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Arzt und BWL

Sie sitzt im Bus, vorne rechts, schwer vertieft in einem dicken Wälzer. Vor Kurzem hat Ingrid wie die anderen jungen Leute, die mit mir zum Seehafen fahren, ihre Ausbildung als Speditionskauffrau abgeschlossen. Ich war ihr Ausbilder. Diese Exkursion beendet die dreijährige Ausbildungsphase und alle, die die Prüfung bestanden haben, werden von der Firma übernommen.

Neugierig beuge ich mich zu Ingrid herüber und frage.

Was liest du da?

Ein BWL-Buch.

Macht das Spaß?

Nö, aber nach der Ausbildung muss man weitermachen, ich will studieren. Ich kann mich für drei Jahre von der Firma freistellen lassen und bekomme eine Wiedereinstellungszusage. Habe ich das BWL-Studium abgeschlossen, dann bieten sich mir erheblich bessere berufliche Perspektiven.

Ja, aber, dir macht es keinen Spaß, BWL zu lernen?

Nö, macht keinen Spaß.

Was würdest du denn gerne studieren?

Eigentlich möchte ich Ärztin werden.

Und warum studierst du das nicht?

Nun, das Studium dauert mindestens sechs Jahre, dann ist meine Wiedereinstellungszusage verfallen.

Zehn Jahre später flaniere ich am städtischen See entlang und sehe am aufgeschütteten Strand eine junge Frau sitzen. Flugs marschiere ich auf sie zu.

Bist du das, Ingrid?

Ja, bin ich.

Erinnerst du dich noch an unser Gespräch im Bus, als wir gemeinsam zum Seehafen fuhren?

Ja, daran kann ich mich noch erinnern.

Und? Was bist du geworden, welchen Beruf hast du erlernt?

Ich bin Ärztin geworden!

Pause.

Und wo bist du jetzt beschäftigt?

Die Firma hat mich nach meinem Studium im firmeneigenen Gesundheitszentrum eingestellt!


Schlussbemerkung: Ingrid hatte während ihrer Ausbildung immer donnerstags gefehlt. Die Fehlzeiten fielen der Personalabteilung auf, sie wurde vorgeladen.

Sie fehlen jeden Donnerstag. Warum?

Dann fahre ich immer zur Leukämie-Behandlung in eine Spezialklinik nach Berlin.

Das massierte Auto

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