Читать книгу Greystone Manor - Gerda M. Neumann - Страница 9

Kapitel 4

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Olivia saß an ihrem Schreibtisch, nun schon seit Stunden. Sie sichtete das Material, das sie in Bibliotheken und Archiven über Lady Gaynesford zusammengetragen hatte. Es war für sie ein Akt des Respektes, auf der Basis der allgemein zugänglichen Informationen neue Fragen für ihr Interview zu finden. Sie hatte sich mit einem festen Gesprächstermin von der alten Dame verabschiedet. Doch dieses Mal schien alles auf dem Kopf zu stehen. Der erste Kontakt zu Lady Gaynesford hatte die Fremdheit mit einem Satz übersprungen. In der Folge schien es ihr, als würde sie hinter dem Rücken eines Freundes all das herauszufinden versuchen, was er ihr freiwillig nicht erzählte. Das war blanker Unsinn. Es wäre eine grandiose Unhöflichkeit gewesen, so ahnungslos zurückzukehren wie sie gegangen war. Möglicherweise lag das Problem in der Todesanzeige: Sie wusste etwas, wovon sie eigentlich unmöglich wissen konnte und worüber zu sprechen völlig ausgeschlossen war. Wiederum wäre es das Beste, dies Blatt Papier einfach zu vergessen. Stattdessen kreiste es wie eine fixe Idee in ihrem Kopf: Von Lebenden existieren normalerweise keine Todesanzeigen. Also war ihr eine Information zugeweht worden, die nicht einfach in den Papierkorb gehörte. Fatalerweise hatte sich dieser die ergänzende Information hinzugesellt, dass Lady Gaynesford im letzten Spätherbst eine schwere Herzoperation überstanden hatte, deren Erfolg einige Tage durchaus offen geblieben war. Das war in dem leichten Geplauder mit dem Ehepaar Wotheridge herausgekommen, während sie vom Tee bei Lady Gaynesford gemeinsam zurück ins Dorf fuhren.

Olivia schüttelte den Kopf. Auch wenn sie die britische Begeisterung für Kriminalfälle in keiner Weise teilte, gefiel es ihr gelegentlich, Sherlock Holmes oder Miss Marple zuzuschauen. Beide würden dieses irritierende Papier so lange beiseite legen, bis ein konkreter Umstand sie veranlassen mochte, es wieder zu beachten. Na also. Sie schaute in ihren Garten. Die Büsche warfen lange Schatten, doch noch war es hell genug. Rasch ordnete sie das Material auf dem Schreibtisch, legte das Blatt mit den Fragen für das Interview zuoberst und beugte sich wenig später über ihre Rosen. Während sie das alte Holz ausschnitt und jeder einzelnen Pflanze ihre Anfangsform für den neuen Sommer gab, war ihre Konzentration vollständig gefangen.

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