Читать книгу Und dennoch ... - Gisela Raeber - Страница 10
ОглавлениеZweifel
Bei ihrer Rückkehr fiel jedoch alle Euphorie von Nel ab. Was für einen Neuanfang suchte sie denn? Sie hatte doch eigentlich noch gar nichts zustande gebracht, fand sie.
Wie die Nebelschwaden des Waldes fielen die Zweifel über sie her.
Sie wusste nicht, was sie machen sollte. Alles hinschmeißen und nach Deutschland zurückkehren? Was sollte sie dort anfangen? Ihre ersten zwei Jahre waren abgelaufen, und sie hatte sich nochmals für zwei weitere Jahre beurlauben lassen.
Außerdem war sie inzwischen auf den herb-süßen Geschmack des Abenteuers und dieses faszinierenden Kontinents gekommen. Sie verspürte absolut keine Lust auf ein bestenfalls geordnetes, schlimmstenfalls spießbürgerliches Leben in der Heimat. Sie sehnte sich nicht nach einem öden Bürojob, nach der Sicherheit der Routine. Sie verspürte auch keine Lust auf Schrebergärten, neugierigen Nachbarn oder Kälte und Schnee.
Nein, sie wollte sich nicht unterkriegen, nicht den Kopf hängen lassen oder sich selbst bemitleiden. Sie wusste inzwischen, daß vieles möglich ist, wenn man es will. Und sie wollte! Irgendwie musste sie versuchen, sich anderweitig zu beschäftigten.
Sie entschied sich, vorerst noch bei Olaf zu bleiben. Sie erklärte ihm, daß sie aus dem Hauptgebäude in das kleine Gartenhaus gleich neben dem Kaninchenstall umziehen wolle. Wie immer nahm er ihren Entschluss gelassen und ohne Einwendungen hin.
Olaf und Nel hatten Kontakte mit sämtlichen Jagdgesellschaften der Gegend geknüpft. Unter anderem waren sie gut befreundet mit dem Franzosen Gregory, der mit seiner kambodschanischen Freundin Devi ein Camp mitten im Wald betrieb. Camp de Lognia hieß es.
Es war kein traditionelles Jagdcamp mit Zelten auf einem kahlgeschlagenen Flecken. Hier gab es Holz-hütten mit Palmblätterdächern, die sich wunderbar in den ursprünglichen Regenwald einfügten. Gleich daneben hatten sie ein Dorf für die dort arbeitenden Pygmäen mit ihren Familien gebaut, diese nur etwa ein Meter vierzig großen, hellbraunen Menschen, die ausschließlich in Zentralafrika zu Hause sind.
Das Camp lag an einem Flüsschen, das aus der nahegelegenen Quelle sauberes Wasser lieferte. Von der atemberaubenden Artenvielfalt der Tiere ganz zu schweigen.
Hier gefiel es Nel besonders gut. Kurzentschlossen fragte sie Gregory bei der nächsten Gelegenheit, ob sie bei ihm arbeiten könne.
Er wäre zwar einverstanden gewesen, seine Partnerin Devi jedoch sah in ihr eine Rivalin und wollte sie nicht im Camp haben. Aus Nels Plan wurde also erst mal nichts.
Etwas später jedoch als Gregory und Devi bei Nel und Olaf zu Besuch waren bewunderte die Kambodschanerin Nels fröhlich sprießenden Kräutergarten.
„Du hast so einen tollen Gemüse- und Kräutergarten. Du scheinst einen grünen Daumen zu haben. So was möchte ich auch bei uns einrichten. Kannst du mir den anlegen?” fragte sie Nel.
„Aber sicher. Das mache ich doch gerne“, meinte Nel und freute sich, so vielleicht einen Fuß in das schöne Camp setzen zu können.
Aber dann hörte sie von Devi erst mal nichts mehr.