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Die „Alte-Fritz-Schule“

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Ostern 1934 wurde ich eingeschult. Als Juni – Geborener war ich erst fünf Jahre alt.

Ich war der Jüngste in der Klasse. Und wie es in diesem Alter üblich ist, gehörte ich damit auch zu den Kleinsten. Ich bekam die obligatorische Zuckertüte und fühlte mich an diesem Tag als Mittelpunkt der zahlreich erschienenen Verwandtschaft.

Meine neue Schule war die „Alte-Fritz-Schule“ in der gleichnamigen Straße. Zu DDR–Zeiten hieß sie wohl „Hans-Sailer-Schule“.

Auf dem Schulgelände stand noch ein weiteres großes Gebäude. In dem waren unten die Turnhalle und darüber die große Aula untergebracht.

In dieser Aula wurde die Einschulung in der damals üblichen Art gefeiert. Mehrere Hakenkreuzfahnen und noch mehr SA-Uniformen! Die Uniformträger waren einige junge Lehrer und einige Väter.

An einer Seitenwand stand in großen goldenen Lettern auf roten Grund der Satz: „Deutsch die Saar – immerdar.“

Auch unser neuer Klassenlehrer, Herr Albrecht, hat mit sichtbarem Stolz die braune SA-Uniform getragen. Er hat uns im Unterricht viel über unseren verehrten Führer Adolf Hitler erzählt.

Er ist aber nicht so fanatisch gewesen wie Herr Jentzsch, den wir im dritten Schuljahr gehabt haben. Der konnte richtig euphorisch werden, wenn er von unserem Führer gesprochen hat. Der konnte so begeistert reden, dass man das Gefühl haben konnte, er sei überall dabei gewesen.

So war es auch mit dem spanischen Bürgerkrieg, der in diesem Jahr 1936 gewütet hat. Der faschistische General Franco hatte einen Aufstand gegen die kommunistisch dominierte Volksregierung organisiert.

Auch das Ausland hat sich eingemischt. Hitler half seinem Faschistenfreund Franco mit der Entsendung der „Legion Condor“. Auf der Gegenseite stand eine internationale Brigade mit Teilnehmern aus verschiedenen Ländern. Viele Prominente waren darunter. Unter ihnen auch Ernest Hemingway. Der hatte darüber seinen Roman „Wem die Stunde schlägt“ geschrieben. Der Roman ist auch verfilmt worden.

Diese „Legion Condor“ hatte es Lehrer Jentzsch angetan. Er bejubelte alle Siege. (Die sie auch wirklich errungen hat) Die „Legion Condor“ hat auch wesentlich zum Sieg Francos beigetragen.

Jentzsch hat besonders von unserer Luftwaffe geschwärmt. Die habe so große Bomben, dass sie ganze Städte zerstören kann. Er skizzierte an die Tafel, wie einfach unsere Flugzeuge eine bis dahin uneinnehmbare Festung sturmreif gebombt haben.

Jentzsch hat uns das Gefühl vermittelt, dass Hitler der Allergrößte ist und dass unsere Armeen unbesiegbar seien.

Schon in der Volksschule hat die Politik einen großen Raum eingenommen. Es hat kaum ein Fach gegeben, in dem man nicht politische Themen behandeln konnte. Vor allem die jüngeren Lehrer haben es verstanden, ihre grenzenlose Begeisterung für Hitler an uns 6-10jährige weiterzugeben.

Zehn Jahre später – 1944 – habe ich diese alte Aula noch einmal wiedergesehen. Es war eine Pflichtveranstaltung. Da haben nämlich die von uns allen gefürchteten Werbeabende der Waffen-SS stattgefunden. Mit allen Wassern gewaschene SS-Offiziere haben versucht, uns dazu zu zwingen, eine Freiwilligenmeldung zu unterschreiben.

Meine Jugend in Erfurt unter Hitler 1933–1945

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