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Man soll die Feste feiern…

Herrliche Zeiten waren für uns Kinder immer Geburtstage, Ostern oder Weihnachten. Da wurde gefeiert, viel gegessen und die Verwandtschaft besucht. Das war meist mit Geschenken verbunden.

An den Geburtstagen durften wir immer unsere Freunde aus der Nachbarschaft einladen. Natürlich nur die wichtigsten, denn alle zusammen hätten den möglichen Rahmen gesprengt. Zehn bis zwölf Kinder waren aber immer da. Auch im Kindergarten bekam man eine extra Geburtstagskerze angezündet und ein Lied gesungen. Ich fühlte mich dann immer als „Mittelpunkt“, was mir aber gar nicht so recht war.

Meinen 8. Geburtstag werde ich immer im Gedächtnis behalten. Wir Kinder saßen unten in der Küche und hatten alle ein herrliches Stück Kuchen vor uns. Die Kinderzimmer waren mittlerweile in die obere Etage des Hauses verlegt, da nach und nach immer wieder weiter ausgebaut wurde. Das hatte etwas mit Geld und Zeit zu tun. So hatten meine zwei Schwestern das hintere Zimmer, wir zwei Jungs das Zimmer davor.

An meinem Geburtstag saßen wir Kinder nun lustig zusammen, laut und aufgedreht, als der Nachbar mit eiligen Schritten in die Küche gerannt kam.

„Bei euch brennt es! Oben kommt Rauch aus den Fenstern.“

Er stürmte ins obere Stockwerk und schaffte es, die Flammen zu löschen.

Was war geschehen? Meine älteste Schwester war aus der Schule gekommen und hatte sich in ihr Zimmer gesetzt um zu lesen. Um es etwas gemütlicher zu machen, zündete sie eine Bienenwachskerze an und stellt diese auf den kleinen Kleiderschrank. Irgendwann rief meine Mutter sie zum Geburtstagskaffee. Dabei vergaß sie die Kerze zu löschen. Da die Flamme sich bereits tief in das Bienenwachs gefressen hatte, war die Flamme nicht mehr zu sehen. So geschah es, dass die Flamme sich bis nach unten fraß und, da kein feuerfester Untersetzer drunter stand, sich durch das weiche Holz des Schrankes brannte und in die Wäsche fiel. Eine enorme Rauchentwicklung war die Folge. Da das Fenster gekippt war, konnte der Rauch abziehen. Der Schaden hielt sich in Grenzen. Meine Schwester hatte Glück, dass mein Vater zu jener Zeit einen Arm in Gips hatte, sonst hätte es garantiert eine kräftige Tracht Prügel gegeben. Die Versicherung bezahlte den Schaden und meine Schwester hatte für ihr zukünftiges Leben etwas gelernt.

Zu Ostern besuchten wir die Großeltern und unsere Paten. Dort wurde dann der „Osterhase gejagt“. Als Kind glaubte ich gerne an den Osterhasen, weil er immer süße Sachen, gekochte bunte Eier, etwas zum Spielen oder zum Anziehen brachte. Wir hatten dann alle vier unsere Osterkörbchen, wir Jungs eine Kiepe auf dem Rücken, die Mädchen ein Körbchen am Arm, in die alles reingepackt werden konnte. War das Wetter zu schlecht, wurden die Geschenke in der Scheune oder im Stall versteckt. Und dann mussten wir suchen. An ein Ostern erinnere ich mich heute noch gerne. Es hatte die ganzen Tage geschneit und die Wiese war mit sehr viel Schnee bedeckt. Da die Sonne schien und es herrliches Wetter war, wurden die Geschenke auf der Wiese versteckt. Das Finden ging sehr schnell, da wir, schließlich waren wir nicht dumm, nur den Fußspuren nachgehen mussten. Die Frage war dann: Ist es tatsächlich mein Geschenk?

Weihnachten war zum Ritual geworden, nach der Kirche die Großeltern zu besuchen, schöne Weihnachten zu wünschen, die Geschenke auszupacken und dann schwer beladen nach Hause zu laufen. Dort gab es zunächst das Weihnachtsessen, welches Mutter schon vor dem Kirchgang zubereitet hatte. Meist gab es Gesalzenes vom eigenen Schwein und Kartoffelsalat. Danach folgte die Bescherung zu Hause. Dass Papa während des Essens aufstand und sich im Wohnzimmer mit dem Weihnachtsmann unterhielt, war für uns Kinder immer ein Zeichen dafür, dass die Bescherung nahte.

„Bin ich mal gespannt, was euer Papa dem Weihnachtsmann erzählt. Wenn ihr brav wart, gibt es Geschenke, wenn nicht, müsst ihr euch im nächsten Jahr mehr anstrengen…“ Jedes Jahr erzählte uns Mutter die gleiche Geschichte. Natürlich waren wir immer brav und Papa hatte dem Weihnachtsmann immer gutes zu erzählen, obwohl er unter dem Jahr fast nie zu Hause war und mit unserer Erziehung ganz wenig zu tun hatte. Sonst hätten wir nicht immer so tolle Sachen bekommen. Mal war es eine von Mama selbstgestrickte Jacke oder einen Pullover, mal ein Paar Schuhe, vom Opa selbst geschustert, oder wieder mal eine Lederhose.

Zwei Tage vor Weihnachten machte unser Vater jedes Jahr, mit einer Axt über der Schulter, einen Spaziergang in den Wald. Er kam immer mit einem Tannenbaum zurück, der bis an die Wohnzimmerdecke reichte.

Heute kann man sich das nicht mehr vorstellen, dass sich jeder einfach im Wald einen Tannenbaum holt. Damals war es unvorstellbar, sich irgendwo einen Baum zu kaufen. Schließlich kannte jeder den Förster und der drückte dann schon mal beide Augen zu. Schließlich trafen sich die Männer des Dorfes immer wieder in der „Linde“ oder im „Hirsch“, unseren zwei Dorfkneipen, die sich großspurig „Restaurants“ nannten. Dort gab es dann das ein oder andere Freibier für den Förster.

Ja die Feiertage. Sie sind bis heute in meinem Gedächtnis noch etwas ganz Besonderes.

Schwarzwaldjunge - Weltenbummler

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