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Huo Xue Qu Yu

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Damit meint man die Aktivierung des Blutes (Xue) und der Blutzirkulation, welche dann in Gefahr ist, wenn eine Blut-Stagnation vorhanden ist oder droht. Die Blut-Stagnation ist, wie oben beschrieben, oft schon Teil der Entstehung des Krebses, IMMER aber vorhanden im Laufe der fortschreitenden Erkrankung. Tumor bedeutet Geschwulst oder Wucherung, oft tast- oder darstellbar als Knoten. Tumor an sich ist noch nichts Schlimmes. Die meisten Tumoren sind gutartig und nur eine knotige Ansammlung gewebseigenen oder -fremden Materials. Beim gutartigen Tumor haben wir auch keine Blut-Stagnation. Chinesisch steckt hinter gutartigen Tumoren meist Schleim. Bösartige Tumoren sind dagegen Konglomerate aus Blut-Stagnation («da fließt noch ein bisschen Blut»), Blut-Stase («Blut ist geronnen, da fließt nichts mehr»), Schleim («Unverdautes», bei uns oft als «Schlacken» bezeichnet), Toxinen («Gifte», westlich Stoffwechselendprodukte, die liegen bleiben, weil sie keiner abtransportiert) und Hitze (westliche Entzündungen).


Im bösartigen Tumor funktioniert die Mikrozirkulation nicht mehr gut. Stoffwechsel und Blutgerinnung kommen zum Erliegen, das Gewebe stirbt ab. Totes Gewebe bezeichnen wir chinesisch als Stase. Um die Stase fließt es viel schlechter: Es kommt zur Stagnation.

An dieser Stelle eine kurze Zusammenfassung der Faktoren, die zu einer Blut-Stagnation führen. Dabei sei noch eine bei uns sehr beliebte Patt-Stellung zwischen Feuchtigkeit (Unverdautes, noch nicht eingedickt) und Hitze (der «Eindicker») genannt: die feuchte Hitze. Feuchtigkeit (Unverdautes von einer müden Milz, welche Klares von Trübem nicht trennt) ist kühl, ein Yin-Pathogen, und sinkt ab. Hitze ist heiß, ein Yang-Pathogen, und steigt auf. Treffen sie sich, versucht die Feuchtigkeit, die Hitze zu kühlen, schafft es aber nicht ganz. Die Hitze versucht die Feuchtigkeit zu trocknen, schafft es aber auch nicht ganz, wie bei einem Feuer, das man mit einem feuchten Tuch löschen möchte. Das Endergebnis ist feuchte Hitze, ein Hin und Her zwischen Feuchtigkeit und Hitze, das den Kampf des Körpers gegen diese Pathogene versinnbildlicht, und diese entspricht chronischen Entzündungen. Zum Beispiel ist die chronische Entzündung des Dickdarms bei der Colitis ulcerosa feuchte Hitze und ein Nährboden für Krebs.


Die Therapie des Huo Xue Qu Yu, die Behandlung von Blut-Stagnation und Blut-Stase, wird entweder präventiv angewandt, um zu verhindern, dass es zu einer Blut-Stagnation kommt, oder trifft in einem späten Stadium der Erkrankung auf den Tumor.

Sind Zeichen von Blut-Stagnation vorhanden, hat das in der Chinesischen Medizin absolute Priorität.

Blut-Stase, also «totes Fleisch», kann der Körper bis zu einem gewissen Teil selbst abbauen, wird aber bei uns meist chirurgisch entfernt.

Blut-Stagnation entspricht westlich oft einer Störung der Kapillardurchblutung, der Mikrozirkulation. Kapillaren bilden ein unendlich feines Netz an Blutgefäßen, welches jedes Gewebe inklusive Knochen und Blutgefäße selbst durchzieht, mit Blut und Nährstoffen versorgt und von Stoffwechselendprodukten befreit. Steigt die Zahl der Blutplättchen im Blut (Thrombozyten), steigen die Viskosität, die Zähflüssigkeit, des Blutes und der Fibrinogen-Spiegel, verstopfen sich die Kapillaren, und ihr Gewebe wird nicht mehr ausreichend versorgt. Blut-Stagnation und Blut-Stase sind die Folge. Wir kennen die Folgen in der westlichen Welt sehr gut: Herzinfarkt, Schlaganfall, Thrombosen. Bei Krebs tritt Blut-Stagnation immer in seiner Umgebung auf. Zeichen von Blut-Stagnation an der Zunge sind eine dunkle oder blau-violette Verfärbung des Zungenkörpers und eine Stauung der Zungenuntergrundvenen. Da sich die Leber über die Blockade ärgert, kommt fast immer noch eine «angespannte Leber» (Leber-Qi-Stagnation) hinzu. Dicker gelber Belag als Zeichen für Schleim und Hitze kann noch Hinweise auf die Entstehungsgeschichte liefern.


Weiters findet man auch bläuliche Lippen, blau-violette Verfärbungen an der Haut und den Schleimhäuten, gestaute Venen und Venolen (die kleinen Venen), oft als Besenreiser bezeichnet. Die Lokalisation der Verfärbungen und Venen kann weitere Hinweise auf die vorliegende Erkrankung liefern. Dabei werden die Akupunktur-Bahnen, die Meridiane, als anatomische Beschreibung und Wegweiser nach innen genutzt.

Spontane Blutungen können VOR einer Blut-Stagnation auftreten. Die Gefäße von Menschen, die Blut-Stagnation haben, sind meist deutlich zerbrechlicher und weniger biegsam, sodass kleinste Verletzungen der Gefäße zu Blutungen führen können. Denken Sie an Zigarettenrauch, welcher, wenn inhaliert, den Körper mit Teerprodukten versorgt, welches direkt die Gefäße schädigt und verklebt, und Nikotin, welches die Gefäße dann gleich noch enger stellt und damit den Blutfluss doppelt behindert.

Das Zigarettenrauchen ist das Paradebeispiel für einen Blut-Stagnations-Verursacher!

Kräuter, die Blut bewegen, werden in drei Gruppen eingeteilt:

1 Kräuter, die das Blut nähren, damit den Blutfluss erhöhen und so Blockaden wegreißen; zum Beispiel Radix Angelicae Sinensis (DANG GUI, chinesische Engelwurz)

2 Kräuter, welche die Viskosität des Blutes und die Verformbarkeit der im Blut schwimmenden Zellen erhöhen; zum Beispiel Rhizoma Ligustici (CHUAN XIONG, Mutterwurz, mit unserem Liebstöckel verwandt)

3 Kräuter, welche das «Blut brechen», indem sie wie Dynamit die Blockaden wegsprengen; zum Beispiel Semen Persicae (TAO REN, Pfirsichkernsamen)

Blutbewegende Kräuter und Formeln verändern die Viskosität des Blutes, helfen, den normalen Blutfluss aufrechtzuerhalten, beeinflussen die Verklumpung von roten Blutzellen und Blutplättchen, helfen, die normale Mikrozirkulation wieder herzustellen, stärken das Gefäßsystem und die Wände der Gefäße und regulieren den Blutfluss. Dr. Pan Mingji, der bekannte chinesische Krebsforscher, stellte fest, dass 90 Prozent aller Krebspatienten einen abnormen Blutfluss haben. Des Weiteren fand er heraus, dass die meisten Krebspatienten einen hohen Fibrinogen-Spiegel und eine gesteigerte Gerinnungsneigung im Blut haben. Tumoren nutzen das körpereigene Fibrinogen, um sich damit einzuhüllen und vor Immunzellen des angreifenden Immunsystems zu schützen. Blutbewegende Kräuter helfen, diesen Fibrinogen-Mantel abzureißen. Bösartige Tumoren haben oft eine schlechtere Blutversorgung und müssen meist mit weniger Sauerstoff auskommen als das umgebende Gewebe des Körpers. Chinesische blutbewegende Kräuter erhöhen die Versorgung der Tumorzellen mit Blut und Sauerstoff, sodass Chemotherapie BESSER zu den Tumorzellen gelangen kann und Bestrahlung, welche in gut oxygenierten (mit viel Sauerstoff angereicherten) Geweben deutlich stärker wirkt, EFFEKTIVER eingesetzt werden kann. Außerdem ist die Regeneration des umliegenden Gewebes besser.

Blutbewegende Kräuter erhöhen die Wirksamkeit und Verträglichkeit von Chemotherapie und Bestrahlung deutlich.

Diesen Effekt macht sich eine andere Therapie auch zunutze: die lokale Hyperthermie. Dabei werden Tumorzellen dadurch zerstört, dass man sie überhitzt. Das umliegende Gewebe hat eine gute Blutversorgung und kann die Hitze schnell abtransportieren ohne Schaden zu nehmen. Nicht so der Tumor.

Blut ist Kühlflüssigkeit,

und wenn ein Tumor eine schlechte Blutversorgung hat, wird er bei Überhitzung nicht gut gekühlt und stirbt. Im Falle der lokalen Hyperthermie daher keine blutbewegenden Kräuter anwenden!

Metastasierende Zellen, das sind Zellen des Tumors, die über das Blutgefäßsystem oder die Lymphe auf Wanderschaft gehen, brauchen eine bestimmte Blutviskosität, um wandern zu können und sich in fernen Organen einzunisten. Manche Tumoren schütten ein Hormon aus, das die Blutviskosität und die Gefäßwände verändert, um leichter voranzukommen. Derzeit laufen mehrere Studien, um zu beweisen, dass blutbewegende Kräuter die Viskosität positiv beeinflussen, sodass Metastasierung seltener erfolgt.

Unter dieser Kräutergruppe gibt es auch einige, welche direkt tumorschädigendes Potenzial haben.

Chinesische Medizin gegen Krebs

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