Читать книгу Schwarzwaldjunge - Weltenbummler - Gerhard Moser - Страница 16
ОглавлениеAuch lernen will gelernt sein
Irgendwann ging es dann darum welche weiterbildende Schule ich besuchen sollte.
„Wenn der Bengel nicht so faul zum Lernen wäre, würde ich ihnen das Gymnasium empfehlen.“ Die Empfehlung der Klassenlehrerin fand ich gut. Also wurde ich am Gymnasium in der Stadt angemeldet. Schließlich wollte ich mal Lehrer werden, die hatten immer so viel Ferien. Wenn das nicht klappt, dann vielleicht Pfarrer, die brauchten nur sonntags einen Gottesdienst zu halten und dazwischen mal eine Beerdigung oder eine Trauung. Die hatten auch viel freie Zeit und Verdienten bestimmt auch nicht schlecht. Ansonsten konnte ich mir auch noch Bürgermeister oder Doktor vorstellen. Dass der Weg bis dahin noch steinig und schwer werden würde, war mir damals nicht so richtig bewusst.
Doch schon die ersten Monate auf dem Gymnasium machten mir klar, dass der Weg an die Spitze der höheren Gesellschaft für mich nicht zu erreichen war. Schon das Erlernen der englischen und französischen Sprache war unmöglich.
Zuhause zu lernen, war in meinen Augen nicht unbedingt notwendig. Schließlich gab es da wichtigere Dinge zu erledigen. Im Unterricht rasselte ich dann beim Abfragen der Vokabeln regelmäßig durch. Die drei Formen für „fahren“? Die Frage des Englischlehrers konnte ich nur mit „to far“ beantworten. „Du lernst es nie. Setzen – sechs“. Und die Betonung der französischen Sprache war noch schlimmer. Mussten die denn alle so komisch sprechen. Es wäre doch viel einfacher, wenn die ganze Welt Deutsch, noch besser unseren badischen Dialekt, sprechen würde. Doch dieser Wunsch wurde mir nicht erfüllt. So hatte ich bereits im ersten Zeugnis zwei Sechsen und drei Fünfer. Wo sollte das nur hinführen? Ich konnte tun und lassen was ich wollte, es ging einfach nicht in mein Gehirn. Es kam, wie es kommen musste: Ich blieb gleich im ersten Jahr hängen. Selbst nach der Wiederholung des Schuljahres wurden die Noten nur unwesentlich besser, da der ganze Stoff einfach nicht haften blieb. Dass es „nur“ an meiner Faulheit lag, wollte ich nicht einsehen.
Eines meiner liebsten Fächer war „Musik“. Seit Jahren war ich im Kirchenchor unserer Pfarrgemeinde. Da durfte ich im Halleluja von Händel ein Solo singen, da ich im Sopran höher kam, als jedes andere Chormitglied. Allerdings fand diese Karriere mit dem Stimmbruch ein schnelles Ende. Das Erlernen der Kirchenorgel war dagegen schon nach einem knappen Jahr beendet, da ich viel zu wenig übte und der Kantor mir recht bald nahelegte, ein anderes Instrument zu erlernen.
Als ich dann vom Gymnasium auf die Realschule wechseln musste, ging mir endlich ein Licht auf. Entweder, ich tat etwas, oder der Weg nach oben blieb mir auf Dauer versperrt. Ich fing an zu lernen und es ging steil aufwärts.
Schließlich schaffte ich den Abschluss der Mittleren Reife noch recht gut, in Englisch sogar als Klassenbester.
Und noch etwas lernte ich in der Zeit der Realschule: Ich verliebte mich zum ersten Mal. Klar, ich schwärmte schon vorher für das ein oder andere Mädchen in unserer Jugendgruppe, aber so richtig klappte das nie. Dieses Mal hatte ich richtig Schmetterlinge im Bauch. Das kaum verständliche für mich: Es war ein Klassenkamerad. Ein Junge verliebt sich in einen anderen Jungen??? Das kam mir doch sehr komisch vor und ich erzählte niemandem davon. Ich liebte einfach still vor mich hin und behielt es für mich. Auch er merkte nichts davon. Dabei war er so süß. So war für alle die Welt in Ordnung. Selbst mit meinem Bruder konnte und wollte ich darüber nicht reden.