Читать книгу Die mündlichen Anleitungen des Mahamudra - Geshe Kelsang Gyatso - Страница 25

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ÜBER RUHIGES VERWEILEN MEDITIEREN, NACHDEM WIR UNSEREN EIGENEN GEIST IDENTIFIZIERT HABEN

Dies hat zwei Teile:

1. Die Stufen, unseren eigenen Geist zu identifizieren

2. Die eigentliche Meditation über ruhiges Verweilen

DIE STUFEN, UNSEREN EIGENEN GEIST ZU IDENTIFIZIEREN

Buddha sagt in einem Sutra:

Verwirklichst du deinen eigenen Geist, dann wirst du ein Buddha. Du solltest Buddhaschaft nicht anderswo suchen.

Die tatsächliche Bedeutung dieses Sutra können wir anhand der folgenden Anleitungen des Höchsten Yoga Tantra verstehen.

Es gibt drei Stufen, unseren eigenen Geist zu identifizieren: unseren groben Geist identifizieren, unseren subtilen Geist identifizieren und unseren sehr subtilen Geist identifizieren. Der Geist, der jetzt, während wir nicht schlafen, verschiedene Arten von Objekten versteht, ist unser grober Geist. Es ist nicht schwer, ihn zu identifizieren oder zu erkennen. Der Geist, der während unserer Träume verschiedene Arten von Traumobjekten sieht oder wahrnimmt, ist unser subtiler Geist. Er ist schwierig zu identifizieren oder zu erkennen. Wenn durch die Kraft der Auflösung der groben und subtilen Winde innerhalb des Zentralkanals alle groben und subtilen Geistesarten aufhören, manifestiert sich ein Geist, der «klares Licht» genannt wird und der unser sehr subtiler Geist ist. Dieser Geist ist sehr schwer zu identifizieren oder zu erkennen. Wenn wir solch einen sehr subtilen Geist direkt identifizieren oder verwirklichen, ist das im Grunde nicht anders, als erleuchtet zu sein. Das ist die Bedeutung der oben zitierten Worte des Sutra.

Im Allgemeinen heißt es, dass die Bedeutung oder die Definition von Geist «Klarheit und Erkennen» ist. Klarheit ist die Natur des Geistes und Erkennen seine Funktion.

Würde uns nun jemand fragen, was Klarheit bedeutet, was würden wir ihm antworten? Ich muss sagen, ich habe niemanden gefunden, der darauf eine klare Antwort geben kann. Als ich noch im Kloster lebte, fand ich keine befriedigende Antwort in den Lehrbüchern. Erst später, als ich in den Bergen im Retreat war, verstand ich deutlich die Bedeutung von Klarheit anhand eines Mahamudra Textes. Ich dachte: «Dieser Text, der eine echte mündliche Anleitung ist, ist wunderbar», und mich erfasste ein tiefes Gefühl der Freude. Jetzt habe ich die Zuversicht, die Bedeutung von Klarheit klar zu erläutern.

Die Bedeutung oder Definition von Klarheit ist etwas, das leer wie Raum ist, das nie Form haben kann und das die Grundlage ist, um Objekte wahrzunehmen.

Raum ist zum Beispiel von Natur aus leer und so ist er «leer wie Raum», doch er kann Form haben, da er Gestalt und Farbe haben kann. Am Tag kann er hell sein und in der Nacht dunkel. Deshalb ist Raum nicht Klarheit.

Leerheit ist auch «leer wie Raum» und auch sie kann nie Form haben, doch sie kann keine Grundlage sein, um Objekte wahrzunehmen. Deshalb ist Leerheit nicht Klarheit.

Nur Geist kann Klarheit sein. Es gibt keine konventionelle Natur des Geistes, die etwas anderes als Klarheit ist.

Wenn wir dies verstanden haben und versuchen, unseren eigenen Geist zu identifizieren, und wir sehr klar etwas verstehen, das leer wie Raum ist, das nie Form haben kann und das die Grundlage ist, um Objekte wahrzunehmen, dann haben wir unseren eigenen Geist erkannt oder identifiziert. Dann haben wir das Objekt der Meditation des ruhigen Verweilens, das unseren Geist beobachtet, gefunden.

In der Praxis des Mahamudra müssen wir ruhiges Verweilen erreichen, indem wir unseren eigenen Geist beobachten. Dafür gibt es viele Gründe, die unten erklärt werden. Deshalb ist es sehr wichtig, den eigenen Geist zu identifizieren, indem wir uns auf die oben erwähnten Anleitungen, wie wir unseren eigenen Geist identifizieren, stützen.

DIE EIGENTLICHE MEDITATION ÜBER RUHIGES VERWEILEN

Im Zusammenhang mit Mahamudra ist es notwendig, den Geist als Meditationsobjekt des ruhigen Verweilens zu nehmen. Es gibt viele besondere Gründe dafür, doch zuerst müssen wir einen Zweifel ausräumen.

Da der Geist hier das Objekt der Meditation ist und das, was meditiert, ebenfalls der Geist ist, könnte man sagen, dass der Geist sich selbst erkennt und daher Selbsterkenner existieren, was der Madhyamika-Prasangika Sicht widerspricht. Diesen Fehler gibt es jedoch nicht, weil der Geist, der das Objekt der Meditation ist, und der Geist, der meditiert, nicht das Gleiche sind. Der Geist, der das Objekt der Meditation ist, ist unser eigener sehr subtiler Geist und der Geist, der meditiert, ist unser grober Geist. Also meditiert der grobe Geist über den sehr subtilen Geist.

Die eigentliche Art und Weise, über ruhiges Verweilen zu meditieren, ist wie folgt: In unseren Sitzungen führen wir zuerst die Praxis des Guru Yoga aus, entweder mit Die Hunderte von Gottheiten des Freudvollen Landes gemäß Höchstem Yoga Tantra oder mit Darbringung an den spirituellen Meister , von der Zufluchtnahme bis zur Auflösung des Guru in unser Herz. Dann müssen wir das Objekt der Meditation des ruhigen Verweilens finden.

Dies tun wir, indem wir durch die Kraft der untrennbaren Vermischung des Geistes der großen Glückseligkeit Guru Herukas mit unserem eigenen Geist ein Gefühl großer Freude entwickeln. Mit diesem Gefühl der Freude beginnen wir dann mit der Suche, um unseren eigenen sehr subtilen Geist zu identifizieren, wobei wir uns an die oben erklärten Anleitungen erinnern.

Wie bereits erklärt ist der Geist, der das Objekt der Medi­tation ist, unser sehr subtiler Geist. Wenn wir untersuchen, um herauszufinden, was unser sehr subtiler Geist ist, so ist diese Untersuchung die Suche nach dem Meditationsobjekt, der Versuch, es zu finden. Wenn wir durch diese Art der Suche unseren sehr subtilen Geist klar als etwas wahrnehmen, das leer wie Raum ist, das nie Form haben kann und das die Grundlage ist, um Objekte wahrzunehmen, dann haben wir das Objekt der Meditation des ruhigen Verweilens gefunden.

Im Allgemeinen bedeutet ruhiges Verweilen Folgendes: «Ruhig» bedeutet, dass unser Geist frei von Ablenkung durch äußere Objekte ist und «verweilen» bedeutet, dass unser Geist einsgerichtet auf einem tugendhaften Objekt bleibt oder verweilt. Im weitesten Sinn kann man deshalb ruhiges Verweilen als einen Geist bezeichnen, der frei von Ablenkung durch äußere Objekte ist und einsgerichtet auf einem tugendhaften Objekt verweilt. Das ist nicht allzu schwer zu erreichen.

Genauer gesagt ist ruhiges Verweilen eine Konzentration, die über die besondere Glückseligkeit körperlicher und geistiger Geschmeidigkeit verfügt, die mit der Vollendung von neun Ebenen der Konzentration erlangt wird, den neun Ebenen des geistigen Verweilens. Solch ein ruhiges Verweilen ist ein sehr friedvoller, subtiler Geist. Er ist in der Lage, Wut, Anhaftung und andere Verblendungen einschließlich des Festhaltens am Selbst der Wesen des Begierde- und Formbereichs zu befrieden. Er ist eine Ursache für das Erlangen von Hellsicht und Wunderkräften und er wirkt als Ursache für eine Wiedergeburt als Gott in den oberen Bereichen.

Allerdings ist das Erreichen von Hellsicht und Wunderkräften oder eine Wiedergeburt als Gott in den oberen Bereichen nicht von vorrangiger Bedeutung. Das Hauptziel der Meditation über ruhiges Verweilen ist, dauerhafte Befreiung von den Leiden Samsaras und die Glückseligkeit der Buddhaschaft für uns selbst und andere zu erlangen.

Es ist besonders wichtig zu wissen, dass wir in der Mahamudra Praxis das ruhige Verweilen vollenden, indem wir unseren eigenen sehr subtilen Geist beobachten. Der Grund dafür ist der: Wenn wir die Konzentration des vierten geistigen Verweilens erlangen, die unseren eigenen sehr subtilen Geist beobachtet, können wir abhängig von der Praxis des Yoga des Schlafens unser klares Licht des Schlafes erkennen und in das endgültige beispielklare Licht umwandeln, und dann allmählich in das sinnklare Licht. Dann ist es sicher, dass wir die Vereinigung der erleuchteten Buddhaschaft sehr schnell erlangen. Daraus können wir ersehen, dass die Art und Weise, ruhiges Verweilen entsprechend der Mahamudra Praxis zu vollenden, eine sehr tiefgründige und geschickte Methode ist.

Die Zweige des ruhigen Verweilens (oder äußeren und inneren Bedingungen, um ruhiges Verweilen zu erlangen) werden ausführlich in den Büchern Freudvoller Weg und Leitfaden für die Lebensweise eines Bodhisattva erklärt. Wenn wir diese Erklärungen genau verstanden haben, ist es sehr wichtig, die äußeren und inneren Bedingungen für die Erlangung des ruhigen Verweilens aufrechtzuerhalten. Dann wird es nicht schwierig sein, ruhiges Verweilen zu erlangen, auch wenn die Menschen heutzutage sehr abgelenkt sind.

Sind wir in der Meditation über das ruhige Verweilen gemäß den Mahamudra Lehren qualifiziert und erlangen dann die Konzentration des vierten geistigen Verweilens, die unseren sehr subtilen Geist beobachtet, hat diese Konzentration die gleiche Funktion wie das eigentliche ruhige Verweilen, das in den Sutra Lehren erklärt wird. Das liegt daran, dass sowohl die Kraft der Segnungen der Anleitungen über ruhiges Verweilen, wie sie in den Mahamudra Lehren erklärt werden, als auch die Art zu meditieren, anderen Methoden überlegen ist. Deshalb müssen wir uns sehr bemühen, bis wir die Konzentration des vierten geistigen Verweilens, die den sehr subtilen Geist beobachtet, erlangt haben.

WIE WIR UNS IN DER MEDITATION DES RUHIGEN VERWEILENS SCHULEN, DAS DEN SEHR SUBTILEN GEIST BEOBACHTET

Wir erinnern uns an unsere frühere Erfahrung, als sich unser Geist mit Guru Herukas Geist der großen Glückseligkeit mischte, und entwickeln ein Gefühl großer Freude. Dann denken wir:

Wie ist mein sehr subtiler Geist?

Wir erinnern uns an die Anleitungen, wie wir unseren Geist identifizieren und wie wir Klarheit verstehen. Dann wenden wir diese Anleitungen an, um unseren eigenen sehr subtilen Geist zu identifizieren. Wir überlegen:

Mein sehr subtiler Geist ist Klarheit, weil er Geist ist. Er ist also etwas, das leer wie Raum ist, das nie Form haben kann und das die Grundlage ist, um Objekte wahrzunehmen.

Darüber denken wir immer wieder nach, ohne uns ablenken zu lassen. Wenn wir dadurch unseren sehr subtilen Geist deutlich als etwas wahrnehmen, das leer wie Raum ist, das nie Form haben kann und das die Grundlage ist, um Objekte wahrzunehmen, dann haben wir unseren eigenen sehr subtilen Geist identifiziert, das Objekt des ruhigen Verweilens, das unseren eigenen sehr subtilen Geist beobachtet. Wir halten diesen sehr subtilen Geist, ohne ihn zu vergessen, und meditieren für kurze Zeit einsgerichtet darüber. Vergessen wir das Objekt der Meditation, dann sollten wir es uns erneut vergegenwärtigen und darüber meditieren.

Durch die Kraft, jeden Tag immer wieder so zu üben, werden wir eine stabile Vertrautheit damit erlangen, unseren eigenen sehr subtilen Geist wahrzunehmen. Mit dieser Vertrautheit konzentrieren wir unseren Geist einsgerichtet auf unseren sehr subtilen Geist und meditieren darüber. Diese Meditation ist das erste geistige Verweilen und wird «Verweilen des Geistes» genannt.

Wir meditieren dann kontinuierlich mit der Konzentration des ersten geistigen Verweilens. Wann immer wir das Objekt der Meditation vergessen, erinnern wir uns daran und meditieren darüber. Indem wir jeden Tag wiederholt in dieser Weise üben, werden wir, wann immer wir diese Meditation üben, unsere Meditation über unseren eigenen sehr subtilen Geist mindestens fünf Minuten halten können, ohne ihn zu vergessen. Diese Meditation ist das zweite geistige Verweilen und wird «kontinuierliches Verweilen» genannt.

Dann meditieren wir kontinuierlich mit der Konzentration des zweiten geistigen Verweilens. Jedes Mal, wenn der Geist wandert und wir das Objekt der Meditation, unseren sehr subtilen Geist, vergessen, erinnern wir uns erneut daran und meditieren darüber. Indem wir jeden Tag wiederholt in dieser Weise üben, werden wir allmählich kraft unserer Vertrautheit eine Konzentration erlangen, die das Objekt der Meditation sogleich wieder ins Gedächtnis rufen kann, wann immer wir es vergessen. Diese Konzentration ist das dritte geistige Verweilen und wird «Wiederverweilen» genannt.

Dann meditieren wir kontinuierlich mit der Konzentration des dritten geistigen Verweilens. Da diese Konzentration das Objekt der Meditation sogleich wieder ins Gedächtnis rufen kann, wann immer wir es vergessen, werden wir, indem wir jeden Tag immer wieder mit dieser Konzentration meditieren, allmählich durch die Kraft der Vertrautheit eine Konzentration erlangen, die während der ganzen Sitzung das Objekt der Meditation nie vergisst. Diese Konzentration ist das vierte geistige Verweilen und wird «nahes Verweilen» genannt.

Sobald wir die Konzentration des vierten geistigen Verweilens, das den sehr subtilen Geist beobachtet, erreicht haben, gibt es hinsichtlich des Ziels, die höheren Pfade zu erreichen, nahezu keinen Unterschied mehr zur Erlangung des eigentlichen ruhigen Verweilens, weil zu diesem Zeitpunkt unsere Konzentration sehr stabil und unsere Achtsamkeit sehr stark ist. Deshalb können wir von diesem Zustand aus die zweite Stufe der eigentlichen Mahamudra Praxis üben – über höheres Sehen meditieren, nachdem wir Leerheit verwirklicht haben.

Die mündlichen Anleitungen des Mahamudra

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