Читать книгу Toter Regens - guter Regens - Georg Langenhorst - Страница 16

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Kellert und Thiele spazierten ziellos durch die Ringanlage, die sich um die Altstadt Friedensbergs zog. Früher war die Stadt von einem Schutzwall mit Wassergraben umgeben gewesen. Im neunzehnten Jahrhundert war die Schutzfunktion längst obsolet geworden. Man hatte die Anlage geschliffen und daraus einen Park gemacht, eine grüne Lunge, die seitdem die Innenstadt von Friedensberg umschloss. Kurz vor Mittag war hier nicht viel los. Einige alte Frauen saßen auf den Bänken, in gemächliche Gespräche vertieft. Ein älterer Herr streute Brotkrummen aus, um die Tauben und Spatzen zu füttern. Ein würziger Frühherbstduft lag in der Luft.

Der Kommissar versuchte seine Gedanken zu ordnen. „Wenig Verwertbares, scheint mir“, knurrte er. Von der kriminaltechnischen Untersuchung war ein weiterer Zwischenbericht gekommen, der letztlich keinerlei hilfreiche Erkenntnisse brachte. Zu viele allgemeine Spuren, zu wenig Konkretes. „Ein Haus voller Spannungen ist das“, meinte Thiele. „Also das wäre nun wirklich nichts für mich. Da kann jederzeit etwas hochkochen. Aber so viele Männer so eng auf einem Haufen! Erstaunlich, dass da nicht viel häufiger etwas passiert … oder dass wir es zumindest nicht erfahren.“

Kellert hatte nur mit halbem Ohr zugehört. Irgendwie wirkte er abwesend. Als sei er nicht ganz bei der Sache. Er blickte grübelnd zu den bunt gefärbten Kronen der mächtigen alten Kastanienbäume auf. In diesem trockenen Jahr hatte sich das Laub früher verfärbt als sonst üblich. Einzelne stachelige Fruchthülsen lagen bereits aufgeplatzt auf dem Boden. Dazwischen blitzende braune Kugeln. Mit schwungvollem Fußtritt beförderte er eine in das Gebüsch. Noch eine. Die innere Unzufriedenheit war ihm überdeutlich anzusehen. Thiele schwieg, schielte zu seinem Chef hinüber. ‚Komm, Bernd Kellert, bleib am Fall! Zeig deinen Biss!‘, ermahnte sich dieser.

„Okay“, meinte Kellert nach einigen weiteren Wegmetern, nun mit Entschlossenheit. „Ich werde jetzt erst mal etwas essen gehen. Und heute Nachmittag spreche ich mit diesen Hausschwestern im Priesterseminar. Frauen haben ja doch immer noch einen anderen Blick auf die Dinge. Vielleicht kriege ich da ein bisschen mehr heraus. Mal sehen, eventuell ergibt sich auch ein Gespräch mit den Jungs, die dort wohnen.

Und du“ – er blickte erst auf seinen Mitarbeiter, dann auf den Notizblick in seiner rechten Hand – „findest mal heraus, wo sich dieser geschasste Seminarist, dieser Brunnhuber, befindet. Vielleicht sprichst du auch schon mal mit ihm, wenn du ihn antriffst. Und check mal ab, wie man diesen Domkapitular Dr. Soundso erreichen kann. Der Sache möchte ich auf jeden Fall nachgehen. Soll keiner sagen, wir gäben uns keine Mühe!“

Toter Regens - guter Regens

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