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Abreise – Fahrt von Plymouth nach Madeira

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Abreise – Fahrt von Plymouth nach Madeira

Kaum war das Schiff „ENDEAVOUR“ im Jahre 1771 wieder nach England zurückgekommen, als man schon den Entwurf zu einer neuen Reise machte, auf welcher die südlichen Gegenden unserer Erdkugel weiter erforscht werden sollten. Zwei tüchtige, starke Schiffe, die „RESOLUTION“ und die „ADVENTURE“, wurden ausgerüstet und die Kapitäne James Cook und Tobias Furneaux zu Befehlshabern ernannt.


James Cook

Am 11. Juni erhielten mein Vater und ich Befehl, die Reise gleichfalls zu unternehmen, um Gegenstände der Naturgeschichte zu sammeln, zu beschreiben und zu zeichnen.


Johann Reinhold und Sohn Georg Forster

In möglichster Geschwindigkeit rüsteten wir uns zu diesem Vorhaben und schickten innerhalb neun Tagen unsere Reisegerätschaften an Bord der „RESULUTION“. Am 26. verließen wir London und kamen in zwei Tagen nach Plymouth, wo aber unser Schiff noch nicht eingetroffen war.

Früh am 3. Juli sahen wir die „RESULUTION“ auf der Reede vor Anker liegen. Kapitän Cook gedachte noch acht bis zehn Tage hier zuzubringen, und wir nutzten diese Zeit, die Zinnbergwerke in Cornwall zu besuchen. Kapitän Cook bekam in Plymouth Verhaltungsbefehle, denen zufolge er nach Madeira segeln, sich dort mit Wein versehen und am Kap der Guten Hoffnung anlegen sollte, um beide Schiffe mit Lebensmitteln zu versorgen. Von dort aus sollte er südlich laufen, um womöglich das Kap der Beschneidung zu entdecken, das der französische Entdecker Bouvet unter dem 54. Grad s. Br. und ungefähr 11 Grad ö. L. angibt. Entdeckte er dieses, so sollte er untersuchen, ob es festes Land oder nur Teil einer Insel sei. Dann sollte er die Entdeckungen fortsetzen und so weit als nur möglich gegen den Südpol vorzudringen versuchen. Sollte aber das Kap der Beschneidung nur das Vorgebirge einer Insel oder gar nicht aufzufinden sein, so blieb ihm übrig, so lange südwärts zu steuern, als er Hoffnung hätte, ein großes festes Land zu finden, alsdann aber seinen Lauf nach Osten zu richten und so nahe am Pol wie möglich rund um die Welt zu segeln. Sooft die Jahreszeit den Aufenthalt gefährlich machen würde, sollte er sich nach einem bekannten Ort gegen Norden unter milderen Himmelstrichen zurückziehen, um seine Leute zu erfrischen und die Schiffe instand zu setzen. In unvorhersehbaren Fällen könne er nach eigenem Gutdünken verfahren, und ginge unglücklicherweise die „RESOLUTION“ verloren, so sollte er die Fahrt mit dem kleineren Schiffe fortsetzen.


Historische deutschsprachige Schrift – Titelblatt – dritte Reise

Sonnabend, den 11. Juli, begaben wir uns an Bord. Am folgenden Tage, als der Wind ziemlich heftig blies, bemerkte mein Vater, der zufällig an Deck umherging, eine Änderung der Lage unseres Schiffes, und ihn dünkte auch, als wenn es auf die Klippen zutriebe. Er teilte diese Vermutung dem Lotsen Gilben mit, der sogleich bemerkte, dass die Kette, woran das Schiff lag, gebrochen war. Gleich auf den ersten Lärm waren alle Matrosen in Bewegung, die Segel wurden aufgespannt und die Kabel in Bereitschaft gesetzt, und nun liefen wir an der „ADVENTURE“ und an einem anderen Schiff vorbei und entgingen der großen Gefahr, an den Felsen zu scheitern. Unsere Seeleute schlossen aus diesem bedenklichen und glücklichen Vorfall auf einen günstigen Verlauf der ganzen Reise, und wir konnten nicht umhin, die Leitung der göttlichen Vorsehung in diesem wichtigen Augenblick zu erkennen, der alle unsere Hoffnungen beinahe vereitelt hätte.

Montags früh, am 13. Juli, segelten wir in Begleitung der „ADVENTURE“ von Plymouth ab. Ich sandte einen Abschiedsblick auf Englands fruchtbare Hügel zurück und ließ dem Gefühl freien Lauf, bis endlich die Heiterkeit des schönen Morgens und die Neuheit unserer Fahrt durch die glatte See Oberhand gewannen und die trüben Gedanken zerstreuten. Bald blieb der berühmte hohe Leuchtturm hinter uns, der mitten im Meer auf dem Felsen Eddistone erbaut ist und den man unmöglich anschauen kann, ohne für die einsamen Wächter zu zittern, die oft drei Monate lang, von aller Gemeinschaft mit dem festen Lande abgeschnitten, dort zubringen müssen.

In dem Maße, wie wir uns vom Lande entfernten, wurde der Wind heftiger. Die Wellen wuchsen, das Schiff rollte von einer Seite zur anderen, und die der See nicht gewohnt waren, ja selbst einige der ältesten Seeleute, litten nun unter der Seekrankheit. Diese Übelkeit war aber nicht bei allen von gleicher Dauer, und nach drei Tagen fanden wir uns durch gewärmten Portwein mit Zucker und Gewürzen wiederhergestellt. Am 22. sahen wir den Leuchtturm bei Coruña. Wir hatten völlige Windstille, die See war glatt wie ein Spiegel, und Kornfelder, umzäunte Weiden, kleine Dörfer und adlige Höfe verschönerten die bergige Landschaft. Abends sahen wir ein spanisches Fischerboot und setzten ein Boot aus, um frische Fische zu kaufen. Die Oberfläche des Meeres war mit Tausenden von kleinen Krabben bedeckt. Das kleine Fahrzeug war eine Tartane aus Marseille, mit 100 Tonnen Mehl für Coruña beladen. Die Leute baten um frisches Wasser, weil sie durch widrige Winde zwei Monate verschlagen worden waren und sich seit vierzehn Tagen nur von Brot und einer kleinen Portion Wein genährt hatten. Der Offizier, der unser Boot kommandierte, schickte sogleich die leeren Fässer an das Schiff, um sie füllen zu lassen, und die armen Leute nahmen sie mit solchen Mienen wieder in Empfang, aus welchen die lebhafteste Freude strahlte. Sie dankten dem Himmel und uns und freuten sich, dass sie endlich wieder Feuer machen und etwas Warmes genießen könnten.

Am folgenden Nachmittag segelten drei spanische Kriegsschiffe nach dem Hafen Ferrol vorbei. Eins schien 74 Kanonen, die anderen zwei aber nur 60 zu führen. Das letzte zog englische Flaggen auf, nachdem wir aber die unsrige gezeigt, ließ es sie wieder herunter, feuerte eine Kanone ab und steckte die spanische Flagge auf. Bald darauf feuerte es eine Kugel nach der „ADVENTURE“ ab, weil wir aber fortsegelten, ohne uns an sein Feuern zu kehren, kam das spanische Schiff zurück und schoss noch eine Kugel ab, die dicht vor dem Schiff vorbeiging. Kapitän Cook ließ nun unser Schiff in den Wind legen, und die „ADVENTURE“ tat ein Gleiches. Der Spanier rief dies Schiff auf Englisch an und fragte, was für eine Fregatte da vor ihnen wäre, wobei er auf uns zeigte. Sobald er eine Antwort bekommen hatte, wollte er auf eine ähnliche Frage, die man ihm vorlegte, nicht antworten, sondern erwiderte: „Ich wünsche Euch glückliche Reise!“ Nach diesem Auftritt, der für die „Herren der See“ nicht gerade schmeichelhaft war, setzten wir unsere Reise fort und passierten in der Nacht das Kap Finisterre. Einige Meerschweine schwammen vorüber, und das Meer leuchtete. Besonders schienen die Spitzen der Wellen und das Kielwasser aus einer Masse von lauter Licht zu bestehen.

Am 28. erblickten wir gegen 6 Uhr morgens die Insel Porto Santo, die vier bis fünf deutsche Meilen lang, unfruchtbar und schlecht bewohnt ist. Sie hat nur eine Stadt, die in einem Tal liegt, das dem Anschein nach voller Weinberge ist. Kurz darauf kamen wir auf die Höhe von Madeira und der Inseln Desertas, die unsere Seeleute die Deserteurs zu nennen pflegten. Die Stadt Santa Cruz auf Madeira lag nachmittags um 6 Uhr gerade vor uns. Wir sahen die Berge von tiefen Klüften und Tälern durchschnitten und auf den Bergrücken verschiedene Landhäuser, deren anmutige Lage zwischen Weinbergen und hohen Zypressen der Gegend ein romantisches Aussehen gab. Wir wurden mit Booten in die Reede von Funchal bugsiert, weil es völlig windstill war, und erst in dunkler Nacht kamen wir vor Anker.

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Entdeckungsreise in die Südsee und nach Tahiti – 1772-1775

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