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8. Übung

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Wächst nun die Aufmerksamkeitskraft weiter, so können wir weitere Veränderungen im Üben erleben. Das Bild wird immer leuchtender – umso mehr, als wir es geschehen lassen –, wird größer und kommt uns näher. Das sind Ausdrucksformen, die nicht genau das Erlebnis wiedergeben, sie deuten nur eine Richtung an, in welche sich die Veränderung bewegt. Der Übende wird diese Beschreibungsversuche in der Erfahrung wiedererkennen, zurechtrücken, wird dann wissen, was mit ihnen gemeint ist. Man hat die Empfindung, das Bild und der Übende rücken einander immer näher, bis sie dann zur völligen Deckung kommen, das heißt, man erlebt sich mit dem Bild identisch. Das Bild ist bei diesem Erlebnis keineswegs mehr statisch: Was man als Identität erlebt, ist nicht ein Löffel, sondern ein Löffeln, nicht eine Tasse, sondern ein «Tassen», ein Verb, ein Funktionieren. Zunächst kann das als befremdend empfunden werden; setzt man den Übungsweg fort, so wird immer klarer, was man als Identität erlebt. Bei diesem Grad der Konzentriertheit verliert man die Worte und Begriffe, lässt sie wegfallen, es bleibt ein reines «Das», eine Bewegung, die zum Begriff führen könnte, und mit dieser Bewegung der denkenden-vorstellenden Aufmerksamkeit fühlt man sich identisch, mit der Entstehungsidee, dem Wesen des Gegenstandes: Man wird zu seinem schöpferischen Verstehen. Wir sind beim reinen Denken / Vorstellen angelangt.

Besprechung der 8. Übung

Die geschilderte Erfahrung hat eine Ähnlichkeit mit Erlebnissen im Theater oder Konzert, wo wir selbstvergessen das Geschehen auf der Bühne oder der Musik mitmachen, bis zum Gerührtwerden von der Fiktion – ist sie eine Fiktion? –, nur dass bei der Übung die ästhetische Anziehung, das von außen Gebotene fehlt, wir tun alles. Gerade das ist die Stärke der Übung und führt zum nächsten Schritt, der beim ästhetischen Erleben kaum vorkommen kann. Im Hintergrund des Identitätserlebnisses steht nämlich die Tatsache, dass die Aufmerksamkeit unser seelisch-geistiges Wesen ist.8 Gerade deshalb erleben wir sie für gewöhnlich nicht, wir sind identisch mit ihr. Es wird uns nur bewusst, wo die Aufmerksamkeit zu einer Form wird, ihr jeweiliges Objekt. Wird die Aufmerksamkeit ungewöhnlich intensiv, so tritt die Identität mit dem Objekt bewusst auf. Ganz besonders, wenn das Objekt selbst schon aus der Aufmerksamkeit besteht, wie beim Bild oder Gedanken – «aktive Aufmerksamkeit» –, und von außen nichts gegeben ist.

Der sanfte Wille

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