Читать книгу Der Apfelwein-Botschafter: Kommissar Rauscher 11 - Gerd Fischer - Страница 11

1 Januar 2018

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„Willkommen beim Frankfurt-Podcast.“ Die spröde Stimme der Moderatorin setzte einen Moment ab. „Heute widmen wir uns einem Stadtthema, das die Frankfurter Seele in letzter Zeit erregt hat: das neue Apfelwein-Dezernat, das in einem Monat eingeweiht werden soll. Und dazu begrüßen wir unseren heutigen Studiogast, Herrn Adlhof, Leiter des Fachbereichs ‚Essen und Trinken‘ im Kulturamt der Stadt Frankfurt und künftiger Dezernent des neuen Apfelwein-Dezernats. Guten Tag, Herr Adlhof.“

„Hallo, Frau Hernig. Ich freue mich, hier sein zu dürfen.“

„Herr Adlhof, die Ankündigung der Stadt, ein eigenes Dezernat für Apfelwein gründen zu wollen, hat in der Öffentlichkeit hohe Wellen geschlagen. Wieso dieser Schritt?“

„Nun, Frau Hernig, um es auf den Punkt zu bringen: Apfelwein ist ein Aushängeschild der Stadt …“

„Wie die Banken und die Eintracht …“, fiel sie ihm ins Wort, aber Adlhof parierte geschickt: „Natürlich gibt es weitere Bereiche, aber die ziehen ohnehin enorme Aufmerksamkeit auf sich. Der Apfelwein hingegen scheint uns bei näherer Betrachtung etwas unterrepräsentiert. Zudem ist er mehr als nur ein Getränk: Er ist so etwas wie die Seele der Stadt, Tradition und Kulturgut. Und deshalb wollen wir uns um seine spezifischen Bedürfnisse noch stärker kümmern.“

„Kann man das nicht auch ohne eigenes Dezernat?“

„Nein, denn nur dort steht der Apfelwein im Fokus. Das ist wichtig, und es wird ein Zeichen setzen, welche Prioritäten wir verfolgen.“

„Apropos: Ein Hauptkritikpunkt sind die Kosten. Ist so ein Dezernat nicht enorm teuer? Allein der kubistische Neubau am Main verschlingt Millionen. Hätte man mit dem Geld nicht besser Sozialwohnungen bauen sollen?“

Die Antwort kam wie aus der Pistole geschossen: „Geschenkt bekommen wir natürlich nichts, das ist klar. Das Konzept liegt seit Langem auf dem Tisch, das Budget ist im Haushalt eingeplant, die Höhe der Kosten überschaubar. Und es wird sich auszahlen, auch das ist sicher. Die Synergieeffekte, die wir erwarten, zum Beispiel im Tourismussektor, sollte man nicht unterschätzen. Sie lassen sich quantifizier…“

Wieder unterbrach Frau Hernig: „Aber die Bürgerinnen und Bürger sind sauer …“

„Passt ja zum Thema Apfelwein …“ Adlhof ließ einen Lacher vernehmen.

„Aber so richtig witzig finden es die Leute nicht“, unterbrach ihn die Moderatorin. „Sie haben einfach das Gefühl, dass derzeit jede Menge Geld verpulvert wird. Zum Beispiel ist der Neubau des Schauspielhauses und der Oper mit 139 Millionen veranschlagt …“

„Da ist das letzte Wort noch nicht gesprochen.“

„Stimmt. Könnte auch viel teurer werden. Können Sie die Argumente der Gegenseite denn nachvollziehen?“

„Wir planen die Stadt der Zukunft und dazu gehört eindeutig das neue Apfelwein-Dezernat.“

„Haben Sie mit so viel Gegenwind gerechnet?“

„Ach, wissen Sie, Projekte solcher Art sind schwer zu vermitteln.

Daran hat sich die Politik im ganzen Land gewöhnt, gewöhnen müssen, möchte ich betonen. Aber wir lassen uns dadurch nicht von unserem Weg abbringen.“

„Rechnen Sie mit weiterem Widerstand?“

„Wir sind überzeugt von den positiven Seiten und vom Imagegewinn für die Stadt, wenn es erst mal da ist, und auch ein wenig stolz, das erste Apfelwein-Dezernat der Welt zu haben.“

„Ein schöner Schlusssatz. Ich bedanke mich für Ihre Stellungnahme.“

„Sehr gerne, Frau Hernig, sehr gerne. Am besten, Sie laden mich in einem halben Jahr noch einmal ein. Bis dahin haben sich sicherlich die Wogen geglättet.“

„Werden wir aufmerksam verfolgen. Vielen Dank, Herr Adlhof. Und nun ein wenig Zwischenmusik, bevor wir zu unserem nächsten wichtigen Stadtthema kommen: Brexit-Banker treiben Frankfurts Mietpreise in die Stratosphäre – wie können wir uns wehren?“


Ein malziger Geruch lag in der Luft. Dunkelheit. Nur ein Laptopbildschirm beleuchtete den Schreibtisch und den Stuhl, auf dem eine Person aufrecht saß.

Wie aus dem Nichts fuhr eine Schattenhand hervor, klickte den Podcast aus und klappte den Laptop zu.

„Dich hab ich … gefressen!“

Die Stimme vibrierte. Im stockdunklen Raum war kein Laut mehr zu vernehmen, nur gleichmäßiges Atmen. Ein Atmen, das bedrohlich klang und die Balance der Szenerie störte.

„Diese Ebbelwoi-Hinterfotzigkeit … Dieses Gerippte-Geseier …“

Der Mann ließ eine Weile verstreichen, bevor er weitersprach.

„Diese Sachsenhausen-Mafia, diese Bornheim-Wichser. Wie ich das hasse! Provinzielle Kleinkrämer.“ Wie von der Tarantel gestochen sprang er auf. „Diesen naturtrüben Bembelhirnen werd ich’s zeigen!“

Der Apfelwein-Botschafter: Kommissar Rauscher 11

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