Читать книгу Innozenz - Gion Mathias Cavelty - Страница 15
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ОглавлениеSo begann unsere Freundschaft.
Und so begann die vertiefte Auseinandersetzung mit Innozenz’ Gedanken.
Es waren wundervolle Gedanken, die mich in grenzenloses Staunen versetzten.
Einerseits waren es wohlbekannte Gebete, die ich immer und immer wieder lesen durfte; durch die ständige Repetition eine höchst wirkungsvolle Technik, dank der Innozenz geistig ständig in himmlische Sphären transzendierte: »Magnificat anima mea Dominum … magnificat anima mea Dominum … magnificat … magnificat … magnificat … magnificat anima mea Dominum …«
Viele seiner Gedanken waren torusförmig, hatten keinen Anfang und kein Ende, bissen sich gleichsam in den Schwanz. Der Torus schien eine ganz besonders heilige Figur zu sein. Die Tori in Innozenz’ Kopf rotierten, rotierten, rotierten …
Dann waren da die Henochischen Silben, also Silben aus der Sprache, in der Gott mit seinen Engeln kommuniziert; völlig unfassbare Konstruktionen, die mich in ihren Bann zogen; ich konnte sie nicht verstehen, aber sie waren pure Mystik.
Keinen einzigen Schweißtropfen vergoss Innozenz während der Wanderung. Pausen gab es nun regelmäßig; besonders gute Gelegenheiten für Lektüreeinheiten. Zumeist wurden sie auf dem Wipfel eines hohen Baumes abgehalten, inmitten stiller Waldeinsamkeit.