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Die Welt-Ethik-Charta

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Am Anfang steht eine verpflichtende Welt-Ethik, ähnlich wie die UN-Charta, aber im Gegensatz zu ihr müsste sie alle Wertekulturen einbeziehen.

Eine bindende Welt-Ethik kann nicht für alle gleich sein, denn die Menschheit entwickelte unterschiedliche Kulturen, und somit glauben die Menschen an individuelle Werte. Zumindest meinen sie das. Schauen wir aber genauer hin, so stimmen die Grundwerte für ein erfolgreiches Zusammenleben erstaunlich überein.

Was irritiert, sind die religiösen Herleitungen und Interpretationen dieser Grundwerte. Auch wenn wir die vielen Religionen und Weltanschauungen nicht gründlich genug kennen, der Beweis für eine weitgehende Übereinstimmung der Grundwerte liegt in der Notwendigkeit für ein fruchtbares soziales Miteinander.

Wenn eine Gesellschaft gedeihen soll, sind gewisse Grundwerte unverzichtbar. Diese Werte wurden von jeder Gesellschaftsgruppe, also jeder Ethnie auf dieser Welt hervorgebracht oder von anderen übernommen.

Wir können also davon ausgehen, dass es überall eine Ethik zum Schutz des menschlichen Lebens gibt. Wie dieser Schutz und dessen Ausnahmen interpretiert und gelebt werden, ist eine Frage der jeweiligen Kultur. Und hier gibt es in der Tat grosse Differenzen. Jetzt könnte man meinen, dass mit dieser Vielfalt ein Welt-Ethik-Projekt bereits in Frage gestellt ist.

Keineswegs! Wir müssten nur bei allen Wertebekenntnissen die Auslegungen zur Seite lassen, um die grundlegenden Werte herauszuschälen, auf die sich die Auslegungen beziehen.

So könnten wir die Substanz für eine Welt-Ethik-Charta herausfiltern. Gleichgültig in welche Religion wir hineinschauen, die Zerstrittenheit innerhalb einer Glaubensgemeinschaft beruht immer auf unterschiedlicher Auslegung der Grundwerte und deren spiritueller Herleitung.

Anstatt einer gemeinsamen Entwicklung spalteten sich die Religionen auf, indem Reformer die Bewahrer verliessen. Wer in diese Debatten eintaucht, steht tatsächlich auf verlorenem Posten.

Nein, es kann nur um die integrativen Grundwerte gehen, und diese müssen in der jeweiligen Sprache und den jeweiligen Verständnisbildern dokumentiert sein, mit der anschliessenden Übersetzung in eine Gemeinschaftssprache, das heisst ins Englische. So wird die Charta eine Basis erhalten, die aus Hunderten von Grundwertformulierungen besteht.

Wir haben ja leider die Angewohnheit, alles über gemeinsame Nenner zu komprimieren. Das wäre bereits der erste entscheidende Fehler. Denn jede Kulturgruppe muss sich in dieser Charta wiederfinden. Andernfalls ginge eine durchgängige Akzeptanz bereits schon zu Anfang verloren. Jede Ethnie muss die sozialfördernden ethischen Gesetze ihrer Kultur vor Augen haben, wenn es darum geht, das eigene Handeln zu bewerten.

Erst jetzt kommt der nächste Schritt. Nämlich die Antwort auf die Frage: Welche Entwicklung müssten die Gesellschaften mit ihren Wertewelten durchlaufen, um sich schlussendlich in eine friedlich kooperierende Weltengemeinschaft zu integrieren, die gemeinsam die Verantwortung für eine gedeihliche Zukunft übernähme?

Hier ist die Antwort verblüffend einfach. Alle Werte, die innerhalb der Kulturen die Grundlage für ein friedliches Miteinander ausmachen, können eins zu eins auf die Beziehungen nach aussen angewendet werden. Einzige Ausnahmen stellen die «modernen» Exzesse wie die Ressourcen-Ausbeutung, Umweltzerstörung, Überbevölkerung und die generelle Aggression weltwirtschaftlicher Dominanz dar.

Eine derart dramatische Entwicklung wurde von den weisen Urhebern der Sittengesetze nicht vorhergesehen. Aber in diesen Themen (ausser Überbevölkerung) sind sich die Kulturen weltweit einig, wenn, ja wenn wir die merkantilen Argumente ausklammern. Aber gerade da werden die Welt-Ethik-Instrumente ihre machtvolle Wirkung entfalten. Sie werden die Ausbeutung sowie die machtpolitische Willkür unter Kontrolle bringen.

Aber zurück zur Struktur der Vision. Wir streben also die Erfassung der Grundwerte aller Kulturen an, und wir stellen die Anforderung, diese Werte auch nach aussen wirken zu lassen. Damit würde die Ausgrenzung kulturfremder Menschen entfallen. Das würde auch das Ende von Kriegen bedeuten, die immer alle sozialen Werte einer gesellschaftlichen Entwicklung auf den Kopf stellen. Man redet den Streitkräften ein, dass sie gerade wegen des Erhalts dieser Werte die Anderen (Feinde) zu vernichten haben. Eine international gültige Festschreibung der integrativen Werte würde eine solche Verdrehung nicht mehr zulassen.

Das sei nichts anderes als eine masslose Utopie? Kein Staat würde eine solche Wehrlosigkeit durch das Aufgeben seiner Kriegsfähigkeit hinnehmen?

Nein, ein Ausgeliefertsein, falls sich andere Staaten nicht an die Ethik halten (die meisten werden es aus guten Gründen tun), wird niemand riskieren wollen. Deshalb ist ein Welt-Ethik-Verteidigungsbündnis mit einer Welt-Ethik-Armee (Siehe Konzeptimpuls «Welt-Ethik-Interventionsarmee»,) unumgänglich. Den Vorläufer davon finden wir in den UN-Friedenstruppen.

Und wie soll nun von dieser Charta, die alle ethischen Bedingungen beinhaltet, eine Kraft ausgehen, die alle Vergehen gegen den Weltfrieden unterbindet?

Das kann eine Charta tatsächlich nicht, so wie ein Gesetzbuch nicht in der Lage ist, Kriminelle zu verhaften. Dazu benötigen wir ein zweites Instrument, die Welt-Ethik-Chronik.

Putin nie wieder

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