Читать книгу Durch die Raumakustik muss ein Ruck gehen - Gerhard Ochsenfeld - Страница 24

Оглавление

Was den Menschen antreibt

Einige – frühe – Jahre meines Lebens lang pflegte ich zu vereinfachen:

„Faulheit ist der Motor einer jeden Erfindung.“

Dann fragte mich – so etwa um mein dreißigstes Lebensjahr herum – ein befreundeter Jurastudent:

„Und weshalb ist dann der Herzschrittmacher erfunden worden?“

Fortan hatte ich keine Antwort mehr auf die Frage, weshalb der Mensch getrieben sei, Neues zu erfinden.

Aber allmählich habe ich wieder eine Antwort darauf gefunden:

Unzufriedenheit.

Die Unzufriedenheit mit Antworten, die schon in sich unschlüssig sind und nicht frei von Widersprüchen.

Und also: Was macht den Menschen aus?

Der Mensch ist nicht das einzige lernfähige, so genannt „intelligente“ Wesen, das Unzulänglichkeit als solche ebenso wie die Unzufriedenheit mit der eigenen Unzulänglichkeit realisieren kann.

Jedoch, der Mensch ist unter den uns bekannten Lebewesen das einzige, dass mithilfe seiner zehn Finger Werkzeuge erschaffen kann, um diese Unzulänglichkeiten ungeahnt weitreichend zu kompensieren.

Es sind nicht ursächlich zehn Finger – die uns möglicherweise geistig sogar etwas im Wege stehen. Rein motorisch wäre es von Nachteil, wenn es pro Hand nur zwei wären. Günstig erscheint, wenn es pro Hand einen Finger mehr gibt als nur drei.

Intellektuell wiederum ist es dem Menschen vor allem hilfreich, auch sozial abstrakt denken zu können. Mit dieser Fähigkeit abermals ist der Mensch unter den bekannten Lebewesen keineswegs allein.

Einzig die Fähigkeit, abstrakt erdachte Werkzeuge und Hilfsmittel auch physisch detailliert und komplex umsetzen und zugleich sozial abstrahiert – und unter Zuhilfenahme einer umfangreichen und detaillierten Kommunikation zwischen seinesgleichen – in einen größeren Kontext einordnen zu können, eröffnet unendlich viele Möglichkeiten.

Vielleicht ist der Mensch das einzige uns bekannte Lebewesen, das aus der Unzufriedenheit mit es umgebenden Umweltbedingungen heraus etwas für das Kollektiv nützliches Komplexes generieren kann, obwohl nicht unmittelbar das Überleben des Individuums oder der eigenen Sippe – also eine unmittelbare oder nahe mittelbare Selbstbetroffenheit – im Fokus der Bemühungen steht.

Wohl nicht einmal Unzufriedenheit ist es, die den Menschen als einzigartig hinstellt. Hingegen, so etwas wie Unzufriedenheit konstruktiv und langfristig für das Kollektiv nutzbringend einsetzen zu können.

Nicht zuletzt also die Unzufriedenheit mit falschen „Wahrheiten“: Dieses drängende Unwohlsein, solange zu viele Fragen unschlüssig beantwortet und zu viele Widersprüche sperrig hingenommen werden müssen.

Aber… es ist angenehm – und gesund – mit sich im Reinen und zufrieden zu sein.

Durch die Raumakustik muss ein Ruck gehen

Подняться наверх