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Schweigen ist Gold
ОглавлениеAm Campo Manin steht das Denkmal für den hier in Venedig so genannten »letzten Dogen«, den Kurzzeit-Ministerpräsidenten der Republik der Jahre 1848/49, die Seele der Revolution, Daniele Manin. Hier hat er gewohnt.
Auch das Ehepaar Luca und Bernardina da Montenegro hat hier gewohnt, in der Corte Coppo. Seine Geschichte erzählt der venezianische Autor und profunde Kenner der Stadt Alberto Toso Fei.
1521, das Ehepaar war seit einundzwanzig Jahren verheiratet. Am 1. Mai gerieten sie in Streit, offenbar in einen sehr ausgiebigen. Bernardina zertrümmerte den Kopf ihres Gatten mit mehreren Axthieben. Den Körper versteckte sie, vergrub ihn unter einer Stiege, dabei half ihr ein Verwandter.
Ihre Unerfahrenheit in solchen Tätigkeiten wie auch ihre Vertrauensseligkeit sorgten für das Ende der Gattenmörderin.
Die ältere Tochter war zur Zeit dieses Streits im Haus gewesen und hatte so zum Teil beobachten können, was geschah. Und dann gab es noch einen Mitwisser, denn Bernardina hatte den Leichnam von einem Versteck in ein anderes bringen wollen und einen gewissen Vincenzo Zarla um Hilfe gebeten.
So ließ sich nur für kurze Zeit die Erklärung für die Abwesenheit Lucas aufrechterhalten – er sei auf einer Pilgerreise nach Loreto, also weit, südlich von Ancona.
Zarla und auch die Tochter denunzierten die Mörderin. Sie wurde festgenommen und verurteilt. Man schlug ihr die rechte Hand ab, mit der sie die Tat begangen hatte, hängte ihr den abgehauenen Körperteil an einer Schnur um den Hals und trieb sie durch die ganze Stadt – das war die übliche Vorgangsweise für solche Fälle.
Der Gang endete zwischen den Säulen auf der Piazzetta. Dort erschlug man die Frau mit Knüppeln. Der zeitgenössische Historiker Marin Sanudo berichtet in seinen Diarii von dieser Hinrichtung. Er hat akribisch Tag für Tag Buch geführt über das Leben in Venedig vom Jänner 1496 bis zum September 1533.
Das Manin-Denkmal von Luigi Borro auf dem gleichnamigen Campo
Sanudo schreibt, Bernardina habe sich auch nach vielen Schlägen noch bewegt.
Sie wurde gevierteilt, die Reste stellte man in verschiedenen Stadtteilen zur Schau, zur Abschreckung.
Der Chronist Marin Sanudo schließt mit der Feststellung, das sei ein ganz schlimmes Verbrechen gewesen. Und dass sich bisher in der Geschichte noch keine andere gevierteilte Frau gefunden habe, Bernardina da Montenegro war die erste.