Читать книгу Der Apfelwein-Botschafter: Kommissar Rauscher 11 - Gerd Fischer - Страница 12
2 Februar
ОглавлениеObwohl sich der Himmel über Frankfurt an diesem klirrenden Wintermorgen in einem strahlenden Hellblau zeigte, war die Stimmung in Andreas Rauschers Bockenheimer Altbauwohnung nicht die beste.
„Müsstest du nicht längst wieder deinen Dienst angetreten haben?“, fragte Jana Kern, des Kommissars Lebensgefährtin, beim Frühstück. Sie biss in ein Brötchen mit Erdbeermarmelade und kniff ihm anschließend mit der linken Hand zärtlich in die Wange.
„Ich stecke mitten in den Verhandlungen mit dem Chef.“ Rauscher seufzte. „Aber Markowsky zickt rum. Mir geht das auch zu langsam.“
„Was verhandelt ihr denn?“
„Dazu kann ich momentan noch nichts …“
„Kannst oder willst du nichts sagen?“, fiel sie ihm ins Wort.
„Ich verspreche dir, du wirst die Erste sein, die das Ergebnis erfährt“, konterte er. „Okay?“ Das ‚Okay‘ klang nach Friedenspfeife. Er nahm sie in die Arme und gab ihr einen langen Kuss, der nach Marmelade schmeckte.
„So leicht lass ich mich normalerweise nicht abspeisen“, erwiderte Jana. „Ich hoffe, das weißt du!“ Sie zwinkerte ihm zu.
„Genau deshalb habe ich auch eine Überraschung für dich.“ Er streichelte ihre blonden Haare, die wie immer raspelkurz geschnitten waren. „Schau mal!“ Rauscher drückte ihr einen Briefumschlag in die Hand. Aufgrund des Logos erkannte Jana sofort, dass es sich um ein offizielles Schreiben der Stadt Frankfurt handeln musste.
„Was ist das?“
„Lies selbst!“
Jana öffnete den Umschlag, entnahm ihm ein Anschreiben und zwei Karten und begann zu lesen.
„Nanu? Eine Einladung vom Kulturamt zur Ernennungszeremonie des ersten Frankfurter Apfelwein-Botschafters. Etwa für uns?“
„Hab ich von Markowsky höchstpersönlich bekommen. Er meint, das sei wichtig.“
„Wieso?“
„Keine Ahnung. Scheinbar nur die High Society anwesend. Der OB und so weiter.“
„Und wieso sind wir dann eingeladen?“
„Werden wir rausfinden. Wetten?“
„Weißt du schon, wer es wird?“
„Wer was wird?“
„Na, erster Apfelwein-Botschafter.“
„Nö. Aber auch das werden wir erfahren.“
„In der Rundschau stand, dass der Dezernatsneubau knappe zehn Millionen gekostet haben soll.“
„Ist ja für ne gute Sache.“ Rauscher grinste, zog Jana vom Stuhl hoch und umarmte sie.
„Der Zeitungskommentar fiel aber nicht gerade positiv aus. Verschwendung von Steuergeldern, linke Tasche, rechte Tasche und so weiter.“
„Motzen gehört zum journalistischen Handwerk.“
Jana lächelte. „Na, zum Glück ist niemand auf die Idee gekommen, ein Bier-Dezernat zu gründen.“
„Das hätte einen Volksaufstand in der Stadt gegeben!“ Rauschers Stimme hob sich.
„Du meinst, ne Demo?“
„Ich wäre ganz vorne marschiert.“
„Trau ich dir zu! Apropos: Wenn das mit unserem Urlaub diesmal nicht klappt, mach ich ne Demo: ne Beziehungsdemo!“
„So was hab ich ja noch nie gehört!“, erwiderte er, um das heikle Thema etwas abzuschwächen.
„An deiner Stelle würde ich‘s nicht drauf ankommen lassen.“ Er spürte, dass es ihr diesmal ernst war. Wie ihre Augen sein Gesicht abtasteten. Wie sie zwei-, dreimal unbewusst blinzelte und vermutlich schon an Strand, Sonne und Palmen auf einem exotischen Eiland dachte.
Sie gab ihm einen Nasenstupser, wand sich aus seinen Armen und ging ins Bad.
„Ich regel das“, rief er ihr nach. „Keine Sorge!“
Jana blieb abrupt stehen und drehte sich noch einmal um. „Du meinst, so wie du das mit dem Erbe von Tante Adelheid geregelt hast? Da ist doch auch noch nix passiert.“
„Äh, nein …“ Er fuhr sich durch die schwarzen kurzen Haare. „Aber glaub mir: Ich kümmer mich drum.“
Sie seufzte. „Wär echt schön, wenn du das noch in diesem Jahrzehnt hinkriegen würdest.“ Sie lächelte gequält.
„Nee, nee“, beeilte sich Rauscher zu erwidern. „Wir fahren in den Urlaub. Und wenn wir zurück sind, geh ich das mit dem Erbe an.“
Jana reckte beide Arme abwechselnd in die Luft und rief dazu immer wieder: „Wir fahren in den Urlaub. Wir fahren in den Urlaub. Wir fahren in den Urlaub!“
„Ich kann nur nicht alles auf einmal machen“, ergänzte Rauscher.
„Dein Bier“, sagte Jana, nahm die Arme runter und legte dann erschrocken eine Hand vor den Mund. „Oh, das hätte ich wohl besser nicht sagen sollen. Aber ‚dein Ebbelwoi‘ klingt einfach zu blöd.“ Sie lachte.