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Grundlagen der chinesischen Krebstherapie

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Prinzipiell besprechen wir die Anwendung der chinesischen Kräuter bei Krebs. Chinesische Medizin besteht aber aus viel mehr. Da gibt es die Akupunktur, die chinesische Massageform Tuina, Qigong, Tai-Chi, die Ernährungsmedizin, die Lebensführung und eben die Kräuter, also die Medikamente. Traditionell unterscheidet man Therapien an der Energie, dem Qi, und Therapien an der Substanz, dem Blut, dem Yin, dem Jing. Solange eine Störung rein «energetisch» ist, also Beschwerden macht, die noch keine körperliche Entsprechung haben, kann man gut mit Therapien an der Energie wie Akupunktur, Tai-Chi, Qigong arbeiten. Schwere und chronische Krankheiten gehen an die Substanz und dann braucht man Therapien an der Substanz, die chinesischen Kräuter und auch die tägliche Ernährung.

Chinesische Krebstherapie bedeutet Kräutergabe als Basis, Ernährung als Hausübung und Akupunktur für die Psyche und gegen bestimmte Beschwerden wie Schmerzen, Übelkeit und Nervenirritationen (beginnende Polyneuropathie). Akupunktur hat eine psychisch aufhellende Wirkung und sollte daher großzügig begleitend angewandt werden. In meiner Praxis kombiniere ich die Akupunktur sehr gerne mit Lasertherapie, da die modernen Infrarotsoftlaser genügend Leistung ins Gewebe übertragen und damit lokal den Stoffwechsel effizient aktivieren können. Vor allem bei Schmerzen und Gefühlsstörungen im Rahmen der Polyneuropathie ist diese Therapie sehr effektiv.

Bereits im Huang Di Nei Jing («Yellow Emperor’s Inner Classic», «Innerer Klassiker des Gelben Kaisers») von etwa 220 vor Christi Geburt wird eine exakte Beschreibung der Natur von Krebs geliefert, wenn dieser unbehandelt bleibt. Ling Shu, Kapitel 81 (Eigenübersetzung aus dem Englischen mit eingefügten Kommentaren):

«Qi Bo antwortet: Die Kanäle mit Blut versorgen und beschützen; Blut fließt und zirkuliert ohne Halt ... Dringt Kälte ein, bleibt das Blut stehen (es koaguliert). Das stehende Blut bildet eine Blockade in den großen Kanälen. Das aufrechte Qi (Zheng-Qi, entspricht dem Immunsystem im weitesten Sinne) kann nicht weiter und dreht vor der Blockade um, sodass es nicht gegen das böse Qi (Xie-Qi, die Verletzung oder die Infektion oder die Läsion) ankommt. So entstehen Schwellungen und Geschwüre. Wenn die eingedrungene Kälte in Hitze umgewandelt wird (das, was unsere «Entzündungsreaktion» macht), entsteht Fäulnis (ein Tumor oder ein Abszess). Das zerstörte Gewebe bildet toxische Hitze (Eiter). Kann diese nicht abfließen, verrottet das Fleisch (das Gewebe). Das Verrotten von Fleisch und Organen schädigt die Knochen (wo unsere Reserven lagern ...). Das wiederum schädigt das Mark, sodass dieses die Knochen nicht mehr versorgen kann. Das Blut wird leer und hohl (Anämie, Blutarmut). Dadurch werden die Sehnen, Knochen, Muskeln und Organe nicht mehr gut versorgt. Die großen Kanäle sind besiegt, werden löchrig und verlieren Qi und Blut. Trüb werden alle fünf Vollorgane (trüb, weil Klares und Trübes nicht mehr getrennt wird, durch Metastasen). Sind die Organe verletzt, droht der Tod.»

Kälte → Blut-Stagnation → Abwehr-Qi↓ → Tumoren und Entzündungen → Blutarmut, Gewebszerstörung und Abbau im ganzen Körper → Kachexie (Abmagerung) und Blutungen → Tod

Die alte Chinesische Medizin zu dieser Zeit erkannte vor allem Kälte von außen, sei es als Kältekrankheiten wie Infektionen, sei es durch falsche Ernährung mit viel Kälte, also mit Rohem, sei es durch emotionale Kälte in der Familie oder in der Arbeit, alles mit anfänglichen Symptomen der Kälte, als Hauptverursacher verschiedenster Erkrankungen im Körper. Diese Kälte konnte eindringen, weil der Körper geschwächt ist, weil er ein schwaches Zheng-Qi, hat, und dann entsteht die Blut-Stagnation, die Blockade des Blutes, und der Teufelskreis aus Hitze (Entzündung, weil der Körper die Kälte umwandelt), weiterer Zheng-Qi-Schwächung und Blutmangel mit zunehmender Körperschwächung entsteht.

Dieses traditionelle Verständnis trifft nun auf unsere moderne Welt, auch in China. Selbst in China macht die Chinesische Medizin gerade eine große Wandlung durch, vor allem beeinflusst durch den Westen und seine Vorstellung von den chemischen Prozessen im Körper. Dabei vollzieht auch die chinesische Kräutertherapie einen Wandel: Unter dem Druck des Westens, Studien zur Wirksamkeit chinesischer Kräuter vorzulegen, werden die alten Therapiekonzepte häufig vereinfacht und statt komplexer Kräuterkombinationen Einzelkräuter verabreicht. Die Wirksamkeit dieser Kräuter kann damit erfolgreich nachgewiesen werden, hat aber nichts mehr mit der alten Chinesischen Medizin zu tun.

Der Wandel schreitet voran und so finden wir unter «Chinesischer Medizin» eine breite Melange aus altem Wissen und modernen Anwendungen. Entscheidend ist die Wirksamkeit, sei es durch moderne Studien überprüft oder durch jahrhundertelange Anwendung belegt.

Wie auch in der westlichen Medizin sprechen wir in der Chinesischen Medizin von einer «multifaktoriellen» Entstehung von Krebs. Das heißt, mehrere Faktoren treffen zusammen und gerade diese Kombination über einen meist längeren Zeitraum lässt den Tumor entstehen. In unserer Medizin gibt es bei Krebs dann eine Diagnose und einen Namen, zum Beispiel «Lungenkrebs». Chinesisch können ganz viele verschiedene Erkrankungen dahinterstecken. So ist nicht der Name «Lungenkrebs» oder «Dickdarmkrebs» entscheidend, sondern zum Beispiel «feuchte Hitze in der Gallenblase», und diese kann nicht nur Gallenblasenkrebs machen, sondern auch ganz viele verschiedene andere Erkrankungen.

Verschiedene Verletzungen treffen auf ein bestimmtes Individuum.

Jedes Individuum hat eine bestimmte Anlage, eine bestimmte Schwachstelle, bestimmte ererbte Gene. Diese «Konstitution» trifft dann auf den Alltag und die tägliche Lebensführung.

Die Aufgabe der Chinesischen Medizin ist es, die Schwachstelle frühzeitig zu erkennen und auszugleichen.

Denken Sie an obiges historisches Beispiel aus dem Huang Di Nei Jing der eingedrungenen Kälte. Wäre das Abwehr-Qi (Zheng-Qi) stark, weil der Betroffene sich gut trainiert und auf die Ernährung achtet, könnte Kälte gar nicht eindringen. Und wüsste er von seiner Schwäche mit der Kälte, könnte er diese meiden, indem er sich viel wärmer anzieht, regelmäßig warm isst und trinkt und auf Harmonie in Familie und Arbeit achtet. Und die ganze Kaskade an möglichen Erkrankungen wäre erst gar nicht entstanden ...

So hat man zum Beispiel auch in mehreren westlichen Studien nachgewiesen, dass Aflatoxin, das Toxin des Schimmelpilzes Aspergillus flavus, Leberkrebs auslöst. Wenn man sich aber vegan ernährt, entsteht kein Leberkrebs, da durch diese Ernährungsform die Leber entlastet und damit deutlich stärker wird und nun auch mit dem Toxin fertig wird.

Zur chinesischen Behandlung von Krebs brauchen wir zwei Diagnosen: die westliche und die chinesische. Für die westliche Diagnose gibt es einen Namen (zum Beispiel Coloncarzinom T1N0M0) der Krebsform mit Beschreibungen aus Blutuntersuchungen mit Tumormarkern, bildgebenden Verfahren, Scans, Staging (wie weit der Tumor in Wachstum und Ausbreitung fortgeschritten ist) und Prognose. Für die chinesische Diagnose gibt es meist zwei bis drei Namen (zum Beispiel Blut-Stagnation, leere Hitze, Nieren-Yin-Mangel) mit Beschreibungen aus der Puls- und Zungendiagnose, dem Aussehen, dem Geruch, der Farbe, der Lautstärke der Stimme sowie dem Strahlen (dem «Shen») von Augen und Gesicht.



Dazu kommen noch die subjektiv beschriebenen Symptome des Patienten wie Schmerzen, Appetit, Magen-Darm-Probleme, Stuhlqualität und -quantität, Gewichtsprobleme, Durst, Schlaf, Körpertemperatur, persönliche Kraft, abnormes Schwitzen, Stimmungslage.

Wichtig ist dann noch die Erhebung der Patientengeschichte mit Informationen zu Lebensführung, Ernährung, Bewegung, Schlafverhalten, chronischem Stress, Depression, Alkohol- und Drogenkonsum sowie ob der Patient giftigen Substanzen ausgesetzt ist.

Zwei Faktoren sind die Meilensteine chinesischer Gesundheit: Guter Schlaf und regelmäßiger (täglicher gut geformter) Stuhl!

Bei Frauen kommt dann traditionell chinesisch noch die regelmäßige, beschwerdefreie Regelblutung dazu, da sie ein Ausdruck der Gesundheit der Gebärmutter ist, dem wahren Zentrum der Frau.

Schläft jemand nicht gut, kann sich der Körper in der Nacht nicht ausreichend regenerieren und alle am Tag entstandenen Schäden in den einzelnen Zellen nicht hinreichend reparieren. Guter Schlaf erlaubt es dem Wie-Qi, dem oberflächlichen Abwehr-Qi der Lunge und Teil des Zheng-Qi, in zwölf Zyklen durch den ganzen Körper zu zirkulieren, um wirklich jede einzelne Zelle zu erreichen und im Falle des Falles zu reparieren. Westlich entspricht das der Wirkung der Wachstumshormone, welche bei Erwachsenen nur in der Nacht zur Regeneration des Körpers wirksam sind. Die Wachstumshormone werden beim schlafenden Menschen nur im Tiefschlaf, dem Slow Wave Sleep (SWS) oder Delta-Schlaf, ausgeschüttet. Die Chinesen sagen: Der gesunde Schlaf ist traumlos. Man träumt nur in der REM-Phase. Folgt nach dieser eine Non-REM-Phase mit Delta-Schlaf, können wir uns an den Traum nicht mehr erinnern. Traumlos!

Der tiefe Schlaf ermöglicht es auch der Leber, effektiv zu entgiften, sowohl von Chemikalien als auch von Chemotherapeutika als auch EMOTIONAL, da, chinesisch gesprochen, die Leber unser «emotionalstes Organ» ist.

Tiefer Schlaf schafft einen ruhigen Geist, dieser ist wiederum Teil eines gesunden Immunsystems.

Ein gut geformter regelmäßiger Stuhl spricht für eine gute Verdauungsfunktion. Der Körper holt sich alles aus der Nahrung heraus, was er braucht, und scheidet den Rest aus. Der Rest ist gesunderweise eine gut geformte Stuhlwurst einmal am Tag. Chinesisch sprechen wir vom Verdauungsapparat als Mitte oder Milz oder Pi. Wenn es der Mitte gut geht, produziert sie viel Qi und Blut, der Mensch hat dann viel Energie, sieht gesund aus und fühlt sich auch so.

Gerade während einer Chemotherapie ist es unbedingt notwendig, die Mitte kräftig zu erhalten, um die Regeneration des Körpers von der Behandlung zu ermöglichen. Viele Patienten beschreiben, dass sie sich seit der Diagnose «Krebs» viel mehr um ihre Mitte kümmern (was ich in meinen Büchern als «lieb sein zur Mitte» oder «lieb sein zur Milz» bezeichne) und trotz Krebstherapie viel besser fühlen als all die Jahre zuvor. Das bestärkt mich in meiner Überzeugung, dass eine gesunde Mitte die Voraussetzung für Gesundheit generell ist.

Chinesische Medizin gegen Krebs

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