Читать книгу Das Dorf - Gerhard Henkel - Страница 11
Vom Leben in der »guten alten Zeit«
ОглавлениеDie Vorgeschichte des modernen Dorfes vom Mittelalter bis 1800
Die Entwicklung des deutschen Dorfes vom Frühen Mittelalter bis zum Beginn des Industriezeitalters im frühen 19. Jahrhundert ist äußerst vielschichtig und von starken regionalen und lokalen Unterschieden geprägt. Dennoch lassen sich einige »rote Fäden«, epochale Brüche und langfristige Veränderungen ausmachen. Diese werden hier in knapper Form dargestellt: Wie verlief die Siedlungsgeschichte mit ihren unterschiedlichen Landnahme-, Ausbau- und Wüstungsphasen? Wie die Entwicklung von Landwirtschaft und dörflichem Handwerk? Hierbei wechselten ökonomische Konjunktur- und Krisenphasen einander ab. Generell war das Leben für die Masse der Dorfbewohner von der Sorge um das tägliche Brot geprägt, die soziale Schichtung blieb über Jahrhunderte fest. Von der »guten alten Zeit« kann in weiten Phasen der Dorfgeschichte also nicht die Rede sein. Die Befreiung der Bauern aus der mehrfachen Abhängigkeit von der Grundherrschaft konnte trotz mancher Aufstände und Bauernkriege letztlich erst im 19. Jahrhundert erreicht werden.
Natürlich beginnt die Geschichte des Dorfes nicht erst im Mittelalter – sie reicht bis in die Anfänge der Menschheitsgeschichte vor etwa 500.000 Jahren zurück. Zwar waren in der Älteren und Mittleren Steinzeit die Siedlungsplätze der Jäger, Sammler und Fischer meist nur von kurzer Dauer. Dies änderte sich aber an der Wende zur Jüngeren Steinzeit vor etwa 7000 Jahren: Die Menschen rodeten Wald und bauten Getreide an. Als Ackerbauern und Viehzüchter wurden sie nun sesshaft und legten dauerhafte Siedlungen an. Damit schlug in gewisser Weise eine zweite Geburtsstunde des Dorfes – in der Wissenschaft spricht man von der »Neolithischen (d.h. jungsteinzeitlichen) Revolution«. Vor etwa 2000 Jahren, während der Römischen Kaiserzeit, gab es im heutigen Deutschland bereits mehrere Tausend kleine und mittelgroße Dörfer. Deren Bevölkerung hatte sich vorwiegend in den fruchtbaren Börden- und Tallandschaften angesiedelt und betrieb neben Ackerbau und Viehhaltung auch bereits Handwerk und Handel.
Im Folgenden wird die knappe Darstellung der Dorfentwicklung von 500 bis 1800 n. Chr. in fünf Epochen gegliedert. Diese ergeben sich durch den fast regelmäßigen Wechsel von verschiedenartigen Ausbau- und Rückgangsphasen. Inhaltlich geht es dabei vor allem jeweils um die Entwicklung der Grundherrschaft, der Dorfgemeinde, der Gestalt der Dörfer und nicht zuletzt der ökonomischen und sozialen Verhältnisse.