Читать книгу Sei eine Stimme, nicht nur ein Echo - Gerrit Winter - Страница 11
STIMME & DYNAMIK
ОглавлениеUm dir einen kleinen Auszug aus der Vielfalt der Dynamiken deiner Stimme zu geben, versuche Folgendes:
Übungssatz: „Das Kamerateam hat in Berlin keine Dreherlaubnis erhalten und deshalb wird das Projekt nun in Potsdam gedreht.“
Sprich diesen Satz in unterschiedlichen Lautstärken.
•10 %: sehr leise, kurz vor dem Flüstern
•50 %: normale Sprechlage
•100 %: Maximum an Lautstärke, ohne zu schreien
Versuche es auch mit 25 % und 75 %, sodass du die Kontrolle über deine Stimme üben kannst. Wichtig dabei ist, dass du kontrolliert in den Bauch atmest und die Luft so lange im Bauch verbleibt, bis du den Satz beendet hast.
Kontrolliere dich mit deinem Smartphone oder bitte jemanden, die zuvor festgelegte Prozentzahl nach dem Sprechen zu erraten. So kannst du überprüfen, ob du schon genug Sensibilität für dein Organ besitzt.
Meistens ist man sich dieser verschiedenen möglichen Lautstärken gar nicht bewusst. Man kann und sollte sie aber ganz bewusst einsetzen, um sein Gesagtes je nach Kontext zu untermauern. Dieses Bewusstsein wird dir helfen, mehr und mehr ein Gefühl für dich und deine Stimme zu entwickeln.
Um den Tuschkasten stimmlicher Farben richtig zu nutzen, bedarf es einiger Übung, denn wir alle müssen lernen, unsere Stimme „zielgruppenaffin“ einzusetzen. Du solltest wissen, wie du mit wem redest, um erfolgreich kommunizieren zu können. Wie schon beschrieben, mit einem Kind redet man anders als mit Kollegen oder seinem Partner, wenn man mit Erfolg zum Ziel kommen möchte. In zwischenmenschlichen Beziehungen ist der unbewusste Einsatz ungünstiger Stimmungen in der Stimme oft ein hoher Konfliktfaktor.
Wichtig ist das Bewusstsein für die Stimmung deiner Stimme. Welches Gefühl drückt sie aus? Wie soll sie beim Gegenüber ankommen? Der gemeinsame Wortstamm „stimm-“ ist hier kein Zufall.
Der Sender versendet den Brief und bestimmt, ob die Post ankommt, nicht der Empfänger. Stell dir beispielsweise vor, du möchtest deinem Hund kommunizieren, dass er nicht auf den Teppich pinkeln soll. Dann bringt es nichts, belohnend mit ihm zu sprechen. Es bringt aber auch nichts, ihn so anzubrüllen, dass er aus Angst seiner Blase nochmals freien Lauf lässt. Es sind deine Worte, die die Botschaft senden, und es ist deine Energie dabei, die zählt.
Das Gleiche passiert bei Diskussionen mit deinem Kind, deinem Partner oder bei einer Gehaltsverhandlung. Du musst wissen und dir bewusst darüber sein, was deine Stimme beim Gegenüber bewirkt oder auch „anrichten“ kann. Also solltest du bewusst sprechen und die Nuancen kennen, wie man entschlossen, wütend, fordernd, freundlich, bestimmt, humorvoll oder traurig klingt. Dann kannst du diese Emotionen auch aktiv und authentisch nutzen.