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DER GLÜCKLICHE TRINKER

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Glühend brannte die Julisonne. Im Englischen Garten hatten es sich zwei Männer im Schatten einer mächtigen Eiche bequem gemacht. Nur mit äußerster Anstrengung konnten sie sich wach halten.

„Na, dös is aber heit a Bullenhitz! Direkt zum Schlagtreffa!“, seufzte der eine der beiden, ein Mann von gut und gern 180 Kilo Lebendgewicht, und wischte sich den Schweiß vom fettglänzenden Gesicht. „Net um a Million Mark mechat i da König von so am Negastaat sei, net amoi acht Tog lang! Da muass ja windig ausschaun um de Zeit! Oft koa Wassa, vui weniga a Bier. I glaab, dass de Schwärzn vo de Afrikana aa blos vo dem Trockenfuada und dera verdammtn Hitzn kimmt. Weil i grod vom Bier red, Sie, Herr Nachbar! Kanntatn Sie uns net a Bierchen bsorgn? Glei da drent, üba da Straßn, gabat’s was. Waratn Sie so nett? I tat eana aa freihalten!“

Mit dieser Anfrage wendete er sich an einen nicht gerade vertrauenerweckend aussehenden Burschen, der eben des Weges kam und händigte ihm ein Fünfmarkstück aus.

„Jawohl, Herr Nachbar!“, erwiderte dieser. „Aber da dürfen Sie noch was drauftun, Sie haben den Einsatz vergessen.“

Seufzend legte der Dicke nochmal drei Mark drauf und der Bursche marschierte mit dem Geld davon. Zehn Minuten verstrichen, eine Viertelstunde verging, das Bier wurde nicht gebracht. Die Ungeduld und der Durst des Dicken steigerten sich bis zur Weißglut – je mehr die Aussicht schwand, der Bursche könnte noch eintreffen.

„So wos is doch noch net dagwesn! Der Bursch versauft mei Geld und i ko do austrocknan! Sogar im Englischn Gartn wird ma ausgschmiert, wenn ma net aufpasst! Wenn’s den Kerl nur glei zreißn tat!“, schimpfte er.

„Wos glaabst denn du!“, bemerkte sein Nachbar und ein bisschen Schadenfreude war aus seiner Stimme herauszuhören. „Der is bestimmt wo hi, wo mas aushaltn ko. Vielleicht zum Donisl? A Bier und a Hausbrot, bei dera Witterung, dös weckt ja an Totn auf.“

Mit grimmigem Blick gab der so Getröstete zurück: „Na, servus! Jetzt hob i mi erst am Wochenende so gärgert und heit geht dös scho wieda weita im gleichen Stil.“

„Wieso?“, fragte der Andere neugierig. „Was war denn los?“

„Ach, es war wegen dem Hafner, unserm Gscheidmeier!“, erzählte der Dicke etwas widerstrebend. „Der woaß doch oiwai ois bessa, du kennstn ja: wo ma am billigsten übernachtet, wos dös beste Bier und Essen gebn soll, de scheensten Platzal, de bestn Aussichten – kurz – er kennt oafach ois.“

Er atmete heftiger und wischte sich den Schweiß von der Stirn.

„Wennst dann hikimmst, na, dann is ma entweder z’fruah oder z’spat dro, es san scho Leit do oder es steht gleich gar dös Wirtshaus nimma da. A Ausred hat er jedsmoi parat. Scho vier- oder fünfmoi sama mit eam ausgangen und jedsmoi sama mit eam einagfoin. Beim letztn Moi is‘ ma dann z’bunt worn.

Mei Grundsatz is: a scheena Spaziergang, net z’weit und net z’vui und dann a Ort, an dem ma wos Gscheits z’essen und z’tringa kriagt, sitzen bleim und se unterhaltn ko. Dös kannst vagessn, wenn der Hafner mit dabei is! In olla Fruah gehts um Viere los, aber bis der langweilige Tropf ozong is, kannt unseroana a Dutzend Breiross‘ eischirrn. Dann fohrt ma oiso um sieme zum Bahnhof und kimmt, wenn der Zug abfohrt, grod recht, dass ma auf an nächstn wartn ko.

Bei da Ankunft in Starnberg woaß koa Mensch, wos und wohin er wui. Kehrt ma ei, dann is ois vorzüglich und ausgezeichnet, bis‘ zum Zahlen kimmt, dann is‘ schlecht und teuer. Auf geht’s! In da größten Hitz wird weitermarschiert. Neamad kennt an Weg und z’letzt kimmt de hoibvahungerte und durschtige Gsellschaft am Wirtshaus o und ko froh sei, wenn no a Bier z’ham is, des vom Vortag stammt. An Aderlass oder Schröpfköpf braucht ma heit nimma, da braucht ma blos a Landpartie z’macha! Schnacken und Mücken zapfen oam’s Bluad ab, das oam’s Hörn und Seng vageht und gschröpft wird ma vom Bauernwirt.

Oiso – bei unserm Ausflug is gradaso gwen. I sag’s aufrichtig: Am Ammersee hob i a scheens Platzal gfunden, Bier wia Öl, bratene Fisch und neue Kartoffeln, gräuchertes Fleisch, kurz – ois war prima. Billig is net grad gwen, aba ma hat’s akzeptiern könna. I wollt dableim und hob nach am Ort mit scheena Aussicht auf de Berg Ausschau ghaltn. Kaam hob i’s ma im Gras bequem gmacht, a Kriagal Bier is scho neba mir gstandn, da fangt der Hafner o: ‚Ja, mir wern doch net da sitz’n bleim! I will laufen und Luft haben. Was wollt ihr denn mit euerer Sauferei? Da geh i doch z’Haus ins Wirtshaus und net auf’s Land!‘

Weil mir dös Laffa net immer leicht fallt, hob i gsagt: Sitzn bleim! Erst machma do a saubane Brotzeit. Dann trink ma oans und dann... meinetwegen no an Marsch. Mei Bier war grad leer und i bstell ma grad a neue Maß, da fangt der Hafner wieder o: ‚Willst du no ganz zammawachsen, du Speckschwartn? Leg di doch in den Keller zu de Bierfassln, wenn du blos tankn mechst, Dickkopf, ungschlachter! Landluft und gsunde Bewegung bedeuten dir ja nix, du Süffl!‘

‚Den schaug an!‘, sag i. ‚Wem schlagts denn nun besser an, mir oder dir, du hölzerner Haubenstock? Kannst du denn gar net a weng a Pause machen, du unruhiger Geist?‘

Schließlich hob i durchgsetzt, dass ma drei Stunden bliem san und der Hafner is hoiwad narrisch worn vor Zorn.

Endlich, ois ma scho an hoiwatn Surri ghabt ham, sama dem Hafner gfolgt und no a Stund weit glaffa. Dann sama no amoi eikehrt, doch dösmoi hat’s blos a warms Bier und a zaachs, fad schmeckats Fleisch gem.

Jetzt is es mir z’bunt worn. ‚Schaug‘, sog i, ‚Hafner miserabler, jetzt merkst endlich, dass du a Hafner bist, a staubiga! Wer hat’n jetzt recht ghabt – i oder du?‘

‚Na ja‘, hat er eingräumt. ‚Dös Bauerngeräucherte is nix Bsonders, dös Bier is a wenig lau, guat aber is es immerhin.‘

I frag den Wirt, ob er dös Fleisch selber räuchert oder vom Metzger kaaft. ‚Dös kimmt aus Mingga!‘, gibt der Kerl zur Antwort. Viel hätt net gfehlt und der Hafner wär no richtig aufgmischt worn an dem Tag. Auf am Hoamweg hob’n i dann no recht gschimpft, denn verdient hat er’s ja.“

Der Andere hatte ihm aufmerksam zugehört.

„Schau, schau, der Hafner!“, sagte er schließlich sinnend. „Jetzt woaß i aa, warum der unbedingt in unserm Kegelclub Mitglied wern will! Wahrscheinlich hat er’s bei eich aufgem, damit er’s jetzt bei uns probiern ko. Aba da hat er sich gschnittn, dös wern ma eam vasalzen...“


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