Читать книгу Marrascas Erbe - Gerhard Schumacher - Страница 9
fünf / cinc
ОглавлениеWohl wird sich der geneigte Leser eine Vorstellung davon machen können, wie stark die Ungewißheit war, in der ich mich befand. Nicht nur meine eigene Person war ja von der Rätselhaftigkeit der Ereignisse betroffen, meine Familie, so schien es zu diesem Zeitpunkt wenigstens, war es ebenso. Dessen ungeachtet aber war ich mir sicher, trotz aller Obskurität und Verschwommenheit bestand ein dunkler Zusammenhang zwischen den Zufällen, die sich längst nicht mehr als solche darstellen konnten. Genauso sicher nagten auch die Zweifel an mir, hängten sich gewaltige Fragezeichen in die so unbeschwert begonnene Alltäglichkeit, die ich nicht einfach zur Seite wischen konnte, als wäre nichts geschehen. Egal was letztendlich dabei herauskam, ich war fest entschlossen, der Angelegenheit auf den Grund zu gehen, und wenn meine Beharrlichkeit mich auch aller Illusionen der Vergangenheit und der Zukunft berauben sollte.
Die nunmehr täglichen Zusammenkünfte mit Don Remigio, der jetzt gleich mir dazu übergegangen war, sein Nachtessen regelmäßig in der Bar El Ultim einzunehmen, und vor allen Dingen der Wein, der diese Abende begleitete, sorgten für eine ausgezeichnete Nachtruhe. Scheinbar traumlos schlief ich, unbehelligt durch Nachtmahre und gespenstische Gedanken, von dem Augenblick, in dem ich meinen Kopf in das Kissen legte, bis zum Gezwitscher der Vögel, das den anbrechenden Morgen des nächsten Tages verkündete.
Erst beim Kaffee und der ensaimada, die ich als frühes Essen zu mir nahm, begannen die Grübeleien, die mich dann den Tag über begleiteten und für unterschiedliche Stimmungen sorgten.
An dem Morgen, der auf Don Basilios Bericht über das Leben des Raben folgte, wollte ich der Schublade gerade die Haushaltskladde entnehmen, um damit zu beginnen, die einzelnen Ausgabenposten mühsam nach Merkwürdigkeiten zu durchforsten, als mir das Päckchen mit den Briefen wieder in die Hände fiel. Ich hatte es über die anderen Ereignisse aus meinem Gedächtnis verdrängt.
Aufgrund des seidenen Bandes, das die Briefe zusammenhielt, schloß ich auf einen sehr persönlichen Inhalt der Schreiben von Don Xavier an seine esposa oder aber umgekehrt von Dona Maria an ihn. Nach wie vor war ich der Meinung, nicht das Recht zu haben, mich in die Intimität zweier Menschen zu drängen. Ich hatte Hemmungen, die Briefe zu lesen, betrachtete es als eine Indiskretion, die mir keinesfalls zustand, auch oder gerade, weil die beiden Menschen, um die es hier ging, nicht mehr unter den Lebenden weilten. Denn die Intimsphäre, war ich der Meinung, wird durch den Tod nicht aufgehoben.
Doch als ich das schmale Bündel in den Händen hielt, überkam mich die Versuchung, einen Blick hineinzuwerfen. Ich suchte Rechtfertigung in meiner eigenen Situation und gaukelte mir eventuelle neue Informationen vor, die die Briefe enthalten könnten. Also verletzte ich, wenn auch schlechtesten Gewissens, die Grenzen, die ich selbst mir gesetzt hatte, zerrte das Seidenband vom Papier und begann, noch auf dem Fußboden der Bibliothek hockend, ein Schreiben nach dem anderen zu lesen.
Als ich fertig war, ordnete ich die Schriftstücke in der gehabten Reihenfolge, knüpfte das Seidenband darum und war froh, nicht im grellen Sonnenlicht der Öffentlichkeit zu sitzen, sondern im Halbdunkel der Bibliothek. Ich schämte mich abgrundtief für den Bruch des mir selbst auferlegten Feingefühls.
Unschwer schon an der Handschrift zu erkennen, waren alle Schreiben von Don Xavier verfaßt und an seine esposa, Dona Maria, gerichtet. Weder habe ich vordem noch jemals wieder danach Zeilen größerer Zärtlichkeit und Zuneigung eines Menschen an einen anderen gelesen, die mit dem Wort Liebe nur unzulänglich wiedergegeben wären. Sicher habe ich als Ausländer fremder Zunge die Texte in català nicht in ihrer vollen Schönheit und Poesie erfassen können. Aber ich habe das, was ich verstand, ermessen und den Rest taktvoll erahnt.
Damit nicht ein anderer nach mir einstmals derselben Indiskretion erliegen konnte, der ich erlag, hatte ich in diesem Augenblick beschlossen, die Briefe des Don Xavier an Dona Maria zu verbrennen, um weiteren Mißbrauch ein für alle Mal auszuschließen.
Und so geschah es dann auch. Aus einem zinkenen Eimer auf der Dachterrasse in der Carrer Major kräuselte sich heller Rauch in den wolkenlosen Himmel über Artà und bewahrte das Geheimnis zweier verstorbener Menschen vor der Gewöhnlichkeit lebender Dritter.
Sodann legte ich mir einen Stapel Papier sowie einige Stifte bereit und schlug die Kladde auf. Sollte sie eine versteckte Botschaft, ein Geheimnis enthalten, ich war fest entschlossen, es ihr zu entreißen.
Meine Vorgehensweise war denkbar einfach. Ich ging die einzelnen Positionen Tag für Tag, Woche für Woche, Monat für Monat durch und strich zunächst die, die ich dem täglichen Bedarf an Nahrung zuordnete und die sich mit wenigen Ausnahmen ständig wiederholten. Es handelte sich im Wesentlichen um Brot und verschiedene Backwaren, Bohnen, Reis, ab und zu ein Huhn, Würste und Schinken, hin und wieder Fleisch wie Lamm und Zicklein, Wein und Kleinigkeiten aller Art, eben all die Dinge, die Senyora Marrasca nicht selbst in ihrem Garten anbaute oder großzog. Auf einem gesonderten Blatt notierte ich den jeweiligen Artikel und machte dann Striche dahinter, je nach der Häufigkeit seines Vorkommens im Laufe eines Jahres. Das tat ich nicht, um die Eßgewohnheiten der Marrascas nachzuvollziehen, sondern um eventuellen Auffälligkeiten auf die Spur zu kommen.
Nachdem ich die Nahrungsmittel eines Jahres abgearbeitet hatte, verfuhr ich ebenso mit den Einkäufen, die zur Aufrechterhaltung des Haushalts notwendig waren, Töpfe, Pfannen, Gefäße unterschiedlichster Art, aber auch Seifen und Gartengeräte, Ziegel und Hölzer, die offensichtlich zum Erhalt der baulichen Substanz eingesetzt wurden. Auch hier notierte ich jeden einzelnen Posten auf einem gesonderten Blatt und seine Häufigkeit mit einer Strichliste.
Als Nächstes wollte ich die übrig gebliebenen Positionen, die sich in keines der beiden Schemata einordnen ließen, auflisten. Doch ich fand keine, zumindest nicht während der Prüfung der ersten Jahre.
Die Kladde begann mit dem Januar des Jahres 1886 und endete mit dem Dezember 1931, umfaßte also insgesamt 46 Jahre. Pro Monat hatte Don Xavier in zierlicher Schrift etwa eine Seite benötigt, in späteren Jahren manchmal zwei. Die Zeiten seiner Abwesenheit waren nicht erfaßt. Mal war er drei oder vier Monate im Jahr auf Reisen, in einzelnen Jahren auch nur zwei. Ich schätzte, daß er im Durchschnitt etwa neun Monate zuhause in Artà, die restlichen drei Monate hingegen in der Fremde weilte.
Schnell hatte ich die ersten zehn Jahre durchgearbeitet und keinerlei Auffälligkeiten entdecken können. Die Ausgaben hielten sich insgesamt durchaus im normalen Rahmen, umfaßten eben all die Dinge, die ein Haushalt dieser Größenordnung benötigte, nicht unübersehbar mehr oder weniger. Sicher, die große festa, die die Marrascas einmal jährlich veranstalteten und ab und zu eine abendliche Einladung an den einen oder anderen Würdenträger des Städtchens, erhoben das Jahresbudget über das eines vergleichbaren Durchschnitthaushalts, doch diese Mehrausgaben waren durch den Aufwand durchaus erklärbar und somit nicht als ungewöhnlich oder gar sonderbar zu bewerten.
Nachdem ich die Anfangsjahre durchgearbeitet hatte, schwirrte mir der Kopf vor Zahlen, Positionen und Bezeichnungen, die ich mir teilweise erst erarbeiten mußte, da die Schrift Don Xaviers zwar klar und deutlich war, er aber unterschiedliche Abkürzungen benutzte, die ich in detektivischer Kleinarbeit erst zu entziffern hatte. Unterdessen schickte die Sonne ihre letzten untergehenden Strahlen an die Küste von Canyamel, es würde binnen kurzer Zeit dunkel werden. Also räumte ich meinen Platz auf der Dachterrasse, die Kladde verstaute ich an ihrem gewohnten Platz in der Bibliothek und begab mich nach alter Gewohnheit in die Bar El Ultim, um Bienvenidas Kochkünsten den Respekt zu erweisen. Außerdem erwartete ich natürlich, Don Remigio dort zu treffen und vielleicht sogar seinen Freund und Kollegen Don Basilio, der uns am gestrigen Tag so ausführlich über das Leben des Raben berichtet hatte. Doch zu meiner Enttäuschung beehrten weder Don Remigio noch sein frare die Tafel des Hauses, was mich ein wenig verärgerte, da ich darauf brannte, ihnen oder zumindest einem der beiden von meiner Arbeit an der dicken Haushaltskladde zu berichten. Ich tröstete mich mit der Hoffnung auf ihr baldiges Erscheinen, trank zunächst ein Glas mallorquinischen Weins und bedeutete Consuela, mit dem Nachtessen noch warten zu wollen, bis einer der Erwarteten auftauchen würde, denn ich hatte mich in den letzten Wochen daran gewöhnt, das Abendessen in angenehmer Gesellschaft einzunehmen und nicht, wie früher, mutterseelenallein.
Es ging auf die elfte Stunde zu, als ich die Hoffnung auf Gesellschaft für diesen Abend begraben mußte. Die wunderbaren costellas in Weißweinsauce mit Knoblauch und Oliven, die Bienvenida mir bereitete, hatten meine appetitlose Unaufmerksamkeit nicht verdient, als ich sie hinunterschlang wie man jedes x-beliebig Zusammengekochte auch hätte verschlingen können. Dann sah ich noch ein bißchen dem Liebeskummer Álvaros zu, der wie immer in der Nähe der Küchentür saß und trollte mich schließlich nach Hause, wo ich trotz meiner Verstimmung sofort in tiefen Schlaf fiel.
Am nächsten Morgen stand ich früh auf und nachdem ich die üblichen Verrichtungen absolviert hatte, holte ich erneut die Kladde aus dem Schrank und machte mich auf der Dachterrasse daran, das Werk vom Vortag fortzusetzen. Doch es fehlte mir die rechte Konzentration. Meine Gedanken schweiften immer wieder zu Don Remigio, versuchten, die Ursache seiner Abwesenheit zu ergründen, befürchteten ein Unglück gar, das ihn von einem Treffen abgehalten haben könnte. Als ich nach mehreren Anläufen nichts Vernünftiges zustande gebracht hatte, packte ich die Sachen zusammen und machte mich auf den Weg zur Kirche des pare.
Dort angekommen, fand ich das Pfarrhaus verschlossen, in der Kirche hingegen hantierte eine gebückte Gestalt hohen Alters, offensichtlich der sacristan, an den Kerzenständern des Altars herum, zwischen denen er hin- und herschlurfte und dabei Unverständliches brabbelte. Als ich ihn ansprach, drehte er kurz den Kopf in meine Richtung, sah mich einen Augenblick lang an und wandte sich dann, ohne mich weiter zu beachten, wieder seiner Beschäftigung zu.
Als ich es erneut versuchte, kam er im Mittelgang auf mich zu, blieb vor mir stehen und deckte mich mit einem Schwall von Worten ein, die ihm derart stakkatoartig aus dem Mund flogen, daß ich ungewollt zurückwich. Der Alte sprach allerdings mallorquin, ich verstand kein einziges Wort.
Es war indes eine Szene, der eine gewisse Komik sicher nicht abzusprechen war. Im staubigen Halbdämmer des hohen Kirchenschiffs stand ein vom Alter gekrümmtes Männlein, ruderte gestikulierend mit den Ärmchen und keifte dabei von unten nach oben auf einen sichtlich irritierten Fremden ein, der zudem noch gute zwei Kopf größer war, aber beständig zurückwich und derweil wie zur Abwehr die Hände vors Gesicht hob. Ein zufälliger Beobachter hätte sich ein Lächeln wohl nicht verkneifen können.
Als der Alte merkte, daß ich ihn nicht verstand, schlurfte er den Mittelgang zum Portal hinunter und winkte mir, ihm zu folgen. Vor dem Portal standen wir nun im grellen Sonnenlicht, der sacristan zeigte mit dem rechten Arm immer wieder über die Dächer des Städtchens und brabbelte so unverständlich wie zuvor auf mich ein. Immer dann, wenn ich ihn auf català oder castellano unterbrach, schüttelte er den Kopf und begann seine Tirade von vorne, es war zum Verzweifeln.
Gerade als ich den Versuch einer Verständigung als gescheitert aufgeben wollte, kam die Rettung in Gestalt Don Basilios um die Ecke. Er war die vielen Stufen der langen Steintreppe vom Santuari heruntergekommen, hinkte sehr stark und machte auch sonst einen recht angeschlagenen Eindruck.
Auch der Alte war offensichtlich froh, jemanden zu erblicken, der ihn verstand, streckte die Arme vor und überzog nun Don Basilio mit seiner nicht enden wollenden Wortkaskade. Nach dem er geendet hatte, fragte der pare ein, zweimal nach, bekam kurze Antworten und bedankte sich dann beim sacristan, indem er das Kreuzzeichen segnend über seinem Kopf schlug. Dieser küßte sabbelnd die Hände Don Basilios und zog sich dann unter unentwegtem Gebrabbel in seine Kirche zurück. Kurz bevor die schwere Holztüre hinter ihm zuschlug, drehte er sich nochmals zu mir und bedachte mich mit einem Blick, der mir alle Schuld am Elend der Welt zuwies. Jedenfalls empfand ich es so.
Als der Alte in der Kirche verschwunden war, zuckte Don Basilio mit den Schultern und sprach:
„So sind sie hier, die Menschen, besonders die alten, man muß sie nehmen wie sie sind, sonst scheitert man, Don Diego, glauben sie mir. Der alte Rubén hat Sie und Ihr català sehr wohl verstanden, aber er hätte um sein Leben nicht in einer anderen Sprache als mallorquin geantwortet. Wie auch immer, Sie suchen Remigio, habe ich recht? Nun ich dergleichen. Ich habe den beschwerlichen Weg vom Santuari hier hinunter in die Niederungen des Profanen eingeschlagen, weil heute unsere gegenseitige Beichte fällig ist. Da es eine ungerade Woche ist, muß ich mich bewegen, wäre es eine gerade, müßte Remigio zu mir kommen. Nun höre ich soeben vom alten Rubén, daß es unserem geliebten bisbe in Palma ebenfalls nach der Gesellschaft unseres Freundes dürstete. Exzellenz hat deshalb gestern Nachmittag ein Automobil hergeschickt, welches unseren Remigio nach Palma transportiert haben sollte und hoffentlich auch bald wieder retour. Der sacristan erwartet ihn stündlich zurück. Wollen wir hoffen, daß er recht behält.
Aber um das herauszubekommen, müssen wir nicht hier in der Sonne auf den Stufen der Pfarrkirche herumstehen. Was halten Sie davon, Don Diego, wenn Sie mich zu einem Gläschen Ihres vorzüglichen rosado auf Ihre schattige Dachterrasse einladen? Nun bin ich schon mal aus den Höhen der Seligkeit ins Tal der Tränen herabgestiegen, das soll doch nicht umsonst gewesen sein, was meinen Sie? Wissen Sie, ich möchte nicht zu oft in der Öffentlichkeit beim Wein gesehen werden, sonst könnten wir ja auch in die Bar El Ultim gehen, aber das begünstigt nur die Gerüchte, fördert dummes Gerde und letztendlich gibt es dann böses Blut, Sie haben ja gerade erlebt, wie ungebildet und stur die Leute sind. Ich habe Rubén gesagt, er soll uns sofort benachrichtigen, wenn Remigio auftaucht. Er wird es tun. Also, wollen wir?“
Don Basilio hakte sich bei mir unter und humpelte dann an meiner Seite die Stufen hinunter. Wir müssen ein merkwürdiges Paar abgegeben haben. Unterwegs fragte ich ihn, warum er so stark hinkte. Der pare winkte müde ab, sein Hinken sei das Ergebnis jener kleinen Sünden, die nach fester Überzeugung der einfältigen Bevölkerung der liebe Gott sofort bestrafe. Er wäre mir sehr verbunden, würde ich nicht detaillierter nachfragen, eigentlich wolle er die ganze Angelegenheit lieber vergessen denn darüber reden. Nur soviel könne er sagen, das Hinken sei mit ein Grund, warum er den Wein lieber in der Abgeschiedenheit meiner Dachterrasse als in der Öffentlichkeit zu sich nehmen würde. Ich nickte, fragte nicht weiter nach und hörte schweigend dem Stöhnen zu, das Don Basilio bei jedem Schritt von sich gab. Nach geraumer Zeit hatten wir mein Haus und mit einiger Mühe auch dessen Dachterrasse erreicht.
Wir hatten kaum eine Stunde im Gespräch miteinander verbracht, die erste Flasche Wein noch nicht zur Hälfte geleert, da hörten wir von der Straße her die Stimme Don Remigios zu uns herauf schallen.
„Don Diego, Basilio, laßt einen durstigen Pilger Platz nehmen an eurem Tisch, damit wir gemeinsam das Gnadenbrot und den Trank der Bescheidenheit zu uns nehmen, he he, macht auf das Tor, die Tür macht weit, he he…“
„Er hat getrunken“, stellte Don Basilio nüchtern fest, „es ist besser, Sie lassen ihn schnell herein, sonst schreit er noch die gesamte Gemeinde zusammen und Morgen läßt ihn der bisbe dann im vergitterten cotxe abholen.“
Ich tat wie empfohlen und in der Tat machte Don Remigio einen durchaus angeheiterten Eindruck, als er vor mir die Stiege aufs Dach hinaufkletterte. Oben angekommen ließ er sich schwerfällig neben Don Basilio fallen, ergriff dessen Weinglas und leerte es mit einem Zug.
„Salut!“, kommentierte der Mundberaubte und schien sich nicht weiter zu wundern, denn er kannte seinen Kollegen schon etliche Jahre länger als ich.
„Was war los, Remigio, wo hast du gesteckt, was hat dich so dringend nach Palma zu unserem Herrn und Gebieter gezogen, daß du dich nicht einmal von deinen Freunden verabschieden konntest?“
„Weißt du, Basilio, so ganz konkret vermag ich das gar nicht zu sagen. Es war ein informelles, von Merkwürdigkeiten geprägtes Gespräch. Eigentlich nicht einmal das, weil von Gespräch im Sinne eines gepflegten Dialogs konnte nur ganz am Rande die Rede sein. Es handelte sich eher um einen belehrenden Monolog unseres Oberhirten, auf, wie er meinte, freundschaftlicher Ebene, sozusagen von Kirchenmann zu Kirchenmann, verstehst du?“
Don Basilio verstand nicht so recht und auch ich hatte Schwierigkeiten den kryptischen Andeutungen Don Remigios zu folgen. Wir baten ihn um eine chronologische Schilderung der Ereignisse und er kam unserer Bitte ohne Zögern nach.
„Am gestrigen Nachmittag, ich wollte mich gerade durch ein kleines Nickerchen auf den Abend mit euch vorbereiten, fuhr plötzlich das Automobil unseres bisbe auf den Kirchhof und der Chauffeur übermittelte mir den dringenden Wunsch seiner Exzellenz, mich unverzüglich in Palma zu sehen. Ich hatte nicht einmal die Zeit, etwas Wäsche zusammenzupacken, es sei für alles gesorgt, erklärte der Fahrer mir, nur Eile sei geboten, mehr nicht. Wie ich sicher wisse, könne Seine Gnaden sehr ungehalten reagieren, wenn seinen Bitten nicht unverzüglich nachgekommen werde. Also, was blieb mir anderes übrig, als mich in den Fond zu setzen, mein Brevier aufzuschlagen und mich mit Gottvertrauen den halsbrecherischen Fahrkünsten des Chauffeurs anzuvertrauen. Aber immerhin kamen wir abends unversehrt im bischöflichen Palais an, wo mir ein komfortables Zimmer zugewiesen und ein reichhaltiges Abendessen serviert wurde. Das war es zunächst, der bisbe ließ sich an diesem Abend nicht mehr sehen.
Natürlich war ich nicht nur verwundert, sondern auch einigermaßen verärgert darüber.
Zuerst hatte ich nicht einmal Zeit, mir eine frische Unterhose anzuziehen und dann saß ich im Palais herum und drehte Däumchen.
Doch auch dieses Rätsel sollte sich alsbald aufklären. Aber der Reihe nach.
Wenngleich ich zugeben muß, daß die erlesenen Speisen des Nachtmahls ein wenig Eile schon gerechtfertigt hatten. Obwohl, wenn ich an die Kochkünste Bienvenidas denke, war es so toll nun auch wieder nicht. Ihr wißt ja, ich liebe sowieso mehr die bodenständige Küche unserer Insel…“
„Komm zurück zum Thema, Remigio“, unterbrach ihn sein frare und goß Wein nach.
„Du hast recht, Basilio, ich schweife ab. Also an diesem Abend passierte nichts mehr und nachdem ich einige Gläser Wein getrunken und eine gute Zigarre geraucht hatte, legte ich mich in die weichen Kissen meines Bettes und träumte vom Paradies.
Am nächsten Morgen weckte mich ein Bediensteter des Palais und bedeutete mir, in einer halben Stunde würde mich der bisbe auf der Terrasse zum Frühstück erwarten, ich solle mich eiligst fertig machen. Da war sie wieder, die Hast der hohen Herren. Also tat ich, wie mir geheißen und saß alsbald unserem bisbe gegenüber, blinzelte in die Morgensonne über Palma und begutachtete die Delikatessen, die auf dem Tischchen zwischen meinem Herrn und mir standen und unserem Verzehr harrten. Einige Diener umschwirrten uns, boten Tee, Kaffee, warme Schokolade an und zogen sich endlich auf einen Wink des bisbe zurück, so daß wir ungestört waren.
Verzeiht mir, in angenehmer Gesellschaft wäre es sicher ein ebensolches Morgenmahl geworden. Gut, es fehlte noch das eine oder andere Fläschchen Wein, aber das hätte man ja ordern können. So aber nahm sich seine Exzellenz, er scheint mir in der Tat ein überzeugter Asket zu sein, ein wenig von den geschnittenen Orangen, stand dann auf und lief fünf Schritte hin, fünf weitere her und so weiter und so fort. Dabei dozierte er in Metaphern vor sich hin, die ich zunächst nicht verstand, was aber zu guten Teilen auch daran gelegen haben mag, daß ich gar nicht zuhörte. Erst als mir auffiel, daß ich mich durch das ständige Hin und Her nicht so recht auf die Köstlichkeiten des Tisches konzentrieren konnte, lieh ich dem Monolog unseres Oberhirten mein Ohr. Ohne indes mehr zu verstehen, als die bloßen Worte, deren zusammenhängender Sinn mir nach wie vor verborgen blieb. Der bisbe schwadronierte ausschweifend über Gott, die Welt und, natürlich, unsere Mutter Kirche, die ja bekanntlich eine allein selig machende ist. Ich kam beim besten Willen nicht dahinter, weswegen ich hier saß und nicht in meinem geliebten Artà, wo ich doch eigentlich hingehörte. Könnt ihr euch meine Situation vorstellen?“
Also wenn ich ehrlich war, konnte ich es nicht, nickte aber dennoch mitfühlend, genau wie Don Basilio, obwohl mir schien, als sei er sich durchaus nicht sicher, was er von den Erzählungen seines Amtsbruders zu halten habe.
„Remigio“, sprach er dann auch zu dem pare, „was erzählst du uns hier? Es kann doch nicht sein, daß der bisbe dich völlig grundlos nach Palma und wieder zurück hat chauffieren lassen, nur damit er ein wenig Gesellschaft beim Frühstück hat. Das glaubst du doch wohl selbst nicht. Also, nun spann uns nicht weiter auf die Folter der Heiligen Inquisition und verrate uns endlich, was seine Exzellenz von dir wollte.“
Don Remigio lachte vergnügt vor sich hin. Ihm bereitete dieses Spiel sichtbares Vergnügen, zumal ich derweil eine neue Flasche Wein aus dem Kellerverschlag geholt hatte.
„Du mußt genau zuhören, mein lieber Basilio. Ich habe ja keineswegs gesagt, es sei sinnlos gewesen, was der bisbe da von sich gab. Ich habe lediglich gesagt, ich habe den Sinn des Gesagten nicht gleich verstanden. Das ist, du mußt es zugeben, ein großer Unterschied. Also weiter im Text.
Wie ich noch so darüber nachdachte, was dieses Audienz bedeutete, fiel plötzlich der Name unseres verehrten Freundes und Gastgeber hier, Don Diego de alemany, was mich natürlich aufhorchen ließ. Verkürzt dargestellt, war der bisbe der Meinung, ich sollte mich lieber um das Seelenheil Don Diegos kümmern und ihn zurück in den Schoß unserer Mutter Kirche holen, denn mit ihm zusammen irgendwelchen Schimären nachzujagen, was ja bekanntlich zu nichts führen könne. Der Unglückstod unseres Bruders Xavier Marrasca sei für sich genommen schon von unheilvoller Tragik gewesen, da sei es völlig unnötig, in alten Geschichten zu wühlen, von denen keiner mehr sagen könnte, ob sie wahr oder erfunden seien. Zumal Don Xavier, wie mir bekannt sein dürfte, unsere Mutter Kirche über seinen Tod hinaus großzügig bedacht habe, wie übrigens seine ihm jüngst in die Ewigkeit gefolgte vídua, Dona Maria, ebenso. Es gäbe nicht den geringsten Grund, diese Verfügungen, die dem Wohl der Armen und Bedürftigen dienten, durch Neugier und Sensationshascherei in Gefahr zu bringen. Und in diesem Stil ging es weiter, eine geschlagene Stunde lang. Seine Exzellenz wurde an keiner Stelle konkret, wiederholte lediglich in immer anderen Worten und schöneren Wendungen das Gesagte, spazierte dabei unverändert auf und ab und ging auch nicht auf meine Frage, was genau an meinem Verhalten er mir denn vorwerfe, ein. Als er in eine neue Orangenscheibe biß und deshalb kurz in seiner Predigt innehalten mußte, bat ich ihn, mir doch einige Hintergründe zu erklären, damit ich nicht versehentlich Falsches täte. Er schüttelte den Kopf und sagte nur, es gäbe keine Hintergründe, die erklärungsbedürftig seien. Ich solle mich nur an das halten, was er mir gesagt habe, das und nichts anderes sei im Sinne unserer Kirche. Sodann hielt er mir den Ring zum Kuß hin, gab mir seinen Segen und ich war in die Obhut des Chauffeurs entlassen, der plötzlich, von mir zunächst unbemerkt, auf der Terrasse aufgetaucht war. Kurz, bevor ich durch die Pforte ging, rief der bisbe mich noch einmal an, sah mir in die Augen und fragte mich, ob ich verstanden hätte, was er von mir wollte. Ich nickte, was sollte ich sonst tun, und schon saß ich im Automobil, das der Chauffeur in hohem Tempo zurück nach Artà lenkte, wobei er mit lautem Hupen Hühner, Schafe und Ziegen von der Straße jagte. Ich konnte mich des Eindrucks nicht erwehren, der Chauffeur lebte eine ausgeprägte sadistische Ader aus, die er sich im langjährigen Dienst bei seiner Exzellenz zugelegt hatte. Aber wie auch immer, er brachte mich unbeschadet wieder in den Schutz meiner Gemeinde. Und hier bin ich also, freut euch ihr Lieben“, schloß er seinen Bericht.
Dann nahm Don Remigio einen kräftigen Schluck aus dem Weinglas und wischte sich in bekannter Manier mit dem Ärmel über den Mund. Während wir beiden Zuhörer noch ungläubig über das soeben Gehörte sinnierten, ergriff er erneut das Wort.
„Das Beste, meine lieben Freunde, das Beste kommt immer zum Schluß. Ich fragte mich natürlich, warum mich der bisbe schon einen Abend zuvor nach Palma kommen ließ, obwohl er doch erst am nächsten Morgen Zeit für mich hatte. Nun gut, es konnte ihm plötzlich etwas Wichtiges dazwischen gekommen sein, das ist bei den hohen Herren immer möglich, habe ich recht? Doch weit gefehlt, erst als ich wieder in den vier sicheren Wänden meiner Kirche war, erfuhr ich von Rubén, meinem sacristan, den wahren Grund. Kurz nachdem ich nämlich Richtung Palma verschwunden waren, erschienen drei Abgesandte vom bischöflichen Ordinariat bei Rubén in der Kirche, wiesen sich aus und schlossen sich dann in der casa parroquial ein. Sie hatten die ganze lange Nacht Zeit, alles zu durchsuchen. Und sie taten es gründlich, wenngleich ich sagen muß, sie taten es auch sorgfältig, legten alles wieder an seinen angestammten Platz, bemühten sich, keinerlei Unordnung zu hinterlassen, ganz im Gegenteil, wenn ich es recht betrachte, war zum Beispiel mein oficina nach ihrem Besuch deutlich ordentlicher als zuvor. Ebenso machten sie keinerlei Anstalten, ihre Neugier zu vertuschen, wiederum im Gegenteil kam es mir so vor, als wollten sie mir ganz klar zeigen, daß sie meine Unterlagen, auch die privaten, gelesen hatten. So weit ich in der kurzen Zeit feststellen konnte, fehlte auch nichts. Was sollte auch fehlen, ich habe keinerlei diskriminierenden Unterlagen. Den ganzen Schriftkram aus dem Notariat in Palma, ihre Erbschaft betreffend, die Übersetzung des Schreibens von Don Xavier an sie, Don Diego, hatte ich ihnen ja schon übergeben. Da war nichts mehr.
Aber, diese Durchsuchung meiner Räume zusammen mit dem Vortrag des bisbe in seiner Residenz in Palma, der ganze Aufwand, der seitens des Ordinariats wegen ein paar lächerlicher Nachforschungen, was sage ich, Nachforschungsversuchen, unternommen wurde, lassen mich zu einer Schlußfolgerung mit zwei Ergebnissen kommen.
Erstens: Seine Exzellenz, der bisbe, will verhindern, daß wir hinter eine Angelegenheit kommen, die offensichtlich ihren Ursprung vor langen Jahren hat, deren Auswirkungen aber bis in unsere Zeit reichen und in einem engen Zusammenhang mit der Familie Marrasca, sowie ihnen, Don Diego, und ihrem Erbe stehen und zweitens sollte sie mir zur Warnung dienen, meine ketzerische Nase nicht in Dinge zu stecken, die mich nach Meinung des bisbe nichts angehen. So jedenfalls sehe ich das oder wie denkst du darüber, Basilio, Bruder im häretischen Geiste?“
„Wohl wahr gesprochen Remigio, und, wenn ich hinzufügen darf, heißt es drittens, daß unser Oberhirte hier in unserer unmittelbaren Nähe einen Informanten sitzen hat, der ihn über jeden unserer Schritte unterrichtet. Bedenkt, wir haben noch nicht einmal an der Oberfläche eines Geheimnisses gekratzt, von dem wir gar nicht wußten, daß es überhaupt eins ist und schon ist das klerikale Palma in helle Aufregung versetzt. Wer ist so eng an uns dran, sozusagen mitten unter uns, den Spion des bisbe geben zu können? Mir fällt da eigentlich nur Álvaro, der Chauffeur ein, er ist Tag und Nacht in ihrer Nähe, Don Diego, er muß sich nicht einmal groß anstrengen, etwas mitzubekommen, es wird ihm vor seiner Nase serviert.“
Ich schüttelte den Kopf, dieser Gedanke kam mir dann doch zu abwegig daher.
„Álvaro? Wenn ich mir alles vorstellen kann, nur das eben nicht. Der hat doch nur seine Dulcinea im Kopf, vor deren Küchentür er hockt wie ein Hündchen vorm Freßnapf. Außerdem ist er die Hälfte des Tages und die ganze Nacht mit Pablos Wein beschäftigt. Nein, der scheidet mit Sicherheit aus.“
„Und wovon lebt er“, wollte Don Basilio wissen, „gut, für das Zimmer in ihrem Hause braucht er nichts zu bezahlen, für das Essen von Bienvenida wohl auch nicht, aber ich kann mir nicht vorstellen, daß ihm der Geizkragen Pablo die Mengen an Wein, die er trinkt, umsonst in die Kehle kippt, da ist schon seine nicht minder geschäftstüchtige Consuela vor.
Álvaros professió ist es, mit seinem cotxe Leute von hier nach dort zu bringen. Damit verdient er die peseta, die er zum Leben braucht. Wenn ich das recht sehe, hat er in Artà seit Wochen niemanden durch die Gegend kutschiert, von dem Ausflug mit ihnen, Don Diego, einmal abgesehen. Wovon also bezahlt er seinen Wein, wovon den Kraftstoff, den er braucht, um sein Automobil zu bewegen?“
Zugegeben, nach Don Basilios Worten nagten erste Zweifel, die Loyalität des Chauffeurs betreffend, an mir. Ich nahm mir vor, ihn so bald es möglich war, darauf anzusprechen und beendete damit vorerst die Debatte um den Spion in unserem kleinen Kreis, die mir ausgesprochen unangenehm war, denn ich hatte den guten Álvaro ja erst nach Artà gebracht.
Selbstverständlich bot ich den beiden Mitstreitern sofort an, sich ohne Gesichtsverlust umgehend aus der ganzen Angelegenheit, die in erster Linie ja ausschließlich mich persönlich betraf, herauszuziehen, da ich nicht wollte, daß sie meinetwegen Ärger mit ihrem Vorgesetzten in Palma bekamen.
Beide schüttelten die Köpfe, lachten und erklärten mir, so weit käme es noch, daß sie sich von einem hergelaufenen, respektive hierher auf die Insel versetzten bisbe, der eigentlich Festlandspanier aus der kahlen Ecke der Mancha (das sage ja wohl alles) sei, den Mund verbieten ließen, das wäre ja noch schöner. Außerdem käme Don Basilio ja noch unbeleckt vom Verdacht der Konspiration daher, sonst hätte ihr gemeinsamer Oberhirte ihn zweckmäßigerweise gleich mit nach Palma transportieren lassen, oder?
Don Remigio verstieg sich sogar zu der Ansicht, der bisbe dürfte es nicht wagen, disziplinarisch gegen ihn vorzugehen, weil er dann seine, Remigios, Familie gegen sich aufbringen würde, deren Stimme auf der Insel einiges Gewicht habe.
„Dem Herrn in Palma sei es dringlich angeraten, sich doppelt und dreifach gut zu überlegen, ob er durch sein Vorgehen das Wohlwollen meiner Familie aufs Spiel setzen will oder besser doch nicht“, rief er sichtlich erzürnt und fügte an, „soll er mich doch rausschmeißen, die hohe Exzellenz, dann kaufe ich mir hier in Artà ein caseta und dann kann er sich erst recht warm anziehen, der papistische pare in seinem großartigen Palast. Hab ich recht, Basilio, sollen wir uns etwa dem Diktat aus Palma unterwerfen, oder sind wir freie Männer von reiner Gesinnung?“
Don Basilio nickte, jetzt vom Wein und der Empörung über die Freveltat des bisbe ebenfalls erhitzt, erklärte sich solidarisch mit seinem Amtsbruder und ließ trocken verlauten:
„Soll er doch kommen, der cul episcopal.“
Auch wenn ich den Ausdruck, den Don Basilio gebrauchte, bisher nicht kannte, fiel es mir nicht schwer, ihn richtig mit „bischöflicher Arsch“ zu übersetzen. Man konnte kaum glauben, daß sich hier zwei katholische Geistliche über ihren Bischof unterhielten. Dennoch, wenn auch nicht in dieser Heftigkeit, ich hatte, wenn ich ehrlich bin, keine andere Reaktion der beiden erwartet. Alles andere, jeder Rückzug, hätte mich doch überrascht, um nicht zu sagen enttäuscht.
Wir entschieden uns, den Abend, wie gewohnt, in aller Öffentlichkeit bei einem guten Mahl mit entsprechendem Wein in der Bar El Ultim zu verbringen. Und wir wurden von den Kochkünsten Bienvenidas nicht enttäuscht. Consuela servierte uns zuerst einige Scheiben pa amb oli mit sobrasada und im Anschluß daran ein porcella, dessen feiner Geschmack mir im Moment der Niederschrift dieser Zeilen immer noch beifällig anerkennend gegenwärtig ist. Es war dies ein köstliches Essen, das Bienvenida in ihrer Küche zubereitet hatte, ein glücklicher Mensch durfte sich nennen, wer sie irgendwann einmal über die Schwelle des eigenen Hauses in die eigene Küche tragen konnte. Ich wußte nicht, ob Álvaro in Palma, wo er herkam, ein Haus besaß, dachte aber, wenn er Erfolg bei seiner Angebeteten haben würde, mußte er sowieso hierher in den Nordosten Mallorcas ziehen, denn ein Weggang Bienvenidas aus ihrer Geburtsstadt war schlicht unvorstellbar.