Читать книгу Und dennoch ... - Gisela Raeber - Страница 5

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Barcarole

Vogelgezwitscher erfüllt die erholsame Stille. Die hohen Baumwipfel wiegen sich lautlos. Vereinzelt durchdringende Sonnenstrahlen malen Arabesken auf den Boden. Man könnte sich fast im Elbsandsteingebirge glauben. Aber nein, irgendwo kreischt ein Papagei. Einige Affen hangeln sich durch die Bäume. Vom Fluss steigt der leise Gesang der Pygmäenfrauen herauf. Die feuchte Hitze ist drückend.

Nel gönnt sich eine kleine Pause. Ihr khakifarbenes Hemd klebt auf der Haut. Mit einem Taschentuch wischt sie die Schweißperlen von ihrer Stirn und streicht einige Haarsträhnen, die sich aus dem Pferdeschwanz gelöst haben, zurück. Durst. Sie holt ein großes Glas Wasser aus der Küche und trinkt in gierigen Schlucken.

Den ganzen Vormittag hat sie damit verbracht mit einigen Pygmäen, die Gregory und ihr hier im Camp für den Wildschutz zur Seite stehen, die fünfte Gästehütte fertigzustellen. Das Palmblätterdach ist halb vollendet.

„Komm Simossa!” ruft sie. Ein einjähriges Schimpansenmädchen springt herbei.

„Uuhh Uuhh Uuhh Uh Uh.” gluckst es und strahlt Nel mit seinen großen braunen Kulleraugen an. Im Handumdrehen klettert es auf ihren Rücken und schlingt die seidenweich behaarten Arme um ihren Hals. Dort wird es jetzt bestimmt für die nächste halbe Stunde bleiben.

„Du kleines Lausmädchen!” Nel setzt sich auf den Baumstumpf vor der Küche und tätschelt Simossas Kopf. Ein Lächeln spielt um ihren Mund. Sie ist glücklich.

In ihrem Kopf schwingt noch Jacques Offenbachs Barcarole, die Gregory heute zum Frühstück aufgelegt hat, bevor er mit dem Pick-up nach Yokadouma fuhr .

Le temps fuit et sans retour

Emporte nos tendresses,

Loin de cet heureux séjour

Le temps fuit sans retour.

Zéphyrs embrassés,

Versez-nous vos caresses,

Zéphyrs embrassés,

Donnez-nous vos baisers!

Vos baisers! Vos baisers! Ah!

Belle nuit, ô nuit d'amour,

Souris à nos ivresses,

Nuit plus douce que le jour,

belle nuit d'amour!

Ah! Souris à nos ivresses!

Nuit d'amour, nuit d'amour! Ah!

Gregory hatte sogar zu singen versucht. Fürchterlich falsch! Im Gedanken daran grinst sie.

„Ich schufte zwar hier wie eine Besessene. Ich würde mal wieder gerne ins Konzert gehen oder in einem schicken Restaurant speisen.“ denkt sie. „Aber alles in allem habe ich hier im Regenwald meine Lebensaufgabe gefunden. Wenn ich mich da erinnere, wie alles anfing...“

Und dennoch ...

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