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6. Mülleimer
ОглавлениеNicht aus dem Haushalt, sondern aus dem Freundes-, Bekannten- oder Familienkreises sind Ihnen Mülleimer bekannt. All ihre Sorgen und Probleme werden bei Ihnen abgeladen. Sie selbst kommen gar nicht zu Wort, so dass nach dem Gespräch sich ein Gefühl der Schwere und Energielosigkeit entsteht, welches eigentlich ein neues Gespräch, aber mit einem Energiegeladenen, bedürfte. Gemeint sind hier explizit keine Therapiegespräche. Für so was wären sich die „negativen Mülleimer“ auch zu schade.
Gleiches gilt jedoch auch für positive Mülleimer. Auf sie getroffen und in ein Gespräch gegangen, erzählen sie von ihrem märchenhaften, sorgenfreien und strahlenden Leben, dass sich ein Schatten auf die Seele des Zuhörenden legt. Alles sei perfekt und schön, wird suggeriert, und der Zuhörende muss mit in den Kanon einstimmen, damit das Gespräch nicht abbricht. Leute, bei denen alles immer wahnsinnig gut läuft, und das in jedem Gespräch ausführlich darlegen, nenne ich deswegen „positive Mülleimer“. Jene sind auch in den sozialen Medien zu finden. Durch den Darstellungsdruck muss fast immer die Kamera oder das Handy laufen, und dort hat man positiv zu sein, weil, so die Annahme, niemand jemand schlechtgelaunten in seinem News-Feed haben will.
Wie schon in #51EZN in den Vorüberlegungen (Anm.: 0.1 und 0.2) vorgeschlagen, lohnt es sich zu überprüfen, ob ich derartige Mülleimer in meinem Umfeld habe. Zur Prüfung dessen eignet sich das Gewissen, wo mit einbezogen wird, ob ich als Zuhörer eventuell mal schlecht drauf war, und ich deswegen die Berichte des Bekannten oder der Bekannten als ausschließlich negativ respektive positiv erachtet habe. Wenn Sie bei sorgfältiger Prüfung zur Diagnose „positiver“ beziehungsweise „negativer Mülleimer“ kommen, brechen Sie den Kontakt ab.