Читать книгу Sei eine Stimme, nicht nur ein Echo - Gerrit Winter - Страница 5

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DIE STIMMEN
DER VERGANGENHEIT

Seitdem ich fünf Jahre alt war, hatte ich ein Ziel: Ich wollte Sänger werden und auf der Bühne stehen. Nichts hat mich in meinem Leben mehr angetrieben als dieser Wunsch.

Wenn ich damals in unserer heimischen Küche oder in meinem Kinderzimmer „auftrat“, nahm ich eine Mark Eintritt, moderierte mich selbst an und sang alle Kindergartenlieder rauf und runter. Diese Leichtigkeit änderte sich leider, als ich in die Pubertät kam, denn ab da durfte mich niemand mehr singen hören oder gar beobachten – zu groß war die Scham oder die Angst, nicht gut genug zu sein. Erst als ich mich meinem 17. Geburtstag näherte, wurden diese Gefühle etwas schwächer. Da war etwas in mir, dass sich mitteilen wollte.

Ich glaube, so etwas hat in diesem jungen Alter jedes Kind und jeder Jugendliche. Ganz unvoreingenommen denken wir groß und wollen hoch hinaus. Die Gedanken sind frei und man erlebt dies ganz ohne Hemmungen und Schranken.

Wie war das damals bei dir? Es hilft, einmal bewusst zu reflektieren, was dich einst bewegt hat, wohin du eigentlich mal wolltest, um zu prüfen, ob du noch auf dem richtigen Weg bist. Im Laufe dieses Buches stelle ich dir immer wieder gezielte Fragen zu verschiedenen Themen und Lebensbereichen, um Verdrängtes und Verborgenes aufzuspüren. Mach zunächst eine kleine Reise in deine Vergangenheit und schreibe deine Gedanken dazu auf. Du kannst dafür die folgenden Seiten nutzen oder einen Block oder ein schönes Notizbuch.



Ich weiß nicht, ob es dir auch so geht, doch je älter man wird, desto schneller vergeht die Zeit. Plötzlich vergisst man, welche Träume man hatte und welche Ziele man erreichen wollte. Sie können wieder freigelegt werden. Und sie sind es wert, beachtet und reflektiert zu werden, auch wenn sie nicht gleich umsetzbar sind.

Es lohnt sich, diese Reise zurück anzutreten, denn die Erfahrungen, die du dabei machen kannst, sind wertvolle Mosaiksteine auf deinem Weg, deine Stimme wiederzuentdecken. Dabei wirst du viele hemmende Überzeugungen aufdecken, Glaubenssätze von anderen, die dich in den Jahren deiner Kindheit geprägt haben, weil du sie übernommen hast, oder Erfahrungen, die du in deinem Umfeld gemacht hast. Solche uns innewohnenden Glaubenssätze, die das Verhalten passiv steuern, tragen ebenfalls dazu bei, dass wir unsere Leichtigkeit, Offenheit und Stimme verlieren. Diese Gedankenmuster gilt es aufzubrechen, damit wir uns wieder öffnen und der eigenen Stimme Raum geben können.

Beim Thema „Gedankenmuster aufbrechen“ muss ich an eine kleine Geschichte aus meiner Kindheit denken. Wie viele Kinder hatte ich nie besonders viel Lust, die Zähne zu putzen, sodass ich zahlreiche Tricks angewendet habe, um dies nicht tun zu müssen. Meine Mutter schlug mich eines Tages mit meinen eigenen Waffen. Sie sagte, dass ich mit meinen Zähnen von nun an machen könne, was ich wolle. Wenn ich jedoch Sänger werden wolle, dann bräuchte ich nicht denken, dass jemand gerne ein braunes Gebiss sehen möchte. Sänger hätten gepflegte Zähne. Das saß. Tatsächlich habe ich seit genau diesem Tag nie wieder vergessen, meine Zähne zu putzen. Jahre später war ich eines Nachts sehr müde, und da ich mich kaum noch auf den Beinen halten konnte, beschloss ich, eine Ausnahme zu machen und ohne Zahnpflege ins Bett zu gehen. Doch obwohl ich erschöpft war, konnte ich vor lauter schlechtem Gewissen nicht schlafen. Ich wälzte mich todmüde eine halbe Stunde im Bett und stand schließlich wieder auf, um meine Zähne zu putzen.

Mit dieser Anekdote möchte ich dir zeigen, dass du durch das bewusste Denken an deine Wünsche und Träume den notwendigen Weg auch antreten wirst. Ein starker Gedanke, der tief mit deinem Unterbewussten und deinen Überzeugungen verbunden ist, und – ZACK! – ein aufkommendes negatives Verhaltensmuster hat wenig Chancen. Es muss durch ein stärkeres und positiveres ersetzt werden.

Natürlich ist es nicht immer so leicht wie bei diesem Beispiel. Es ist eine Herausforderung, Verhaltensmuster und Glaubenssätze, die seit deiner Kindheit in dir wurzeln, durch neue zu ersetzen, weil dein Kopf zunächst dagegen sein wird und es auch herrlich bequem ist, alles so zu belassen. Es ist dein Kopf, der dir hier etwas vormacht. Du bist, was du denkst! Du erinnerst dich an den Autopiloten? Dazu später noch mehr.

Den Anfang zu finden, ist für uns Erwachsene oft schwer. Konsequent immer wieder den richtigen Hebel umzulegen, raus aus der alten Komfortzone ... doch keine Panik. Es gibt eine Hintertür und wir gehen den Weg gemeinsam.

DIE STIMMEN DER GEGENWART

Lass uns gemeinsam dein Bewusstsein schärfen und dich Stück für Stück deiner Stimme wieder näherbringen. Dabei wollen wir mit Bedacht, Reflexion und kleinen Schritten vorgehen. Niemand muss direkt den Gipfel des Mount Everest besteigen. Jedoch mutig zu sagen, was man denkt, in einer Karaokebar einmal alleine zu singen, die langgehegte berufliche Idee zu planen und umzusetzen oder wenigstens schon einmal auszusprechen – warum nicht?

Begib dich nun von deiner Reise in die Vergangenheit zurück ins Hier und Jetzt und setze dich mit deinem Istzustand auseinander. Das, was sich jetzt gerade in dir abspielt, was dich ausmacht, wie du dich siehst und fühlst, jetzt, zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Werde sichtbar!



WIE GEHT ES DIR?

Mit dieser Frage beginne ich immer mein Coaching. Ich würde auch dir diese Frage stellen und du solltest bei ihrer Beantwortung auf zwei Dinge achten:

•auf den Klang deiner Stimme,

•auf das, was du sagst.

Diese Informationen sind für mich die Basis meiner weiteren individuellen Arbeit im Coaching. Der Klang einer Stimme verrät mir den Zustand der Seele des Menschen, seine psychische Verfassung, seine Tagesform. Ich kann hören, wie es jemandem geht. Für ein erfolgreiches Coaching muss ich wissen, was in diesem Moment an diesem Tag einen Klienten beschäftigt und ihn berührt. Bevor ich dies nicht weiß, kann ich nicht mit der Arbeit beginnen.

Denn solltest du müde und erschöpft klingen, macht es keinen Sinn, dich heute zum Bäume-Ausreißen zu bewegen, dann kann man nicht aus dem Vollen schöpfen.

Beantworte dir also selbst folgende Fragen und analysiere dich dabei genau. Sei ehrlich zu dir. Registriere einfach den Istzustand, ohne ihn zu bewerten. Es ist zunächst eine Bestandsaufnahme und keine Diagnose. Dies ist erst einmal ein Anfang. Alles, was du brauchst, steckt ja schon in dir und muss nur freigelegt werden.


Deine Wünsche und Träume aus der Vergangenheit verraten viel über dich. Sie sind ein wichtiger Teil von dir. Mach dir bewusst, wie du gefühlt hast, bevor deine Umwelt dich verändert hat. Frage dich in regelmäßigen Abständen, wie es dir geht. Sei dabei ehrlich und schaue dir an, was deine Stimme und dein Körper dir sagen wollen. Nicht jeder Tag ist gleich.


Sei eine Stimme, nicht nur ein Echo

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