürmischen Audienz beim Papst »verabschiedeten« sich die beiden spanischen Diplomaten »von Seiner Heiligkeit und baten ihn um Vergebung, falls wir zur Verteidigung des Besitzes Eurer Majestät Krieg gegen ihn führen sollten, aber wir werden dazu ja gezwungen und gedrängt«. Karl ließen sie wissen, dass »es uns nach all diesen Unterredungen scheinen will, als müsste Eure Majestät den Papst als einen Feind betrachten, genauso wie die Könige von England und Frankreich und die Venezianer, die allesamt darauf aus sind, den Ruhm Eurer Majestät zu untergraben und zu ruinieren«.52

Anderenorts gaben sich Karls Amtsträger ähnlich kämpferisch. Im Juni 1526 meinte etwa der kaiserliche Botschafter in Savoyen: »Da der Papst die Christenheit in Brand setzen will, sollte Euer Majestät allenthalben Feuer entfachen, um jene zu bestrafen, die gegen Euer Heer zu den Waffen gegriffen haben.« Auch nach Ansicht des Botschafters Lope de Soria in Genua »würde jeglicher Schaden, den Euer Majestät Seiner Heiligkeit zufügen könnte, absolut gerechtfertigt erscheinen, bedenkt man die Undankbarkeit [des Papstes] sowie das offenbar geringe Interesse, das er daran hat, Gott und allen guten Christen zu dienen. Zudem kann einzig Eure Majestät den Papst dafür bestrafen, dass er seiner Pflicht nicht nachkommt.«53

Karl nahm diese Aufforderungen, »den Papst zu bestrafen«, sehr ernst. Seinen Beichtvater, García de Loaysa, fragte er, »ob er dem Papst seinen Gehorsam aufkündigen könne, wenn dafür ein angemessener Grund bestehe«. Vielleicht zum ersten Mal brachte er eine Strategie zum Einsatz, die später zum Standardverfahren werden sollte, wann immer die spanischen Habsburger vor einem moralischen Dilemma standen: Er »berief einige Theologen in seinen Rat«, um diese entscheiden zu lassen, ob er »zum Schutz und Schirm unserer Territorien … ein Heer aufstellen [sollte], um gegen wen auch immer auf dieser Welt zu kämpfen, und sei es der Papst«.54 Offenbar hatten die Theologen keine Einwände, denn im Juni 1526 wies der Kaiser Moncada an, falls der Papst »Unmögliches von Euch verlangen oder versuchen sollte, Euch mit Verstellung und Verzögerungen hinzuhalten, um Zeit zu gewinnen und Bündnisse mit anderen zu schließen und nicht mit uns, so denkt immer daran, dass es besser ist, selbst zuvorzukommen, als wenn einem zuvorgekommen wird«. Außerdem verriet Karl, dass der Kardinal Pompeo Colonna, ein langjähriger Verbündeter Spaniens, der bei der letzten Papstwahl die Opposition gegen Clemens angeführt hatte, kürzlich angedeutet hatte, »dass er in einer guten Position sei, den Papst aus Rom hinauszuwerfen«. Der Kaiser befahl Moncada deshalb, »mit dem besagten Kardinal Colonna zu verhandeln, damit er seine Pläne in die Tat umsetzt, und zwar so, als handelte er allein; und gebt Ihr ihm im Geheimen alle Unterstützung, die Euch möglich ist«.55 Zusätzlich entsandte er eine kleine Flotte, die den Herzog von Bourbon und ein paar Hundert Soldaten in Richtung Lombardei befördern sollte.

Diese bescheidenen Schritte blieben weit hinter dem stolzen Auftreten des Kaisers zu Beginn desselben Jahres zurück, als dieser getönt hatte, er selbst wolle an der Spitze eines großen Heeres nach Italien ziehen, und Clemens spottete in aller Öffentlichkeit über die Maßnahmen des Kaisers. Karls Botschafter in Rom zufolge »macht man sich keine großen Gedanken über das Kommen des Monsieur de Bourbon, da er ja keine Truppen mit sich führt. Ich habe sogar sagen hören, der Papst habe darüber gelacht und gesagt, Eure Majestät habe ihn [Bourbon] lediglich nach Italien geschickt, um ihn loszuwerden.« Das Lachen sollte Clemens schon bald vergehen.56

Karl nahm nun eine bedeutende Planänderung vor. »Nichts würde ich lieber tun, als nach Italien zu ziehen«, erklärte er seinem Bruder in einem langen Brief, »nicht etwa, weil ich mich selbst erheben will, sondern einzig und allein, um der Verantwortung gerecht zu werden, die ich von Gott empfangen habe, und um die Früchte zu ernten, die eine solche Reise zum Wohl der Christenheit wohl bringen könnte – einen allgemeinen Frieden meine ich, sodass wir beide, Ihr und ich, mit vereinten Kräften gegen die Heiden kämpfen und die häretische Irrlehre Luthers ausmerzen können«, Letzteres vielleicht mittels eines »allgemeinen Konzils zur Reformation der Kirche«. Es ging Karl auch darum, seine Truppen in der Lombardei neu zu organisieren, denn, »wenn mein Heer verloren ist oder zur Demobilisierung gezwungen wird, so werde ich bald auch Neapel und Sizilien verlieren, die sich hinterher nur schwerlich zurückgewinnen ließen«. Sollte es ihm dagegen möglich sein, »in Italien die Oberhand zu gewinnen und mich zum Kaiser krönen zu lassen«, so Karl, »dann wäre ich in der Lage, allen meinen Willen aufzuzwingen, und wäre der unangefochtene Herrscher über alle« (so viel zum Thema »sich nicht selbst erheben wollen«!). Jedoch »ist es das, was der Papst und die anderen Herrscher am meisten fürchten«, fuhr er fort, und »ich bin überzeugt, dass dies der Beweggrund für ihre gegenwärtigen Bündnisse gegen mich ist«. Noch einmal äußerte der Kaiser sein Bedauern darüber, dass ihm, würde er gleich jetzt nach Italien segeln, die Truppen, die Schiffe und das Geld fehlen würden, »wie sie für meine Sicherheit, meine Ehre und meinen Profit zureichend wären«, ganz abgesehen davon, dass er den König von Ungarn nicht würde »unterstützen und fördern können, wie ich es wünsche«. »Sollte uns ein Friedensschluss gelingen, so seid versichert, dass ich all meine Kräfte in Ungarn aufbieten würde; aber falls die Kriege, die um meinen eigenen Besitz toben, noch weiter anhalten – und ich bin mir sicher, das werden sie –, so will ich Euch zum Richter machen: Sollte ich dann nicht um meine eigene Verteidigung besorgt sein und all meine Ressourcen dafür aufwenden?« Der Kaiser schlug deshalb eine neue, radikal andere »Deutschlandstrategie« vor: Er übersandte Ferdinand den Entwurf für ein Edikt, das die Strafen, die er nach dem Wormser Reichstag gegen die Lutheraner verhängt hatte, aussetzte, weil »einige meiner Ratgeber der Meinung sind, dass wir durch eine solche Aussetzung beträchtliche Mengen an Fußvolk und Reiterei gewinnen können, die Ihr dann einsetzen könntet, wo es Euch beliebt, etwa als Verstärkungen in Ungarn«. Außerdem könnte ein Toleranzangebot an die Anhänger Luthers – selbst wenn es nur ein zeitweiliges war – dazu führen, wie Gattinara scharfsinnig anmerkte, »dass der Papst durch dieses Druckmittel zur Räson gebracht wird«.57

Diese noch vor Kurzem völlig undenkbare Idee – den Anhängern Luthers ihre Duldung gegen die Aushebung von Truppen zur Verteidigung Ungarns gleichsam zu verkaufen – war die Konsequenz aus den zutiefst beunruhigenden Nachrichten, die zuletzt am Kaiserhof eingetroffen waren. Im April 1526 hatte Sultan Süleyman Istanbul verlassen, an der Spitze eines riesigen Heeres samt Belagerungsgerät und dem notwendigen Tross. Im Juli überschritt er erstmals die Grenze zu Ungarn. Ferdinand flehte um den dringend benötigten Beistand, aber Karl gab ihm zur Antwort: »Ich habe bereits einen lästigen Türken, mit dem ich mich herumschlagen muss: den König von Frankreich.«58 Dann errang der Sultan im August bei Mohács einen überwältigenden Sieg; die Mehrheit der ungarischen Adligen und auch König Ludwig blieben tot auf dem Schlachtfeld zurück. Nach osmanischer Auffassung wurde Süleyman durch diesen Sieg zum Herrscher über Ungarn. Zwei Wochen später zog er in Buda ein und übertrug das Königreich einem seiner Gefolgsleute.

Dank seiner Heirat mit Ludwigs Schwester konnte Ferdinand beinahe sofort sicherstellen, dass er selbst zum böhmischen König gewählt wurde (schon Ludwig hatte neben Ungarn auch über Böhmen geherrscht). Mit der tatkräftigen Unterstützung seiner Schwester Maria, der Witwe Ludwigs, stellte er sich sodann gegen den Sultan und erhob seinerseits Anspruch auf die ungarische Königskrone. Jedoch stießen seine Appelle an die anderen Herrscher Europas, mit ihm gegen den »gemeinsamen Feind der Christenheit« ins Feld zu ziehen, weitgehend auf taube Ohren: Obwohl alle wussten, wie groß und wie unmittelbar die »Türkengefahr« tatsächlich war, zog doch weiterhin der Kampf um Oberitalien den Großteil ihrer Aufmerksamkeit und Ressourcen auf sich. Selbst Papst Clemens, der 5000 Söldner in Ungarn finanzierte, gab wesentlich mehr für den Krieg in der Lombardei aus. Als im September 1526 die Truppen Moncadas und der Familie Colonna mit vereinten Kräften in Rom eindrangen und ihn zur Geisel nahmen, war er auf dem falschen Fuß erwischt worden. Karl sollte später beteuern, dass »wir sehr verärgert waren über das, was Don Hugos Männer da versuchten«, aber das war gelogen: Indem er sich den Colonnas anschloss und Rom angriff, führte Moncada nur den ausdrücklichen Befehl seines Kaisers aus.59

Kurz bevor diese Neuigkeiten aus Rom an Karls Hof eintrafen, verlangten die Botschafter der vier großen Mächte, die in der Heiligen Liga von Cognac vertreten waren – England, Frankreich, der Heilige Stuhl und Venedig –, eine Audienz, um Karl ganz offiziell die Forderungen der Liga mitzuteilen. Das Gespräch verlief einigermaßen reibungslos – zumindest so lange, bis der französische Vertreter den Kaiser »aufforderte«, die französischen Prinzen (die inzwischen sieben und acht Jahre alt waren) gegen die Zahlung eines Lösegeldes freizugeben. Daraufhin konnte, wie der Nuntius Castiglione berichtete, »jedermann sehen, dass Seine Majestät stark verärgert war«, und »der Grund für diese Verärgerung bestand, wie Seine Majestät mir selbst erklärte, in dem Wort ›auffordern‹«, das »normalerweise gebraucht wird, wenn man Belagerte zur Übergabe auffordert, und dabei schwingen Bedrohung und Zerstörung mit«. Der englische Gesandte berichtete, dass Karl

»sich an den den französischen Botschafter wandte und sprach: ›Ich werde sie [die französischen Prinzen] nicht für Geld wieder hergeben. Ich habe kein Geld für ihren Vater genommen, und noch viel weniger werde ich Geld für seine Söhne nehmen. Bei einem vernünftigen Übereinkommen will ich sie gern ziehen lassen, aber nicht für Geld. [Und ich werde auch] den Versprechungen des Königs von Frankreich kein Vertrauen mehr schenken, denn er hat mich betrogen, wie es einem Prinzen von edlem Geblüt denkbar schlecht ansteht. Und was seine Ausrede angeht, er könne manche Dinge schlechterdings nicht erfüllen, ohne den Groll seiner Untertanen auf sich zu ziehen: Lasst ihn das erfüllen, was sehr wohl in seiner Macht steht und was er bei seiner Ehre als ein Fürst zu erfüllen gelobt hat. Das soll heißen: Entweder er erfüllt nun all seine Versprechen – oder er kehrt zurück in den Kerker.«

Der Kaiser beschloss die Audienz, indem er dem französischen Botschafter auftrug, seinem Herrn eine ritterliche Herausforderung zum Zweikampf zu überbringen: Sollte Franz sich weigern, in die Gefangenschaft zurückzukehren, »möge es Gott gefallen, dass wir unsere Meinungsverschiedenheit in einem Duell Mann gegen Mann beilegen, um den Tod so vieler unbescholtener Christen zu vermeiden«.60

Einige Tage darauf sandte Karl dem Papst einen bitteren, von Vorwürfen durchzogenen Brief, der sich nicht einmal an die üblichen Konventionen für ein Schreiben an den »Heiligen Vater« hielt, sondern Clemens mit tu anredete. Der Kaiser schrieb: »Es kann Dir nicht entgangen sein, dass Du durch meine Fürsprache und mit meiner Hilfe Papst geworden bist«, und doch »hast Du Feindseligkeiten gegen mich begonnen, bevor ich auch nur den Brief mit Deiner Kriegserklärung erhalten hatte, und Du willst mich nicht nur aus Italien vertreiben, sondern mir zugleich auch meine Kaiserwürde rauben.« Karl äußerte sein Bedauern darüber, dass er nicht schon früher auf die Beschwerden seiner deutschen Untertanen über die Päpste eingegangen sei, und drohte damit, persönlich ein Konzil einzuberufen, sollte Clemens seine Angriffe gegen ihn nicht einstellen. Dieses Konzil sollte der Korruption am päpstlichen Hof ein Ende bereiten und dringend nötige Reformen einleiten. Castiglione hielt die Antwort des Kaisers für »schärfer« als den vorangegangenen Brief.61 Gattinara wies den lateinischen Sekretär des Kaisers, Alfonso de Valdés, an, den Wortlaut dieses Schlagabtausches mit einem pointierten Kommentar zu versehen und zu veröffentlichen. Kurz darauf erschien das Bändchen in Spanien, Deutschland und den Niederlanden unter dem unbescheidenen Titel Pro Divo Carolo … Liber Apologeticus – »Verteidigung des göttlichen Karl …«.62 Lannoy erhielt außerdem die nötigen Mittel, um in Spanien eine Truppe von 9000 Mann auszuheben, die dem Herzog von Bourbon in der Lombardei als Verstärkung dienen sollten. Zwar wurde Lannoy durch Galeeren der Liga von Cognac unter dem Kommando des Genueser Patriziers Andrea Doria vor der ligurischen Küste abgefangen und dazu gezwungen, nach Neapel weiterzusegeln; Ferdinand jedoch schickte ein weiteres deutsches Truppenkontingent über die Alpen, das Bourbons Kräfte verstärkte, sodass kaiserliche Heere Rom nun von Norden und Süden her bedrohten.

An diesem Punkt geschah es – »gerade, als ich den letzten Dukaten eingetrieben und nach Italien geschickt hatte, den ich nur finden konnte« –, dass die Nachricht vom Verlust Ungarns und dem Tod des ungarischen Königs in Spanien ankam, zusammen mit dem dringenden Appell Ferdinands an seinen Bruder, dass dieser nun »mit dem König von Frankreich Frieden schließen und so viele Verbündete gewinnen« müsse, »wie [er] nur konnte«, damit alle Fürsten des christlichen Europas mit vereinten Kräften dem türkischen Vorstoß würden Einhalt gebieten können. Karl, der sich noch immer in Granada befand, bat unverzüglich seine Räte um ihre Meinung und die flehten wie zuvor schon Ferdinand, der Kaiser müsse »zu einer Einigung mit dem König von Frankreich gelangen, und wenn Ihr nicht die Bedingungen erhalten könnt, die Euch eigentlich zustehen, dann solltet Ihr annehmen, was immer die gegenwärtige Lage gestattet«. Außerdem sollte »Euer Majestät so schnell wie möglich von hier aufbrechen, so Gott will«, und die Cortes von Kastilien für Anfang 1527 nach Valladolid einberufen. Angesichts der »traurigen Nachrichten« aus Ungarn empfahlen Karls Ratgeber zudem, dass alle »Prälaten, Ordensleute und Stadtoberen ermahnt und angewiesen werden sollten, öffentliche Gebete und andere fromme Maßnahmen abzuhalten«, und dass »die Prediger in ihren Predigten die große Gefahr ausmalen sollen, die der Christenheit droht, um sie anzufeuern«. Karl selbst sollte seinem Bruder so viel Geld und so viele Truppen wie nur möglich schicken und zu diesem Zweck »die Ausgaben seines Haushalts und Hofes, insbesondere für Speise und Kleidung« reduzieren, »weil wir dem ganzen Königreich befehlen wollen, diesem Beispiel zu folgen«. Auch müsse er sicherstellen, dass die Soldaten, die das Königreich verteidigen sollten, bezahlt und bewaffnet würden.63

Das alles musste man Karl nicht zweimal sagen: Die »Zerstörung Ungarns« hatte ihn zutiefst erschüttert. Im November 1526 teilte er dem päpstlichen Nuntius mit, dass er nun willens sei, in seinem Streit mit Franz die Vermittlung Heinrichs oder Clemens’ anzunehmen, und dass er zur Erreichung »eines allgemeinen Friedens einwilligen werde, die Söhne des Königs ohne die Zahlung eines Lösegeldes freizulassen, wenn der König ihm nur dafür bürgte, dass er Frieden halten werde«. Dann wollte Karl nach Österreich gehen und die Verteidigung der Christenheit gegen die Türken persönlich anführen. In einem seltenen Moment der Selbstreflexion gab der Kaiser Castiglione gegenüber zu, dass

»er auch nur ein Mensch sei und seine Fehler habe, und unter anderem sei er zögerlich, wenn es gelte, Entscheidungen zu treffen, weshalb es durch sein Versäumnis schon oft zu Verzögerungen gekommen sei; nun jedoch wolle er sein Gemüt in den Griff bekommen und überaus fleißig sein, und er werde nicht ruhen, bis dieses Ziel erreicht sei. Was ihn betreffe, möge die ganze Welt Krieg gegen ihn führen, und der König von Frankreich solle sich doch Spanien holen, wenn es ihm beliebe; aber um die Türken zu schlagen, werde er, Karl, alles andere aufgeben.«64

Auch für Papst Clemens sollte der Verlust Ungarns ernste Konsequenzen haben. Zwar war er nun wieder auf freiem Fuß, wusste aber ganz genau, dass er allein Rom keinesfalls gegen Bourbon oder Lannoy würde verteidigen können – geschweige denn gegen beide zugleich. Er verließ also die Liga von Cognac, schloss mit Lannoy einen Waffenstillstand auf acht Monate (offenbar ohne zu bedenken, dass dieser für Bourbon nicht gelten würde) und begann, seine Truppen zu demobilisieren.

Der Kaiser

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