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Ausbombung
ОглавлениеWenn wirklich etwas passierte war keine Zeit, Angst zu haben. Eines Nachts im Jahr 1943 rief mein Vater aufgeregt „Anziehen, in den Keller gehen!“ und man hörte, dass es ihm Ernst war. Es war ein anderer Ton als sonst bei den Luftalarmen. Er hatte aus dem Fenster gesehen und am Himmel Leuchtzeichen, sogenannte „Tannenbäume“ erblickt. Die hatte es vorher nicht gegeben. Sie markierten für die Bombenflieger die Bereiche, in denen sie ihre Bombenlast abladen sollten. Wir waren kaum in unserem provisorischen Luftschutzkeller angekommen, als das Licht ausging und ein ungeheurer Lärm begann. Ich muss das Bewusstsein verloren haben. Denn später sagte meine Mutter, ich hätte geschrien. Aber daran erinnere ich mich nicht. Meine Erinnerung setzt wieder ein, als der Lärm vorbei war und wir aus dem Keller heraus wollten. Wir gingen in den Nachbarraum, der eine Ladeluke zur Straße hin besaß. Als wir hinausklettern wollten, riss die Mutter uns zurück, weil ein brennender Balken vom Dach auf die Straße fiel. Danach kletterten wir hinaus und begaben uns in den Park, der dem Alsenplatz gegenüber lag. Hier waren wir sicher.
Gefühle hatte ich überhaupt keine. Ich war quasi nur Auge, das die Umgebung in sich einsaugte. Zwischen uns im Park und unserem Wohnhaus befand sich im Eckhaus eine Apotheke. Die Apotheke brannte und unter ihr im Keller spielten sich Explosionen ab. Das heißt aus den Kellerfenstern zischten Flammenstrahlen heraus, die die ganze Breite der davor liegenden Straße überdeckten. Gelegentlich erfolgte ein Knall und der Feuerstrahl verlängerte und verbreitete sich. Die Häuserfront, die links den Alsenplatz begrenzte, stand in Flammen. Bei einem dieser vierstöckigen Häuser leuchtete Feuer aus allen Fenstern vom Erdgeschoss bis zum obersten Stockwerk. Dann sah ich, wie sich die Fensterfront ohne ihren inneren Zusammenhalt zu verlieren langsam nach vorne neigte und wie ein Kistendeckel umklappte.