Читать книгу Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck - Gisela von Mossen - Страница 155

- ITALIEN -

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und legten schon nach etwa 45 Kilometern unseren ersten Zwischenstopp ein, und zwar auf dem Domplatz in Mailand, die zweitgrößte Stadt Italiens und wichtigster Industrie- und Handelsstandort des Landes. Entsprechend hektisch war der Verkehr, als wir uns zunächst wie immer kreuz und quer über die zum Teil breiten Straßen treiben ließen; es ist keine besonders schöne, aber sehr vielseitige Stadt; moderne nüchterne Geschäftsbauten neben vornehmen Palästen, elegante überdachte Einkaufsgalerien, betagte Kirchen, nicht zu vergessen an der Piazza della Scala das weltberühmte gleichnamige Opernhaus, das mit 3.600 Plätzen größte Theater Europas, 1778 im neoklassizistischen Stil erbaut, nachdem zuvor die Kirche Santa Maria alla Scala weichen musste; nach völliger Zerstörung im Zweiten Weltkrieg 1943 wurde es in Rekordzeit wieder aufgebaut und 1946 neu eröffnet. Das 1872 auf dem Platz errichtete Denkmal Leonardo da Vincis hat

den Krieg jedoch überlebt.


Den Mittelpunkt der Stadt bildet der majestätische gotische Dom aus dem 14. Jahrhundert, ganz fertig gestellt allerdings erst 1858, die Fassade eine Mischung aus Barock und Neugotik; monumental der 157 m lange weiße, leicht verwitterte Marmorbau mit seinen vorgesetzten aufwärts strebenden gegliederten Außenpfeilern, in unzählige schlanke Türmchen gipfelnd; die Fassaden und auch die Giebel reich geschmückt mit kunstvoll gestalteten Statuen, fast 4.000 an der Zahl, auf der zentralen Turmspitze prangt weithin sichtbar eine vergoldete Madonnenstatue. Der repräsentative Domplatz wird dominiert von dem sich auf mächtigem, rundum mit Figuren bestückten Sockel erhebenden bronzenen Reiterstandbild von Vittorio Emanuele II., Angehöriger des Hauses Savoyen, von 1861 bis zu seinem Tode im Jahre 1878 König von Italien.

Kaum waren wir an dem großen Vorplatz gelandet, wurden wir sehr interessiert beobachtet von einer Gruppe nicht gerade Vertrauen erweckend wirkender junger Männer. In Anbetracht der Horrorgeschichten, die wir über Wagendiebstähle in Italien gehört hatten, beschlossen wir, das Innere des Domes getrennt zu besichtigen. Also begleitete ich meinen Schatz die Stufen hinauf bis an das Portal, um dann sofort wieder zum Wagen zurückzukehren, der bereits von den Jugendlichen umlagert war, die aber flugs verschwanden, als sie mich mit großen Schritten herannahen sahen. Ich schloss von innen ab und setzte mich an die Frontscheibe, um alles genau im Blick zu haben. Abgelöst von meinem Schatz nahm ich dann den pompösen Innenraum in Augenschein, in seinen riesigen Ausmaßen mit fünf Schiffen überwältigend, besonders schön die vielfach unterteilten, verschiedene Motive darstellenden farbenprächtigen, sehr hohen Glasfenster.

Zum Mobi zurückkommend, entdeckte ich voller Schreck, dass unsere schönen silbern glänzenden Mercedesradkappen an den Hinterrädern verschwunden waren. Na, wenigstens hatte man uns die Räder noch gelassen, wer weiß, was wir vorgefunden hätten, wenn der Wagen allein zurückgeblieben wäre.


Schnell verließen wir diese ungastliche Stätte und kehrten auf dem kürzesten Wege zur Autobahn zurück, um in südöstlicher Richtung davonzubrausen. Schon nach etwa 70 Kilometern überquerten wir den Po, mit 652 Kilometern der längste Fluss Italiens, der seinen Ursprung in der Nähe der italienisch-französischen Grenze nimmt, quer durch Norditalien verläuft, um südlich von Venedig in das Adriatische Meer zu münden. Der gleich am Südufer sehr idyllisch gelegenen Bischofs- und Universitätsstadt Piacenza, umschlossen von einer sechseinhalb Kilometer langen Stadtmauer aus Backstein, galt unser nächster kurzer Abstecher. Aus dem gleichen Material zahlreiche der prunkvollen Paläste, sehenswert auch der mächtige romanisch-gotische Dom aus dem 12./13. Jh., den wir nach den Erfahrungen in Mailand und mangels Parkplatz jedoch nur im Vorbeifahren bewundern konnten.

Zu unserer Freude hatten die grauen Wolken sich inzwischen restlos aufgelöst, und die Sonne strahlte wieder ungehindert vom azurblauen Himmel. Also ging es frohgemut weiter, rechter Hand die ganze Zeit, mal näher, mal am fernen Horizont die sich eindrucksvoll aus der Poebene erhebende gewaltige Gebirgskulisse des Apennin, der sich 1.500 km lang fast über den ganzen Stiefel zieht.

Noch dreimalige Unterbrechung für Sightseeingtouren nach altbewährter Methode mit Fotosafari durch ebenfalls am Wegesrand, also nahe Autobahn liegende interessante Städte; zuerst Parma, gleichfalls Bischofsstadt und Sitz einer altehrwürdigen Universität, auch bekannt für seinen köstlichen Schinken und den pikanten Parmesankäse; sehr schön das alte Stadtviertel rund um den sich an der Piazza Duomo erhebenden wuchtigen, sich aus quadratischen und halbrunden Bauelementen in verschiedenen Stufen zusammensetzenden romanischen Dom aus dem 11. Jahrhundert mit dekorativen Blendarkaden, ausdrucksstarkem Skulpturenschmuck am Hauptportal, seiner hellgrünen mächtigen Kuppel und dem sich seitlich erhebenden 64 m hohen gotischen Campanile, dem für Italien so typischen frei stehenden Glockenturm, der 1294 hinzugefügt wurde; in unmittelbarer Nähe erstrahlt in rosa Marmor das achteckige Battistero, eine romanisch-gotische Taufkirche, erbaut von 1196 bis 1307, deren drei Portale für Dreifaltigkeit stehen.


Der nächste Kurzbesuch galt Modena, eine moderne Industrie- und Universitätsstadt und Sitz eines Erzbischofs, mit breiten Straßen, schattigen Alleen und weiten Plätzen, sehenswert im historischen Stadtkern auf der Piazza Grande der romanisch-gotische Dom San Geminiano, dem heiligen Geminianus, der Schutzpatron der Stadt, gewidmet, die Backsteinfassade marmorverkleidet, in vielen Farben schillernd und auch hier mit den typisch romanischen und gotischen Stilelementen wie Blendarkaden und Zwerggalerien, 1099 begonnen und 1322 fertig gestellt; sein 88 m hoher Torre Ghirlandina, der wie der von Pisa etwas schräg steht, gilt als Wahrzeichen der Stadt und ist ein weithin sichtbarer Blickfang. Er wurde Anfang des 12. Jh. im romanischen Stil begonnen und im 14. Jh. mit einer gotischen Turmspitze vollendet. Piazza und Dom wurden 1997 in die Weltkulturerbeliste der UNESCO aufgenommen. Daneben erhebt sich der eindrucksvolle Palazzo Comunale (Rathaus) aus dem 12. Jh., der sein jetziges Erscheinungsbild im 16. Jh. erhielt.


Der letzte Schlenker führte uns nach Bologna, die am südlichen Rand der Poebene und am Fuße der Apennin gelegene Hauptstadt dieser ganzen Region, der EMILIA-ROMAGNA, die vom Po bis hinunter nach Rimini, dem bekannten Badeort an der Adria, reicht. Die Stadt ist nicht nur berühmt wegen ihrer exzellenten Küche, sie besitzt außerdem Europas älteste Universität aus dem Jahre 1119; Mittelpunkt der Stadt ist die im 13. Jh. entstandene Piazza Maggiore, wie schon der Name sagt, der Hauptplatz, gesäumt von schönen alten Palästen, an der Südseite beherrscht von der fünfschiffigen Basilika San Petronio, der Hauptkirche von Bologna, ein Beispiel für italienische Gotik, gegen Ende des 14. Jh. begonnen und erst drei Jahrhunderte später fertig gestellt, d. h. die im unteren Bereich mit Figuren geschmückte Fassade ist nach oben hin unvollendet; an der Westseite dominiert der Palazzo Comunale, ein gotisches Meisterwerk aus dem 14. Jh., heute Rathaus und Museum, an der nördlichen Seite das älteste der Bauwerke aus dem 13. Jh., der lang gestreckte Palazzo del Podestà mit seinen Arkadengängen, eindrucksvoll überragt von dem Torre dell`Arengo, dem einige Jahre später an der unmittelbar angrenzenden Piazza del Nettuno der inzwischen verwitterte Palazzo Re Enzo hinzugebaut wurde; davor der berühmte Neptunbrunnen im Renaissancestil, um den man den Platz zwischen 1563 und 1566 bereicherte, in der Mitte auf hohem, mit Sirenen und Delphinen geschmückten Sockel eine riesige Statue Neptuns mit Dreizack in der rechten Hand.

Ein paar Straßenzüge weiter stießen wir am Rande der Innenstadt auf das sehr markante Wahrzeichen der Stadt, dicht nebeneinander, die umliegenden Dächer weit überragend, zwei quadratische gemauerte Türme, der kürzere linke, der Garisenda, etwa 48 m hoch, rechts daneben der Asinelli mit etwas über 97 m, beide, den Turm von Pisa noch übertreffend, in beachtlicher Schieflage; die Namen stammen von den beiden Familien, die sie 1109 bzw. 1119 errichten ließen. Den ursprünglich höheren Garisenda kürzte man unmittelbar nach seiner Errichtung um 50 m, da er, entschieden zu hoch, einzustürzen drohte. Zwischen dem 12. und 13. Jh. wurden in Bologna zahlreiche solcher Türme erbaut, man schreibt sogar 180 an der Zahl, eine ursprünglich in Italien als Statussymbol einflussreicher Patrizierfamilien entstandene Bauweise, nach der unterschiedlich hohe und in der Grundfläche meist quadratische Wohntürme errichtet wurden, je höher der Turm einer Familie, desto höher war das Ansehen dieses Geschlechts, man spricht auch von Geschlechtertürmen. Von der großen Zahl sind heute noch zwanzig erhalten, inzwischen in das Eigentum der Gemeinde übergegangen, die sie zu verschiedenen Zwecken nutzt, wie z.B. als Kerker, für Geschäfte und auch als Wohnungen.


Etwa 110 Kilometer und wir waren an der Adria, ein Ferienort reiht sich an den anderen, am bekanntesten und entsprechend voll Rimini, beliebt wegen seines 15 km langen feinen Sandstrandes. Vor über 20 Jahren hatten wir dort von einem direkt am Meer gelegenen sehr schönen Hotel aus zusammen mit unseren beiden Töchtern Strand, kristallklares Wasser und die immerwährende Sonne genossen, damals noch mit viel Ellbogenfreiheit, jetzt waren die Touristen am Strand förmlich gestapelt, und die modernen Hotels stehen dicht an dicht. Also gingen wir weiter südlich auf die Suche nach einer Übernachtungsmöglichkeit. Am Rande des nicht ganz so überlaufenen

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