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13. Sechstes Kapitel – Reise von Dusky-Bai nach Charlottens – Verrichtungen daselbst

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Sechstes Kapitel

Reise von Dusky-Bai nach Charlottens

Verrichtungen daselbst

Bei hohen Wellen aus Südwest und von ganzen Scharen rußbrauner Albatrosse und blauer Sturmvögel begleitet, steuerten wir gegen Norden. Je weiter wir an der Küste heraufkamen, desto niedriger schienen die Berge zu werden, und in den ersten vierundzwanzig Stunden stieg das Thermometer schon 7½ Grad. In der Gegend von Kap Foul-Wind, wo wir uns am 14. befanden, hörte der gute Wind auf und wurde uns, gleichsam um die Benennung des Kaps wahr zu machen, völlig zuwider.

Um 4 Uhr des folgenden Morgens gingen wir mit gutem Wind ostwärts und waren um 8 Uhr dem Kap Farewell gerade gegenüber. Das Land sah hier an der Küste flach und sandig aus, im Inneren des Landes aber ragten hohe Berge mit beschneiten Gipfeln empor. Als wir uns nachmittags gegen 4 Uhr ungefähr am Kap Stephens befanden, war kein Wind mehr zu spüren. Im Südwesten sahen wir dicke Wolken, und an der Südseite des Kaps regnete es. Bald darauf erblickte man dort plötzlich einen weißlichen Flecken auf der See, von der eine Wassersäule emporstieg, die wie eine gläserne Röhre anzusehen war.


Eine andere Dunstsäule senkte sich aus den Wolken herab und schien sich mit jener vereinigen zu wollen.


Dies erfolgte dann auch wirklich, und so entstand die Erscheinung, die Wasserhose, Trombe oder Waterspout genannt wird. Kurz darauf sahen wir noch drei andere Säulen, die ebenso wie die erste entstanden. Die nächste war etwa drei englische Meilen von uns entfernt und mochte am Fuß etwa 70 Klafter (1 Klafter = 1,80 m) dick sein.

Da die Natur und Ursache dieses Phänomens bis jetzt noch wenig bekannt ist, waren wir auf alle Umstände aufmerksam, die sich dabei ereigneten. Die Basis der Säulen, wo sich das Wasser heftig bewegte und in einer Spirallinie gleich einem Dunst emporstieg, nahm einen großen Fleck in der See ein, der gelblich in die Augen fiel, wenn die Sonne darauf schien. Die Säulen hatten eine zylindrische Form, doch waren sie nach oben hin dicker als am unteren Ende. Sie rückten schnell auf der Oberfläche der See weiter, da die Wolken ihnen aber nicht folgen konnten, bekamen sie eine schiefe, gebogene Richtung. Oft gingen sie nebeneinander vorbei, die eine hier-, die andere dorthin. Da es nun windstill war, schlossen wir aus der verschiedenen Bewegung der Wasserhosen, dass jede einen eigenen Wind hervorbringen und davon fortgetrieben werden müsse. Endlich brachen sie eine nach der anderen zusammen. Gleich nachher sahen wir, dass die See ungefähr zweihundert Klafter von uns an einer Stelle in heftige Bewegung geriet. Das Wasser kräuselte sich in einem Umfang von 50 bis 60 Faden gegen die Mitte hin und zerstäubte dann in Dunst, der durch die wirbelnde Bewegung in Form einer gewundenen Säule gegen die Wolken emporgetrieben wurde. Um diese Zeit fiel etwas Hagel auf das Schiff, und die Wolken hatten ein schrecklich schwarzes und schweres Aussehen. Gerade über dem Wasserwirbel senkte die Wolke sich langsam herab und nahm nach und nach die Gestalt einer langen, dünnen Röhre an. Man konnte deutlich sehen, wie das Wasser innerhalb des Wirbels aufwärtsgerissen wurde. Es dünkte uns auch wahrscheinlich, dass das Wasser keine dichte, sondern eine hohle Säule ausmache, und in dieser Vermutung wurden wir durch die Farbe bestärkt, die einer durchsichtigen gläsernen Röhre sehr ähnlich war. Kurz nachher brach auch diese letzte Wasserhose wie die anderen, nur mit dem Unterschied, dass sich, als sie auseinander riss, ein Blitzstrahl sehen ließ, dem jedoch kein Donner folgte. Diese ganze Zeit über befanden wir uns in einer höchst gefährlichen und beunruhigenden Lage. Die schreckensvolle Majestät dieser Naturerscheinung, die See und Wolken vereinigte, machte unsere ältesten Seeleute verlegen. Obschon sie solche Wassersäulen schon gesehen hatten, so waren sie doch noch nie so davon umgeben gewesen, und jeder wusste fürchterliche Geschichten zu erzählen, was für schreckliche Verwüstungen sie anrichten könnten, wenn sie über ein Schiff hinweggingen. Wir machten uns auch wirklich auf das Schlimmste gefasst und nahmen unsere Stangensegel ein. Man wollte wissen, dass Kanonenfeuer solche Wassersäulen zerteilt hätten, und es wurde deshalb auch Befehl gegeben, einen Vierpfünder in Bereitschaft zu halten, da aber die Leute wie gewöhnlich lange damit zubrachten, war die Gefahr vorüber, ehe der Versuch gemacht werden konnte.

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Entdeckungsreise in die Südsee und nach Tahiti – 1772-1775

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