Читать книгу Und dennoch ... - Gisela Raeber - Страница 11

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Devi

Devi stammte aus einer reichen kambodschanischen Familie. Ihr Vater war Regierungsbeamter in Phnom Penh gewesen. Als junges Mädchen war sie in den sechziger Jahren nach Frankreich gekommen und hatte als Mannequin gearbeitet, obwohl sie nur etwa einen Meter fünfzig maß. Exotische Schönheiten waren in der Branche gesucht. Mit diesem Beruf war sie in der ganzen Welt herumgekommen und hatte wohl ein kleines Vermögen zusammengetragen.

Während des Regimes der Khmer Rouge, Mitte der siebziger Jahre, wurden ihre Eltern umgebracht. Intellektuelle und wohlhabende Bürger standen damals ganz oben auf der Abschussliste.

Devi konnte nicht mehr zurück.

Später hatte sie einen französischen Millionär geheiratet, mit dem sie einen Sohn hatte. Als sie Ende zwanzig war, ließ sie sich scheiden, denn ihr Mann betrog sie mit ihrer besten Freundin.

Dann betrieb sie eine Modeboutique, die einem alternden Model gehörte. Bei deren Tod erbte Devi diesen eleganten und teuren Laden am Boulevard Saint Honoré. Inzwischen besaß sie ein Haus in Bordeaux und eine Eigentumswohnung in Paris.

Eines Tages lernte ihr Sohn Brice im TGV nach Paris Gregory kennen. Sie saßen einander gegenüber und kamen ins Gespräch. Später trafen sie sich in der Seine-Stadt des Öfteren und freundeten sich an. Brice meinte nach einiger Zeit:

„Du solltest unbedingt meine Mutter mal kennenlernen, Greg. Sie steht auf etwas ausgefallene Typen und du bist so anders als andere Männer, unkonventio-nell, halb Idealist, halb Exzentriker. Sie wird dich mögen.“

Und so stellte er ihn ihr also vor. Damals war Devi Anfang Vierzig, Gregory fünfundzwanzig. Gregory erzählte ihr von seinen Idealen, seinen Erwartungen und seinen Träumen: Afrika, Kamerun, tropischer Regenwald, Artenvielfalt, Tierschutz, Freiheit. Sein größter Wunsch war es, ein Safaricamp aufzubauen.

Das klang so ganz anders als Designerkleidung zu verkaufen. Devis Augen glänzten. Sie wollte nochmal etwas Aufregendes erleben, ihrem Leben einen neuen Sinn geben. Sie hatte auch Lust, sich eine Affäre mit dem jüngeren, gut aussehenden Gregory zu gönnen. Wenn sie sein Projekt in Kamerun, für das er absolut kein Geld hatte, finanzierte, könnte alles möglich werden.

„Du hast den Willen, den Idealismus und das Wissen, ich habe das Geld.” sagte sie. „Ich finanziere die Sache und komme mit dir nach Afrika“

„Würdest du das wirklich tun?” fragte Gregory ungläubig.

„Ja“, lachte Devi, „man sieht es mir zwar nicht an, aber ich war schon immer eine Abenteuerin, bin viel in der Welt herumgekommen und spreche mehrere Sprachen. Mein Leben in Paris ist inzwischen nur noch von Langeweile geprägt, und ich fühle mich irgendwie frustriert. Dein Projekt bietet mir eine einmalige Chance, nochmal ganz neu anzufangen und etwas Außergewöhnliches zu erleben.“

Gregory bewunderte die immer noch schöne Kambodschanerin und war von ihrem Vorschlag begeistert. Eine solche Wendung hätte er sich niemals träumen lassen.

Kurzentschlossen verkaufte Devi die Boutique und entschied sich für Afrika.

Sie blieb allerdings jedes Jahr nur während der vier Monate dauernden Jagdzeit im Camp. Den Rest des Jahres lebte sie in Paris, während Gregory jährlich nur ein bis zwei Monate in Frankreich verbrachte.

Gregory hat sich Devi gegenüber immer dankbar und verpflichtet gefühlt. Sie hatte ihm den Start in Kamerun ermöglicht. Er war sich stets bewusst, daß er tief in ihrer Schuld stand.

Und dennoch ...

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