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Ein multireligiöses Umfeld

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Lolo Soetoro war offiziell als Moslem registriert und so auch Barack Obama. Hin und wieder ging sein Stiefvater freitags mit ihm in die Moschee, was den kleinen Jungen aber noch nicht zum Moslem machte. Angesehene Theologen behaupten nämlich, dass man im Islam noch nicht von Bekehrung sprechen kann, wenn das Kind die Pubertät nicht erreicht hat und Barack war gerade einmal sechs Jahre alt. Um zu verhindern, dass Barack zu stark vom Islam beeinflusst wurde, schickte ihn seine Mutter zwei Jahre lang auf eine Schule, die von Nonnen geleitet wurde. Der Junge lernte somit Gebete wie das Vaterunser, das Gegrüßet seist Du Maria und kam mit verschiedenen Elementen des katholischen Glaubens in Berührung. Aufgrund eines Wohnortwechsels mussten die Soetoros ihren Sohn für weitere zwei Jahre auf eine staatliche Schule schicken, in der das Koranstudium obligatorisch war (zwei Stunden in der Woche).

Ohne es zu wollen, legten sie damit die Grundlage einer religiösen Bildung, die ihm später als Präsident der mächtigsten Nation der Welt äußerst dienlich sein würde. Baracks Mutter war mit dieser Situation jedoch nicht zufrieden. Sie befürchtete, ihr Sohn würde zu sehr in ein Umfeld eingebunden, das sich erheblich von dem unterschied, in das er hineingeboren war. Mit einer Einstellung, die man als typisch für die Yankees bezeichnen könnte, beschloss sie, jeden Morgen noch vor vier Uhr aufzustehen, um Barack drei Stunden lang in der englischen Sprache und der amerikanischen Geschichte – ganz besonders der afro-amerikanischen Geschichte – zu unterrichten: Sie erzählte ihm von berühmten schwarzen Persönlichkeiten, wie z. B. dem Schauspieler Sidney Poitiers, dem Richter des Obersten Gerichtshofs Thurgood Marshall, der Sängerin Mahalia Jackson. Vor allem aber spielte sie ihrem Sohn die Aufzeichnungen der Reden von Martin Luther King vor und las mit ihm Die Autobiographie von Malcolm X. Dabei legte sie besonderen Wert darauf, ihrem Sohn vor Augen zu führen, dass beide Autoren ermordet wurden. Nach den drei Unterrichtsstunden frühstückten sie (natürlich war es ein amerikanisches Frühstück), danach ging Barack in die Schule und seine Mutter in die amerikanische Botschaft, für die sie arbeitete. An den Tagen, an denen die Schule geschlossen war, nahm Ann ihren Sohn mit in die Botschaft. Dort stand eine große Bibliothek und der junge Barack begann schon sehr früh, das „Life Magazine“, die meinungsbildende Zeitschrift Amerikas, regelmäßig zu lesen.

Doch das genügte seiner Mutter noch nicht. Sie war erschüttert über die verbreitete Armut und die Gewaltbereitschaft, die in der indonesischen Gesellschaft immer weiter stieg. Einen weiteren Grund zur Sorge stellte der äußerst niedrige Bildungsstandard an den Schulen dar, was sie im Jahr 1971 schließlich dazu veranlasste, Barack zurück nach Honolulu zu schicken und dabei auf Unterstützung durch die Großeltern zu hoffen. Und auf diese konnte sie auch voll und ganz zählen. Stanley und Madelyn suchten eine Schule für Barack aus und waren bereit, ihren Lebensstandard zu senken, um die Schulgebühr bezahlen zu können.

Worauf sie aber niemals verzichteten, war, Zeit mit ihrem Enkelsohn zu verbringen, bei dem sich schon sehr früh zeigte, dass er überdurchschnittlich klug war. Einmal fragte seine Großmutter ihn: „Was möchtest du tun, wenn du groß bist?“ Seine Antwort ließ keinerlei Raum für Zweifel: „Ich möchte die Welt ein wenig besser verlassen, als ich sie vorgefunden habe.“ In diesen Worten erkennen wir bereits den Obama, den wir noch oft treffen werden: Eine Mischung aus Ehrgeiz und Bereitschaft für den Dienst an den Mitmenschen, aus Idealismus und Pragmatismus.

Was Barack Obama glaubt

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