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Reichenau-Niederzell Sankt Peter und Paul
Оглавление• Ehem. Stiftskirche. • Querhauslose Basilika mit dreiteiligem Sanktuarium 1080–1134 errichtet. • Osttürme Ende 15. Jh. • Überarbeitungen des Rokoko 1756/57. • Chorapsis mit monumentalen Wandmalereien aus der Erbauungszeit.
Bischof Egino von Verona, zugleich Stifter und Bauherr, weihte 799 den Gründungsbau, in dem er nach seinem Tod 802 beigesetzt wurde. Die Saalkirche mit eingezogener Apsis und einem Westvorhof besaß beiderseits Flankenbauten: Kapellen mit östlicher Apsis im Süden und Wohngebäude im Norden. Über den Fundamenten dieses Komplexes errichtete Abt Ekkehard von Nellenburg 1080–1134 den bestehenden Neubau, dessen ungewöhnliche Disposition teilweise von den Vorgängerbauten herrührt. Den längsrechteckigen Vorchor begleiten tonnengewölbte Nebenräume in der Flucht der Seitenschiffe. Ihre Apsidiolen bilden gemeinsam mit der Hauptapsis ein dreiteiliges, nach außen gerade schließendes Sanktuarium aus und dienen zugleich den beiden Osttürmen als Auflager. Letztere wurden erst Ende des 15. Jh. vollendet.
Im Übrigen steht das prächtige Großquaderwerk der Arkadenzone des Langhauses mit dem kräftigen abschließenden Horizontalgesims unter Einfluss der zeitgleichen Reformarchitektur. Die Veränderungen im Zeitgeschmack des Rokoko, die Dominikus Wurz 1756/57 besorgte, beschränken sich auf den oberen Bereich, auf die Gestalt der Obergadenfenster und die flache Stuckdecke.
Größte Hoheit und Klarheit spricht aus den zwischen 1004–1134 entstandenen romanischen Wandmalereien der Hauptapsis. (Abb. 8) Nahezu drei Meter misst die Gestalt Christi, die, von einer Mandorla und den Evangelistensymbolen umgeben, auf dem Regenbogen thront. Ihr zunächst stehen wohl die beiden Kirchenpatrone Petrus und Paulus; darunter, in den Arkaden der beiden Register, thronen die restlichen Apostel sowie Propheten mit Spruchbändern und Judenmützen. Durchaus zeittypisch sind die strenge Tektonik und straffe Umrisszeichnung sowie die sparsame, aus wenigen Grundtönen bestehende Farbgebung. In der Eginokapelle des südlichen Choranraums haben sich Reste eines Passionszyklus des späten 12. Jh. erhalten.