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Der Afrika-Virus

Nach ihrer Trennung von Klaus mietete Nel ein Zimmer bei einer sehr netten alten Dame und widmete sich ausschließlich ihrem letzten Studienjahr der Betriebswirtschaft. Sie büffelte wie verrückt.

Ihr Diplom in der Hand, nahm sie eine Stelle im Afrikareferat der Deutschen Stiftung für Internationale Entwicklung (DSE) in Bad Honnef an. Dort wurden Fachkräfte für ihren Einsatz in den sogenannten Dritte-Welt-Ländern vorbereitet. Die Kurse umfassten unter anderem landeskundliche, kultur- und alltagsbezogene Themen sowie internationale und lokale Sprachen.

Hier fühlte sie sich wohl. Der Bildband über Afrika fiel ihr ein und ihr Kindertraum vom schwarzen Kontinent. Ihr größter Wunsch war damals, im Regenwald zu leben und Tiere zu beobachten, die Menschen dort kennenzulernen. Dieses erste Buch über Afrika war nicht das einzige geblieben, das sie las. Tania Blixen und ihre kenianische Farm hatten sich dazugesellt. Aber auch Wilbur Smith und seine Abenteuer in Südafrika. Und natürlich historische Werke und wunderschöne Bildbände.

An einem der DSE Kurse nahm Olaf teil, der sich bei der Gesellschaft für Technische Zusammenarbeit (GTZ) auf ein Projekt im Kongo vorbereitete. Er lud Nel zu einem Kaffee auf einer Rheinterrasse ein. Dies war der Anfang zu langen Diskussionen, und bevor Olaf in den Kongo abreiste, gab er ihr seine Adresse. Dann hörte Nel nichts mehr von ihm und warf drei Jahre später seine Karte fort. Zwei Tage danach stand er plötzlich in ihrem Büro. Er sollte jetzt eine Aufgabe in Burundi übernehmen. Der Vertrag war auf drei Jahre festgelegt. Nel und Olaf knüpften dort an, wo sie vor drei Jahren aufgehört hatten. Sie verbrachten viel Zeit miteinander und redeten lange. Als Olaf dann nach Burundi flog, versprach Nel ihm, ihn dort während ihres Urlaubs zu besuchen. Und so landete sie Weihnachten 1993 zum ersten Mal in Bujumbura auf afrikanischem Boden. In Ruanda schwelten gerade die Anfänge des Bürgerkriegs zwischen Hutu und Tutsi und griffen auch auf Burundi über.

Olaf war Geologe und seine Aufgabe umfasste den Umwelt- und Naturschutz im Landesinneren, wo auf über eintausend Höhenmetern ein sehr angenehmes Klima herrschte.

Nel verbrachte mehrmals dort ihre Ferien mit ihm. Auf ihrem letzten Flug nahm sie eine neue Projektausschreibung für Südost-Kamerun mit. Sie war vor einigen Tagen auf ihrem Schreibtisch im Afrikareferat gelandet. Nel dachte, das wäre etwas für Olaf, insbesondere da sich sein Burundiaufenthalt dem Ende näherte.

Olaf war von dem Projekt angetan, bewarb sich und wurde für den Posten eingestellt. 1996 machte er eine Schnuppertour nach Kamerun. Die vom WWF unterstützte Aufgabe bestand unter anderem darin, im Südosten des Landes Schutzgebiete für die Naturwälder auszuweisen. Zusammen mit dem Dzanga-Sangha Nationalpark in der Zentralafrikanischen Republik, dem Nouabalé-Ndoki-Nationalpark im Norden des Kongos und dem Lobéké-Park in Kamerun sollte hier ein großes grenzüberschreitendes Naturreservat geschaffen werden. Das Projektgebiet in Kamerun, etwa so groß wie Hessen, war zu dieser Zeit fast noch ein weißer Fleck auf der Landkarte.

„Das ist ein ganz schwieriger Standort, und die Arbeit ist wirklich anspruchsvoll.” berichtete Olaf bei seiner Rückkehr. „Es sind so viele verschiedene Instanzen involviert. Wenn ich dahin gehe, dann nicht allein. Da musst du mitkommen“.

Der Vorschlag fiel bei Nel auf fruchtbaren Boden. Bereits bei ihrem ersten Besuch in Burundi hatte sie der Afrika-Virus erwischt.

„Hier bietet sich eine Gelegenheit, auf die du schon so lange wartest.” fügte Olaf lachend hinzu. „Und widersprich mir bloß nicht.”

Nel ließ sich für zwei Jahre von der DSE beurlauben und bereitete gemeinsam mit Olaf die Reise vor.

Da es sich um einen festen Arbeitsvertrag handelte, konnten sie viel Gepäck mitnehmen. Koffer und Kisten wurden verladen, sogar eine Wasch- und eine Nähmaschine waren dabei.

Und dennoch ...

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