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9 - Ernste Probleme

Die junge Frau hatte in größter Not wieder den Hausarzt gerufen. Der war auch ziemlich schnell auf den Hof gekommen und hatte seinen langjährigen Patienten mit sorgenvoller Miene untersucht. Der Zustand des alten Landwirtes hatte sich rapide immer mehr verschlechtert. Er wies Symptome auf, die normalerweise nicht zusammenpassten. Irgendetwas war mit dem Mann, den er sonst nur als das blühende Leben trotz seines Alters kannte, passiert. Der Doktor hatte eine ganze Reihe von möglichen Ursachen zur Auswahl, konnte sie aber nicht selbst untersuchen. Dafür fehlten ihm die teuren Gerätschaften. Deshalb hielt er sich auch mit vorschnellen Äußerungen zurück.

Er sah den alten Landwirt intensiv an und schüttelte dann entschieden den Kopf.

„Bei aller Liebe, es geht nimmer. Ich weiß, wie ungern Du ins Krankenhaus gehst, aber ich weise Dich jetzt ein“, sagte der Arzt eindringlich und füllte noch ein Formular aus. Dann rief er einen Krankenwagen, der den Patienten abtransportieren sollte.

„Ich kenn Dich lange genug um zu wissen, dass das, was Du hast, nicht normal ist. In deinem jetzigen Zustand kann ich es nicht mehr verantworten, Dich hier zuhause zu lassen und auch für deine beiden Mädels wäre die Verantwortung viel zu groß“, dozierte er weiter. „Im Hospital können sie Dich richtig auf den Kopf stellen und untersuchen. Ich kann das hier nicht“, endete seine Begründung. Die junge Frau rieb ganz nervös ihre Hände ineinander und trat von einem Bein auf das andere.

„Aber was soll denn jetzt nur werden?“, fragte sie den Mediziner besorgt.

„Ich denke“, sagte der Arzt mit einem Seitenblick auf den eleganten Herrn an ihrer Seite, „ich denke, Ihr werdet Euch eine Hilfe für den Hof suchen müssen!“ „ Also eine richtige Hilfe“, schob er eiligst nach, „eine, die auch richtig anpacken kann!“ Dabei musterte er den Anzugträger erneut abwertend. Der Alte versuchte etwas zu sagen, aber es ging in einem Hustenanfall unter. „Schon Dich“, befahl ihm der Doktor.

Kurze Zeit später bog der Rettungswagen in den Weg zu dem Bauernhof ein und rollte langsam über den holprigen Weg bis zum Hauptgebäude. Die Sanitäter packten eine Trage aus und gingen ins Haus. Der Hausarzt gab den beiden Transporteuren noch einige Anweisungen mit auf den Weg und steckte die Dokumente für das Krankenhaus einem Sani in die Tasche. Der nickte nur und zusammen mit seinem Kollegen hob man den kranken Mann vorsichtig auf die Trage. Es folgte eine rührselige Verabschiedung der Tochter von ihrem geliebten Vater, aber sie hatte schließlich einsehen müssen, dass es so besser wäre und der Vater im Krankenhaus sicher besser behandelt werden konnte, als sie es zu tun vermochte. Trotzdem fiel ihr der Abschied äußerst schwer. Der Doktor nahm sie behutsam in den Arm und zog sie von der Trage weg, damit die Krankenwagenbesatzung ihre Aufgabe erfüllen konnte. Sie hoben die Trage an und machten sich auf den Weg nach draußen. Als der Alte auf der Trage an den Zurückbleibenden vorbeikam, sah er den Gelackten mit großen Augen an.

Der feine Herr stand hinter der Tochter und dem Arzt und zwinkerte ihm mit einem Auge zu, wobei er ihm, nur für den Alten auf der Trage ersichtlich, mit den Fingern einer Hand zuwinkte und grinste.

Der Alte wollte aufbrausen, aber es endete in einem kraftlosen Hustenanfall und lautem Geröchel. Der Krankenwagen machte sich auf den Weg und auch der Doktor hatte noch andere Patienten auf seiner Liste.

„Wenn Du etwas brauchst oder ich Dir irgendwie helfen kann, melde Dich bei mir, ja?“, ermahnte er die aufgelöste Tochter zum Abschied. Sie versprach, sich zu melden. Dann war auch der Mediziner wieder weg.

„Schau, ist das nicht ein Zeichen des Himmels?“, flötete ihr Verehrer, nachdem sie allein waren. „Was ist denn, wenn der Vater nicht mehr wiederkommt?“, fragte er. „Du bist die ältere Schwester! Du musst dann sowieso entscheiden, was wird.“ Er hatte ihr schon einmal in einem günstigen Moment von der Möglichkeit erzählt, das kleine, abgelegene Grundstück am Berg zu einem sehr guten Preis zu verkaufen. Er hatte ihr auch schon mehrfach angeboten, das für sie zu übernehmen.

„Ich weiß nicht“, jammerte sie leise, „ Ich weiß gar nix!“ Leise schluchzend war sie auf einen Stuhl gesunken.

Der Mann setzte ungerührt nach: „ Wir könnten doch dann zu meinen Eltern fahren und hätten noch ein gutes Werk getan!“ Dem Häuflein Elend war nicht nach Reden zumute.

Dann aber fuhr ein Ruck durch sie hindurch und sie setzte sich kerzengerade auf.

„Ich muss das ja noch meiner Schwester sagen“, wurde sie plötzlich wieder aktiv. „Die weiß ja noch von gar nix“, sagte sie und legte schlagartig eine enorme Geschwindigkeit an den Tag. „Kannst Du mich aufs Feld fahren?“, fragte sie ihren Galan.

„Du weißt doch“, wand er sich wie ein Aal, „mein Auto hat keine große Bodenfreiheit!“ „Außerdem habe ich gleich noch einen Termin in der Stadt“, ergänzte er hastig.

„Macht nix“, sagte die Tochter des Hauses, „fahr ich halt mit dem Rad, wie sonst auch immer!“ Während des Gespräches hatte sie schon andere Schuhe angezogen und eine leichte Jacke übergeworfen. Die beiden verabschiedeten sich sehr schnell und ihre Wege trennten sich. Die Tochter machte sich mit dem Fahrrad auf den Weg, ihrer Schwester auf dem Feld die neusten Nachrichten zu übermitteln.

Der feine Herr hingegen hatte sich wieder zu Fuß auf den Weg zu seinem Sportwagen gemacht und brauste gutgelaunt und fröhlich pfeifend mit Tempo in Richtung Stadt.

Dinner am Abgrund

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