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Amor in der Hofburg Seitensprünge im Kaiserhaus

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Frankreich war das Mekka des Mätressentums, doch hatten auch englische und polnische Regenten, ja sogar mehrere Päpste, ihre Kurtisanen. Nur jene Gespielinnen, zu denen die Herrscher in aller Öffentlichkeit standen, wurden »Mätressen« genannt, die Liebschaften der Habsburger werden im allgemeinen nicht so bezeichnet, da man sie meist geheimhielt.

Anders bei Katharina Schratt, deren Beziehung zu Kaiser Franz Joseph in allen Teilen der Monarchie bekannt war, die aber stets nur als »Seelenfreundin« bezeichnet wurde. Da sie auch als – überaus angesehene – Schauspielerin des Burgtheaters tätig war, täte man ihr wohl unrecht, sie Mätresse zu nennen.

Wie auch immer, Kaiserin Elisabeth war schon nach wenigen Ehejahren ständig auf Reisen, und so hatte Franz Joseph bald bei anderen Frauen Trost gesucht. Weniger bekannt als die Beziehung zur Schratt ist des Kaisers Verhältnis mit Anna Nahowski, der Gattin eines Beamten der k. u. k. Südbahngesellschaft. Der Monarch hatte die erst Fünfzehnjährige 1875 während eines Spaziergangs im öffentlich zugänglichen Kammergarten von Schönbrunn kennengelernt und ihr später eine Villa in der Maxingstraße geschenkt, in der er sie vierzehn Jahre lang regelmäßig besuchte. Der Liaison entstammen, wie wir den Tagebüchern der Anna Nahowski entnehmen können, zwei illegitime Kinder: Helene, die später den Komponisten Alban Berg heiratete, und Franz Josef, ein begabter Maler, der aber infolge einer Nervenkrankheit mehrere Jahre in Heilanstalten verbringen mußte und schließlich Selbstmord beging.

Franz Joseph war nicht der einzige österreichische Monarch, dessen Seitensprünge bekannt wurden. Kaiser Josef I., der am Beginn des 18. Jahrhunderts regierte, hatte seine ersten Amouren gleich nach der Hochzeit. Die Witwe Catarina di Balbino gilt ebenso als seine Geliebte wie deren Tochter und auch eine Gräfin Marianne Pálffy. Französische Geheimagenten meldeten nach Paris, »daß der Kaiser während der Konferenzen bei Hof Liebesbriefe an seine Mätressen« verfaßte.

Nach Josefs Tod übernahm in Wien dessen Bruder Karl VI. die Herrschaft. Seine Favoritin war die Italienerin Mariana Pignatelli, die Michael Graf Althann, des Kaisers bester Freund, »aufheiraten« mußte, wie es damals hieß, um sie gesellschaftsfähig zu machen.

Auch Karls Tochter, Maria Theresia, hatte »Familienprobleme«. Ihrem Mann Franz Stephan, dem sie sechzehn Kinder schenkte, werden etliche Romanzen nachgesagt, wobei diese auch politische Konsequenzen hatten: Des Kaisers Liebesleben führte zur Gründung der »Keuschheitskommission«, mit deren Hilfe außereheliche Beziehungen verhindert werden sollten. Der Erfolg freilich hielt sich in Grenzen.

Kein Kind von Traurigkeit war auch Maria Theresias ältester Sohn, Kaiser Josef II. In Biografien wird darauf hingewiesen, daß der Kaufmann Josef Pargfrieder – auf dessen Heldenberg der siegreiche Feldmarschall Radetzky beigesetzt wurde – ein unehelicher Sohn des Kaisers gewesen sei.

Der lebenslustigste aller Habsburger war aber Josefs Bruder und Nachfolger, Kaiser Leopold II. Namentlich bekannt sind seine Geliebten Lady Anne Cowper, Comtesse Josepha von Erdödy und vor allem die schöne Tänzerin Livia Raimondi, die er noch in seiner Funktion als Großherzog von Toskana kennengelernt hatte: Studenten pfiffen sie während eines Ballettabends in Pisa aus, worüber sich die Künstlerin bei Leopold beschwerte. Nach der Audienz wurden zarte Bande geknüpft, denen ein Sohn namens Luigi entsprang. Im Jahr, in dem dieser zur Welt kam, gebar ihm auch seine Gemahlin Maria Luise ein Kind – das sechzehnte!

Als Leopold im Jahre 1790 Kaiser wurde, ließ er Livia samt Sohn nach Wien übersiedeln. Obwohl er hier mittlerweile in der Gräfin Prichovsky eine neue Geliebte gefunden hatte.

Soviel zur Situation im österreichischen Kaiserhaus, in dem Ehen selten echte Liebesbeziehungen waren, wurden sie doch sehr oft nur geschlossen, um – Tu felix Austria nube – Politik zu machen und »ebenbürtige Thronfolger« zu zeugen. Josef II. etwa hatte seine ihm von seiner Mutter aufgezwungene zweite Frau Maria Josepha in einem Brief als »kleine und dicke Gestalt ohne jugendlichen Reiz« beschrieben, »die Bläschen und rote Flecken im Gesicht und häßliche Zähne« hätte. Der Kaiser soll sie nie berührt haben.

Am Rande sei noch erwähnt, daß sich auch Kurt Schuschnigg, der letzte Regierungschef der Ersten Republik – wenn schon nicht direkt in der Hofburg, so im gegenüberliegenden Kanzleramt am Ballhausplatz (in dem schon Metternichs außereheliche Eskapaden für Aufsehen gesorgt hatten) – in einer prekären Situation befand. Bei Schuschnigg war es die Beziehung zu einer geschiedenen Frau, die die Gemüter erregte: 1936, ein Jahr nachdem seine erste Frau Herma bei einem Autounfall tragisch ums Leben gekommen war, verliebte sich Schuschnigg in die 32jährige Gräfin Vera Fugger. Der streng katholische Kanzler dachte ernsthaft an einen Rückzug aus der Politik, faßte dann aber den Entschluß, Österreich angesichts der akuten Bedrohung durch Hitler-Deutschland nicht im Stich zu lassen. »Aus moralisch-politischen Gründen« verzichtete er auf eine Heirat, solange er in der Regierung saß. Veras erste Ehe mit dem Grafen Fugger wurde 1937 kirchlich annulliert, da sie angeblich »nicht vollzogen« worden war. Wenige Wochen nach seiner Verhaftung im März 1938 heiratete Schuschnigg die geliebte Frau in der Wiener Dominikanerkirche. Da er das Gestapo-Gefängnis nicht verlassen durfte, wurde er bei der Trauung durch seinen Bruder Artur »vertreten«.

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