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Zungendiagnose und Ba Gang

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Ich möchte Ihnen noch ein Rüstzeug für die korrekte Anwendung dieses Buches und damit der Chinesischen Medizin mitgeben: die Zungendiagnose. Wenn Sie die Zunge sorgfältig ansehen, um eine Kräutertherapie erstmalig zu verabreichen, und vor allem auch die Veränderungen der Zunge während der Kräutertherapie, während der westlichen Therapie und im Laufe der Lebenszeit, die Sie chinesisch begleiten, können Sie (fast) nichts falsch machen. Alle Kräuter und Kräutermischungen, als Granulate oder Rohdrogen verabreicht, die ich in diesem Buch empfehle, sind ungiftig und können dem Körper im schlimmsten Falle Durchfall, Magenschmerzen und Erbrechen bescheren. WENN Sie die Anwendungshinweise beachten UND WENN Sie die Zunge sorgfältig ansehen! Jeder kann sich seine Zunge oder die der anderen ansehen. Viele Zungen anzusehen bedeutet, Erfahrungen mit der Zungendiagnostik zu sammeln. Diese Erfahrung über Monate und Jahre hilft dabei, immer sicherer die Verbindung des Zungenbildes mit einer zugrundeliegenden Störung im Körper in Verbindung zu bringen. DARUM sage ich meinen Studenten immer wieder:

Wenn du keine Erfahrung hast, nutze die Erfahrung eines anderen! Im Falle dieses Buches nutzen Sie meine Erfahrung, nutzen Sie die Erfahrung meiner Patienten mit den chinesischen Kräutern, nutzen Sie die Erfahrung bekannter Ärzte für Onkologie, der Krebsspezialisten in China, nutzen Sie die Erfahrung meines Lehrers und Meisters François Ramakers, die er zu seinen Lebzeiten als einer DER Krebsspezialisten der Chinesischen Medizin gemacht hat. Ich würde mich selbst niemals nur auf eine Studie über ein Medikament oder ein Kraut verlassen. Persönliche Erfahrungen mit Behandlungsmethoden sind mir ganz wichtig. So waren meine Patienten über die Jahre in meiner Praxis immer wieder Versuchskaninchen für neue Methoden und neue Anwendungen. Als TCM-Arzt muss man oft die Kohlen aus dem Feuer holen, nicht, weil man mehr weiß oder besser ist als die anderen, sondern weil die Patienten ja bei all den anderen schon WAREN. So muss man ein bisschen über den Tellerrand blicken und hoffen, dass sich dort ein guter Ansatz für eine wirksame Therapie findet.

Die Ba Gang, die acht Prinzipien, fassen das chinesische Denkgerüst in der Medizin am effektivsten zusammen. Vergleichen Sie es zum Beispiel mit dem Finden eines Weges. Alleine mit den Anweisungen «links» oder «rechts» gelangen Sie zum richtigen Weg, der Sie ans Ziel bringt.


Ganz einfach, WENN man nicht links mit rechts und umgekehrt verwechselt! So ist das auch bei den Ba Gang. Das Ziel ist, dass Yin und Yang im Gleichgewicht sind.


Eine Definition von Gesundheit auf Chinesisch lautet, dass Yin und Yang in Harmonie sind. Die Abweichungen von dieser Harmonie beschreiben die Ba Gang: Wenn das Yang überwiegt, muss man es Ableiten oder das Yin aufbauen. Wenn das Yin überwiegt, muss man das Yin in Yang umbauen und das Yang aktivieren.


Die Ba Gang beschreiben, was Yang ist und was Yin. Yang ist außen, Hitze, Fülle. Yin ist innen, Kälte, Leere.

Biao (außen)Li (innen)
Re (Hitze)Han (Kälte)
Shi (Fülle)Xu (Leere)
YangYin

Für unsere Zwecke der orientierenden Zungendiagnose wollen wir wissen, ob Yang vorliegt oder Yin. Yang ist alles auf der linken Seite, Yin ist alles auf der rechten Seite. Dabei stehen die Paare immer in Korrelation. Zum Beispiel ist der Zungenbelag weiter außen als der Zungenkörper und so weiter.

Biao (außen): Zungenbelag (ZB)Li (innen): Zungenkörper (ZK)
Re (Hitze): ZK: rote Punkte oder Flächen; ZB: dicker gelber ZB (Fülle) – kein ZB (Blut-Yin-Mangel)Han (Kälte): ZK normal, blass, ev. bläulich; ZB: weißlich vermehrt
Shi (Fülle): ZK: geschwollen, «größer», angespannt; ZB: dick, vermehrtXu (Leere): ZK: klein, «schlaff», blass-blau; ZB: normal, wenig
Yang: zusammengefasst «Fülle, Kraft, Blockade, volle Hitze»Yin: «Mangel, Schwäche, fehlende Blockade, Kälte»

Bei der Zungendiagnose betrachten wir immer zuerst den Zungenkörper (ZK), also den muskulären Körper des Organs Zunge. Da sehen wir uns Form (groß, klein, dick, dünn, breit, schmal), Farbe (blass, rot, bläulich, livid) und Beschaffenheit (angespannt, schlaff, zittert oder zittert nicht, weicht in eine Richtung ab, starr oder biegsam) an und ob es Risse gibt und wo diese sind. Dann betrachten wir den Zungenbelag (ZB), also die Schicht, die auf der Zunge so wie Butter auf einem Brot liegt.


Beim Zungenbelag sehen wir uns an, ob er überall vorhanden ist (fehlt zum Beispiel im Leber-Areal), die Dicke (dünn, dick), die Farbe (gelb, weiß, schwarz) und den Ort der Veränderung. Ein normaler Zungenbelag ist weißlich, dünn und überall vorhanden.

Ist der Zungenbelag gelb, so ist das ein Zeichen von Hitze.

Ist der Zungenbelag weiß, so ist das ein Zeichen von Kälte.

Ist der Zungenbelag schwarz, so ist das ein Zeichen von extremer Hitze oder extremer Kälte.

Für die Orte auf der Zunge gibt es zwei Landkarten. Die erste Landkarte ist eine alte, welche die fünf Elemente berücksichtigt.


Dabei erkennt man die Areale, welche bestimmten Organen im Körper zugeschrieben werden. Diese Zuteilung gilt sowohl für den Zungenkörper als auch für den Zungenbelag. Die moderne Karte zeigt die Korrespondenz der Zunge mit den drei Teilen des Körpers: oben, Mitte und unten, was den drei Erwärmern San Jiao entspricht.


Hier ein Bild der drei Erwärmer des Körpers, welches gleich auch die Korrelation mit dem Puls in drei Positionen zeigt:


Der dreifache Erwärmer und die Wärmeregulation

Der dreifache Erwärmer beschreibt die Dreiteilung des Körpers: Der obere Erwärmer ist alles ÜBER dem Zwerchfell, der mittlere Erwärmer alles zwischen Zwerchfell und Bauchnabel und der untere Erwärmer alles UNTERHALB des Bauchnabels. Im oberen Erwärmer sind die Zang-Organe Herz und Lunge beheimatet, im mittleren Erwärmer Leber und Milz und im unteren Erwärmer die linke und die rechte Niere. Körperwärme bedeutet, dass der Körper die Kerntemperatur konstant auf 37 Grad Celsius hält. Diese Temperatur ist notwendig, damit alle Stoffwechselmechanismen im Körper funktionieren. Nur bei 37 Grad Celsius können wir zum Beispiel verdauen, nur dann wirken all die Verdauungsenzyme. Wenn also Yin und Yang in Harmonie sind, also das Organ mit seiner Funktion, ist die Körpertemperatur beim Menschen genau 37 Grad. Diese Temperatur wird durch mehrere Organe im Körper konstant gehalten. Das wärmeregulierende Organ des oberen Erwärmers ist die Lunge. Durch die Atmung kann der Körper Hitze abgeben und kühlende Luft einatmen. Die Schweißdrüsen in der Haut, chinesisch Teil der Lunge, geben Schweiß ab und kühlen dadurch die Körperoberfläche. Die Lunge mit der Haut ist das zentrale Regulationsorgan der Körpertemperatur. Das wärmeregulierende Organ des mittleren Erwärmers ist die Milz. Sie produziert aus Nahrung und Atemluft Qi, die Energie der Wärme, und Blut, die Kühlflüssigkeit im Körper. Ist die Milz müde, ist uns kalt, da sie nicht genug Qi herstellt. Ist zu wenig Blut da, überwiegt in Relation das Qi und wir sind hitzig. Das wärmeregulierende Organ des unteren Erwärmers ist die Niere. Das in ihr gespeicherte Yin ist die Basis allen Blutes und die Basis der Kühlung im Körper. Das in ihr gespeicherte Yang ist die Basis allen Qi und die Basis der gesamten Wärme im Körper. Das merkt man zum Beispiel anhand der Hitzewallungen, wenn in den Wechseljahren das Yin weniger wird und das Yang überwiegt. Und man merkt es, wenn durch Erschöpfung das Yang der Niere geschwächt ist und Kälte im unteren Teil des Körpers spürbar wird. Somit leistet jeder Erwärmer des Körpers, der obere, der mittlere und der untere Erwärmer, seinen Beitrag für die konstante Körperwärme. Daher stammt wohl sein Name.

Die gesunde Zunge passt genau in den Mund, hat also keine Zahnabdrücke und keine Risse. Die Farbe des Zungenkörpers ist blass-rot, da Körpersäfte in der Zunge das Blut verdünnen. Der Zungenbelag ist dünn und weißlich und überall vorhanden. Im hinteren Drittel darf er etwas vermehrt sein, da dieses Areal auch dem Dickdarm entspricht und dieser hat auch normalerweise oft vermehrt eingedickte Feuchtigkeit.


Wenn Sie unter die Zunge blicken, indem Sie die Zunge zum Gaumen anheben, sehen Sie die Zungengrundvenen.


Normalerweise sind die Zungengrundvenen kaum zu sehen. SIND sie zu sehen und wirken verbreitert und verlängert (über das Zungenbändchen hinaus), deutet das auf eine Blut-Stagnation hin.

Wichtig ist, dass Sie unterscheiden können zwischen einem blassen Zungenkörper und einem roten, zwischen einem breiten mit Zahneindrücken seitlich (dann ist der ZK auf jeden Fall vergrößert!) und einem schmalen, ob er Risse hat oder nicht. Ein Riss bedeutet, dass dort Substanz, also Yin, fehlt. Die Lokalisation sagt Ihnen, wo, in welchem Organ.

Wichtig ist, dass Sie erkennen können, ob der Zungenbelag normal, vermehrt oder vermindert ist oder sogar fehlt.

Zeichen für Hitze sind ein roter Zungenkörper und ein gelber Zungenbelag. Feuchte Hitze (oder heißer Schleim) zeigt sich an einem roten Zungenkörper mit dickem Zungenbelag. Latente Hitze zeigt einzelne rote Punkte im Zungenkörper. Leere Hitze ist jene Hitze, die bei einem Yin-Mangel auftritt. Sie zeigt sich durch einen roten Zungenkörper mit wenig oder fehlendem Belag. Yin-Mangel zeigt sich durch einen kleinen Zungenkörper ODER einen Zungenkörper mit Rissen an den Stellen, die den Organen mit Yin-Mangel entsprechen. Ein Nieren-Yin-Mangel, Niere als Basis allen Yin, zeigt sich durch eine kleine Zunge oder viele Risse im ganzen Zungenkörper.

Chinesische Medizin gegen Krebs

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