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Unser Uran

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2 „Der Uranbergbau in der SBZ wird von der sowjetischen Wismut AG., seit 1.1.1954 angeblich zu einer deutsch-sowjetischen Aktiengesellschaft umgewandelt, betrieben. Die Sowjets schufen damit ein völkerrechtliches Novum, da erstmalig die Siegermacht eines Krieges ohne Fühlungsnahme mit früheren Verbündeten nach eigenem Ermessen in dem von ihr besetzten Gebiete die Bodenschätze als Reparationsleistungen ausbeutet. {...} 1. Erzgebirge und Vogtland mit den Hauptzentren in und um Aue, Johanngeorgenstadt, Falkenstein und Schneeberg; 2. Thüringen mit Hauptzentren um Ronneburg.

Die Zahl der im Uranbergbau beschäftigten Deutschen wird von der Wismut AG. streng geheimgehalten. Nach zuverlässigen Schätzungen betrug der Beschäftigungsstand bei der Wismut AG. im Herbst 1951 etwa 225.000.´“

Viele Bergschadengebiete im Erzgebirge sind durch den Uranbergbau noch heute zu sehen. (Aue, Johanngeorgenstadt, Falkenstein, Schneeberg, Ronneburg und andere.)´“

Nach der Lehre in den Wismutgruben verpflichtete sich mein Kindergartenfreund Gerold für drei Jahre zur Marine nach Peenemünde. Als er entlassen wurde, bekam er einen Posten beim Stadtbezirksbüro als „Kulturreferent“ – einem typischen, subventionierten „Sinnlosberuf“ der DDR. Davon gab es viele Zehntausende im Terrorstaat DDR. Man besucht mal den Tierpark, fragt nach Problemen, die es ohnehin immer gab. Oder es wurde ein neuer Jugendclub eröffnet, wo er den Leitern mitteilte, was die neuen politischen Vorgaben sind. Mein Freund konnte das nicht lange durchstehen, da wir alle eine andere Meinung hatten gegenüber der kommunistischen Diktatur, die sich immer weiter herauskristallisierte.

Trotzdem muss ich sagen, in der einstmaligen DDR haben wir eine gute Allgemeinbildung erhalten. Beim Betrachten der heutigen Pisaergebnisse, wird mir schlecht. Selbst angeblich gebildete Studenten in den „Fernsehgewinnshows“, die gar die einfachsten Fragen nicht beantworten können, beweisen, dass die Allgemeinbildung in Deutschland rapide auf dem Rückzug ist. Da bin ich ja noch froh, dass neben den Bayern die Sachsen, Thüringer und Baden-Württemberger die „Spitze“ bilden. Aber auch sie erbleichen gegenüber den Leistungen von Finnland oder Südkorea zum Beispiel. „Der Staat ist nun mal das Eben- und Leitbild der politischen Führungselite“ Und da wird es, dank linker Schulpolitik in Deutschland, in den nächsten Jahren noch viel schlechter werden.

Leider waren die politische Verblödung und dazu das sinnlose Lernen der Russischen Sprache vollkommen fehl am Platze. Ein einziges Mal konnte ich meine russischen Kenntnisse anwenden. Bei einem Spaziergang auf dem Karl-Marx-Städter Brodway, der „Straße der Nationen“, sprach mich ein junger Rotarmist an, der gerade vom Hauptbahnhof kam und zu seiner neuen Garnison wollte. Ich konnte ihm fast fließend mitteilen, welche Straßenbahn er zu nehmen hatte. Etwa so, wie sich Angela Merkel mit dem ehemaligen Dresdner „Stasilehrling“ Putin unterhält. Ich wäre froh gewesen, man hätte mir Französisch beigebracht, zumal meine Großmutter aus der französischen Schweiz stammte und mein Großvater in Straßburg geboren wurde.

Inzwischen lernte ich erst einmal weiter Gitarrespielen ohne Lehrer, denn das Geld dafür konnte meine fleißige Mutter, die zwei Jungen versorgen musste, nicht aufbringen. Doch das war ein Vorteil unserer Generation. Wir hatten kein Fernsehen. Das Fahrrad wurde mit Teilen vom Schuttabladeplatz zusammengebaut. Während der Schulferien trieben wir die Kühe aus, natürlich für Geld, und zum Essen fanden wir genug in fremden Gärten. Es gab auch eine neue Wurstsorte, die von Nikita Chruschtschow angeregt wurde. Sein Rat bestand darin, nicht so viel Fett zu essen, sondern die „Wurst am Stengel“ zu verspeisen – den Mais! Wir waren also hart gesotten und kein bisschen verwöhnt, und all das sollte sich im späteren Leben auch auszahlen! Die beste Lebensschule, die man bekommen kann, ist – nicht verwöhnt zu werden!

So war es in der DDR und nicht anders

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