Читать книгу Chinesische Medizin gegen Krebs - Georg Weidinger - Страница 8

Einleitung

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Ich kann mich gut an eine Patientin erinnern, die ich in meiner Ausbildung zum Allgemeinmediziner an der Lungenabteilung des Krankenhauses Lainz kennengelernt habe. Sie ist ins Spital gekommen, um ihre zunehmende Atemnot abklären zu lassen. Bei der Durchuntersuchung stellte sich dann heraus, dass sie Lungenkrebs hatte. Und ich kann mich gut an die Visite erinnern, während der der Herr Oberarzt ihr die Diagnose und die geplante Therapie offenbarte. Nachdem sie den ersten Schock überwunden hatte, fragte sie den Herrn Oberarzt, ob sie selbst etwas zur Heilung beitragen könnte, vielleicht mit Ernährung, vielleicht mit Kräutermedizin, vielleicht mit gezielter Bewegung, wie zum Beispiel Qigong. «Sie können essen, was Sie wollen! Achten Sie vor allem darauf, dass Sie kein Gewicht verlieren. Bewegung ist auf jeden Fall gut, egal welche. Aber Kräuter bringen gar nichts!», so die Antwort des Herrn Oberarztes. Nach der Visite kam die Patientin dann direkt zu mir, um von mir noch Genaueres zu erfahren. «Kann ich nicht selbst noch etwas tun? Kennen Sie nicht vielleicht ein paar Kräuter, welche in meinem Fall helfen könnten? Ich möchte wirklich alles tun, was möglich ist, damit ich wieder gesund werde!», so ihre Formulierung. Doch zu diesem Zeitpunkt hatte ich noch keine Ahnung, was man als Patient selbst zur Genesung beitragen konnte. Ich wusste nicht, was ich dieser Dame raten sollte. Genau dafür habe ich dieses Buch geschrieben.

So erging es mir in der Arztausbildung immer wieder. Ausgerechnet zu mir kamen die Patienten, um mich nach Alternativen zur Schulmedizin zu fragen, obwohl ich zur damaligen Zeit noch weit davon entfernt war, Alternativarzt («Arzt außerhalb der Schulmedizin») oder besser gesagt Komplementärarzt («Arzt mit ergänzender Behandlung zur Schulmedizin») zu werden. Ich war ein Suchender, auf der Suche nach einer Heilung für mein Asthma, und das dürften die Patienten gespürt haben.

Das Leben stellt uns immer wieder vor Aufgaben, denen wir scheinbar nicht gewachsen sind. Wir sollten uns Zeit geben zu überlegen und um die nötige Ruhe und Klarheit für unsere Handlungen zu finden. Dann schaffen wir die steilsten Hänge. Die Diagnose Krebs erschüttert uns alle bis ins Mark. Doch wir haben das Glück, hier im Westen durch unsere großartige medizinische Versorgung zumeist frühzeitig draufzukommen und schnellstmöglich auf die Erkrankung reagieren zu können. Unsere westliche Medizin bietet vielerlei Therapien mit dem Ziel an, dem Tumor möglichst radikal und schnell den Garaus zu machen. Leider kommt heute diese Therapie meist einer Kriegserklärung gleich und leider wird oft bei dem darauffolgenden Kampf mehr zerstört als nur der Krebs. Wenn der Krebs dadurch wenigstens vollständig entfernt werden kann, nimmt man das oft gerne in Kauf. Aber was, wenn nicht? Und was, wenn die Kollateralschäden des Kampfes den Nutzen der Therapie bei weitem übertreffen?

In solchen Momenten ist man sehr empfänglich für Heilsversprechen aller Art. Und wenn Sie dann von Spontan- und Selbstheilungen, von Wundermitteln und allerlei Heilsmethoden mit Handauflegen und beschwörenden Worten in Büchern und im Internet lesen, werden Sie geneigt sein, das Produkt gleich einmal zu bestellen. Um nichts unversucht zu lassen, ruft man dann getreu dem Motto «Hilft‘s nichts, so schadet‘s nichts!» gleich einmal beim Wunderheiler an.

Solche Heilsversprechen kann ich Ihnen leider nicht bieten! Ich darf Ihnen aber eine uralte Medizin vorstellen, die Krebs seit mehreren tausend Jahren behandelt, einmal mehr, einmal weniger erfolgreich, nämlich die Chinesische Medizin. Und damit diese auf dem neuesten Wissensstand ist, wird in China und schön langsam auch bei uns im Westen fleißig geforscht und werden vermehrt Studien zur Wirksamkeit durchgeführt.

Dieses Wissen, das ich so von meinem Lehrer François Ramakers lernen durfte, zusammen mit dem klinischen Wissen heutiger Krebsspezialisten für Chinesische Medizin in China, zusammen mit meiner persönlichen Erfahrung mit Chinesischer Medizin der letzten 25 Jahre, bildet die Basis für die Ausführungen in diesem Buch.

François Ramakers hat selbst zweimal in seinem Leben Krebs gehabt. Das erste Mal mit etwa 30 Jahren: Pankreaskopfkarzinom. Da er durch die Chinesische Medizin geheilt wurde, widmete er sein ganzes Leben der Erforschung der Wirksamkeit Chinesischer Medizin, vor allem gegen Krebs. «Macht IHR etwas aus all dem Wissen! Ich habe keine Zeit fürs Schreiben!», sagte François zu uns, seinen Studenten, er, der ewig Getriebene und ständig und überall Lehrende. Auch deshalb schreibe ich dieses Buch.

Nicht für jede Formel chinesischer Kräuter in diesem Buch gibt es heute schon eine klinische Studie. Aber in der Praxis ist jeder Therapievorschlag hundertfach erprobt! Die westliche Medizin fordert im Sinne der EBM, der Evidenzbasierten Medizin, also der «beweisbasierten Medizin», für jede medizinische Behandlung klar definierte Studien. Doch Studien kosten viel Geld und dieses wird jener zur Verfügung stellen, der sich davon einen Profit erhofft. So gibt es die pharmakologischen Studien bei uns, die durch die Pharmaindustrie selbst bezahlt werden. So laufen viele Studien an chinesischen Einrichtungen für Chinesische Medizin mit der Hoffnung auf den Geldsegen aufgrund der Ergebnisse. Das große Problem bei den Studien mit chinesischen Kräutern ist, dass die Therapie meist stark an den Patienten angepasst werden muss. Wir sprechen von «individualisierter» Therapie. So wird es schwierig, genügend Patienten für eine Studie zur Verfügung zu haben, wenn jeder dann eine andere Kräutermischung bekommt.

Ich spreche in diesem Buch nicht von «Traditioneller Chinesischer Medizin», sondern von «Chinesischer Medizin». Die Chinesische Medizin inkludiert das alte Wissen aus China der dokumentierten letzten 2 300 Jahre UND die neuen Erkenntnisse der Chinesischen Medizin sowie der traditionellen Arzneien in China, den USA und Europa. Dabei werden neue Ansätze entwickelt und ausprobiert, Mischungen aus chinesischen Kräutern in Kombination mit westlichem Wissen erprobt und es wird versucht, eine Art «Weltmedizin» zu formen, die allen Menschen zur Verfügung stehen soll. Übrigens verwende ich in dem Buch die Diktion «die Chinesen sagen», oder «chinesisch bedeutet das» und meine damit «in der Chinesischen Medizin sagen wir» oder «in der Chinesischen Medizin bedeutet das». So spreche ich auch zu meinen Studenten und meinen Patienten, wie es eben ein europäischer «Chinesendoktor» tut.

«Medizin ist keine Wissenschaft! Medizin ist ausprobieren und schauen, was passiert!», hat schon mein Vater, der Internist und ärztlicher Leiter eines Wiener Spitals war, gesagt. Wir nennen das «empirische Wissenschaft». Und das ist im Endeffekt auch das, was zählt: Es wirkt oder es wirkt nicht! Denken Sie an all unsere Medikamente, die gerade am Markt sind. Damit ein Medikament zugelassen wurde, mussten die Unternehmen klar definierte Studien vorlegen, welche die Wirksamkeit und die überschaubare Nebenwirksamkeit beweisen. Und dann sehen Sie sich Metastudien an, die man nach Jahren der Anwendung eines bestimmten Medikaments macht, um zu sehen, ob all die Versprechen der Wirksamkeit und sinnhaften Anwendung erfüllt wurden, oder ob nicht vielleicht durch die Anwendung ganz andere neue Erkrankungen entstanden sind. Sehen Sie sich solche Studien zum Beispiel bei Osteoporose-Mitteln, Cholesterinsenkern oder Blutdrucksenkern an! Und sehr schnell werden Sie bemerken, warum bei uns medizinisches Wissen von vor zehn Jahren oft als bereits komplett veraltet gilt.

Ist es nicht herrlich, dann mit einer Medizinform zu arbeiten, die sich über die Jahrtausende bewährt hat? Ist es nicht vermessen, dann für jede Anwendung eine Studie zu fordern, wenn sich diese in der Praxis der letzten Jahrhunderte tausendfach bewährt hat, und das ganz ohne Nebenwirkungen?

Unser Umgang mit dem Wissen der Welt erinnert mich oft an den Stil des mitteleuropäischen Kolonialismus der letzten Jahrhunderte: Man nimmt sich das, was man brauchen kann, und den Rest entwertet man mit der Bezeichnung «vorsintflutlich» oder «hinterwäldlerisch». Doch dann macht sich ein Arzt, eine Ärztin, ein Institut, eine Klinik, die Mühe und leistet sich den finanziellen Aufwand einer Studie, bestätigt mit dieser das uralte Wissen der Chinesischen Medizin und siehe da, auf einmal hat man es «eh schon immer gewusst» und kann nun das uralte Wissen als neueste Therapieform verkaufen … So sind wir hier im Westen …

Chinesische Medizin gegen Krebs

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