Читать книгу Mit dem Wohnmobil durch die Welt — trotz Rollstuhls im Gepäck - Gisela von Mossen - Страница 86

- Antalya -

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eine der schönsten Städte an der türkischen Riviera, sich malerisch auf einem zum gleichnamigen herrlichen Golf hin steil abfallenden Felsplateau erhebend; am Horizont im Norden die schneebedeckten schroffen Gipfel des Taurus, der im Westen zum Meer hin steil abfällt und zum Osten einen fruchtbaren breiten Küstenstreifen umgibt. In der brütenden Hitze hatten wir aber zunächst nur ein Ziel, Strand und Wasser. Durch von Palmen und Orangenbäumen gesäumte Straßen fuhren wir auf schnellstem Wege Richtung Bucht, landeten in dem malerischen Hafenviertel mit seiner modernen Marina, Yachten, so weit das Auge reichte, aber keine verlockende Bademöglichkeit. Der bei Touristen sehr beliebte Ort war heillos überlaufen.


Ein paar Kilometer weiter östlich außerhalb der Stadt, vorbei an riesigen Hotelkomplexen, davon einige von hohen Kränen umgeben noch im Bau, stießen wir in einer romantischen Bucht auf den langen feinsandigen Lara Strand, eine Kulisse wie aus dem Reiseprospekt, weißer Sand, einzelne aufgespannte Sonnenschirme, azurblaues Wasser, an der Nordseite steil abfallende Felsen, die flachen Kuppen mit Pinien begrünt, davor ankernd ein paar dekorative Zweimaster. Die Erfahrung vom Vortag ließ uns gleich nach einer erlaubten Übernachtungsmöglichkeit suchen. Auffallend eine wunderschön zwischen bunten Blumenrabatten, blühenden Büschen und Bäumen angelegte Campinganlage, es gab nur verschieden große schneeweiße Dauerzelte.


Der Vermieter hatte nichts dagegen, dass wir mit unserem Mobi direkt an den Strand heranfuhren, ganz in der Nähe ein hübsches Restaurant, was wollten wir mehr! Den Rest des Nachmittags verbrachten wir mit Schwimmen im kristallklaren Wasser, sonnen, lesen, einfach nur relaxen.


Mit gutem Appetit verspeisten wir dann im urgemütlichen Restaurant mit gemauerten Bögen, in Kübeln dekorative Fächerpalmen und duftender Oleander, aus tief heruntergehenden großen Fenstern ein herrlicher Blick auf die im Dämmerlicht dunkel schimmernde Bucht, wieder eines der typischen Menüs. Zum reichhaltigen Vorspeisenteller gab es köstliches, noch warmes Fladenbrot aus dem in die Rückwand eingebauten Steinofen. Ein offener roter Landwein mundete sehr gut zu dem kräftig gewürzten Gemüseauflauf mit Hack. Das Dessert, Strudelteiggebäck mit einer Füllung aus Honig, Mandeln und Rosinen, spendierte der etwas deutsch sprechende Wirt, der zu einer netten Unterhaltung an unseren Tisch kam. Der sehr freundliche Ober, der unsere Sprache fließend beherrschte, er war sieben Jahre in Hannover, brachte zum Abschluss noch einen Teller mit frischem Obst und kochendheißen Tee in den üblichen kleinen Gläsern, an denen man sich regelmäßig die Finger verbrannte.


Einschlafen konnten wir in dieser Idylle allerdings erst sehr spät, da ab 22.00 Uhr von irgendwoher einer Hammondorgel entlockte Melodien über den Platz dröhnten. Wieder brach ein heißer Tag an, und wir beschlossen, an diesem idealen Badeplatz zu bleiben. Auf Empfehlung des Obers saßen wir bereits um 9.00 Uhr wieder im Restaurant, um uns mit einem typischen türkischen Frühstück überraschen zu lassen: Hühnersuppe, Schafskäse, Tomaten, Oliven, Weißbrot (das köstliche Fladenbrot gab es leider nur abends), Honig und Tee, na ja! Den Rest des Tages genossen wir wie am Vortag, das Abendessen fand wieder zu unserer vollen Zufriedenheit beim netten Wirt statt. Pünktlich ab 22.00 Uhr abermals das Wummern der Hammondorgel, aber übergroße Müdigkeit ließ uns trotzdem schnell entschlummern.


Bei fortlaufend herrlichem Sonnenschein verbrachten wir den nächsten Tag noch einmal bis 15.00 Uhr am Strand, stärkten uns mit Tee und Keks an Bord, um dann nach Antalya, bei unserer Besichtigung zwei Tage vorher etwas zu kurz gekommen, zurückzukehren. Auf einem kleinen Abstecher nahmen wir jedoch zunächst die Gelegenheit wahr, den sich von hohem Felsen rauschend und Gischtschleier versprühend ins Meer stürzenden Düden Wasserfall zu bewundern.

Antalya, wie die meisten Städte der Türkei ebenfalls mit sehr wechselvoller Geschichte, wurde im 2. Jahrhundert v. Chr. von dem pergamenischen König Attalos II. angelegt, im 2. Jahrhundert n. Chr. fiel es an die Römer, wurde in den ersten Jahren des 12. Jahrhunderts von den Seldschuken, einem türkischen Volksstamm, erobert und im 14. Jahrhundert in das Osmanenreich eingegliedert.


Inmitten der sehenswerten Altstadt, die wir, soweit möglich, per Mobi durchkreuzten, stößt man noch auf viele gut erhaltene Zeugen aus den verschiedenen Epochen. Über dem alten Hafen erhebt sich als Wahrzeichen der Stadt das imposante gefurchte Yivli Minarett aus dem 13. Jahrhundert; sehr eindrucksvoll in der zum Teil noch gut erhaltenen Stadtmauer das mächtige Hadrianstor, 130 n. Chr. anlässlich eines Besuches des römischen Kaisers Hadrian errichtet. Nach den Bauwerken gönnten wir uns noch einen Spaziergang, d. h. von Bank zu Bank hangelnd, durch den herrlich über dem Golf gelegenen Pergale Park mit seinen von hohen Palmen und tropischen Pflanzen mit farbenprächtigem Blütenflor gesäumten gepflegten Wegen.


Auf dem Parkplatz inzwischen total eingekeilt, mussten wir eine Weile ausharren, bis wir endlich freie Fahrt hatten. Ein sehr schönes Restaurant am Meer für unser Abendessen war schnell gefunden, wegen drangvoller Fülle mussten wir allerdings eine Weile, einen gut gekühlten Aperitif schlürfend, an der eleganten Bar warten, bis der nette Ober uns an einen der runden Tische auf der hell gefliesten großen Terrasse führte, umgeben von gemauerten, von bunter Blütenpracht überquellenden Trögen.


Von unseren bequemen Stühlen aus hatten wir einen einmaligen Blick auf die gewaltige Bergkulisse des Taurus westlich der jetzt in einem dunklen Blau schimmernden Bucht. Hinter den zerklüfteten Bergen war die Sonne bereits untergegangen und hatte die zum Teil schneebedeckten Gipfel in glühendrotes Licht getaucht. In solcher Atmosphäre schmeckte das wieder sehr delikate Menü noch besser, die gemischte Vorspeisenplatte bot immer wieder neue Überraschungen, die zartbraun gegrillten Fischfilets zergingen auf der Zunge, und als Dessert gab es, oh Wonne, süßen Milchreis mit Sirup.


Über uns wölbte sich inzwischen ein funkelnder Sternenhimmel und ein großer leuchtender Mond ließ die dunkle Bucht silbrig schimmern; auf den immer noch gut besetzten Tischen flackernde Windlichter, die richtige Stimmung für zwei unverbesserliche Romantiker. Das letzte Glas Wein zog sich sehr in die Länge, und es war bereits nach 23.00 Uhr, als wir am schon vorher zur Übernachtung auserkorenen, sehr schön direkt am Meer gelegenen Parkplatz ankamen. Da durchgehend bewacht, schliefen wir wohl behütet und völlig ungestört bis in den sonnigen Morgen.


Jetzt hieß es allmählich der Küste den Rücken zu kehren, auf kurvenreicher Straße arbeiteten wir uns auf den 925 m hohen Cubuk Pass hinauf, mal durch lichten Kiefernwald, dann dazwischen aufleuchtend die schlanken weißen Stämme hoch gewachsener hellgrüner Birken, am Straßenrand bizarr geformte grau schimmernde Eukalypten, vor uns die überwältigende Kulisse des Taurusgebirges mit seinen im Sonnenschein leuchtenden Schneefeldern. In einer scharfen Kurve, wohl etwas zu schnell genommen, hinter uns großes Gepolter, Kühlschrankentleerung!


Auf dem nächsten sich bietenden Parkplatz wurde der Schaden sofort behoben und gleich die Gelegenheit genutzt, unsere Wasservorräte, die wir sonst auf am Wege liegenden Campingplätzen neben gleichzeitiger Entsorgung aufzufüllen pflegten, ausnahmsweise mit kristallklarem Quellwasser zu ergänzen, das aus einem überdachten Rohr sprudelte, als Trinkwasser deklariert, durch ein Leitungssystem unter der Straße durchgeführt wurde und sich auf der anderen Seite als plätschernder Gebirgsbach den Hang hinabwand. Nach kurzer Zeit gesellte sich eine türkische Familie mit zwei halbwüchsigen Kindern zu uns. Der zwölfjährige Sohn wurde als Dolmetscher vorgeschickt, voller Stolz gab er seine in der Schule erworbenen Englischkenntnisse zum Besten und fragte ganz bescheiden, ob man sich unser Mobi einmal etwas näher ansehen dürfte, man durfte selbstverständlich. Nach einer halben Stunde in fröhlichem Kauderwelsch geführten Unterhaltung beschenkten sie uns mit einem großen Beutel duftender Feigen, mit Haribo Lakritzkonfekt aus unseren heimischen Vorräten für die beiden hoch erfreuten Kinder konnten wir uns wenigstens revanchieren.


Schon bald nach Passbewältigung zweigten wir nach Westen ab und fuhren auf einsamer Nebenstrecke durch karge Steppenlandschaft, so weit das Auge blickte, flache, fast kahle graubraune Hügel, durch niedrigen Bewuchs dunkelgrün gesprenkelt, dann weite staubtrockene Felder, einige mit zartem Grün überzogen, von knorrigen windzerzausten Bäumen gesäumt; gottverlassene, fast ausgestorben wirkende kleine Dörfer, bis nach etwa 140 Kilometern kurz hinter dem etwas größeren und belebteren Ort Yesilova der wunderschöne, von Hügelketten eingerahmte herrlich blaue Salda See vor uns lag, an dessen Ufer wir uns Zeit nahmen für unsere obligate Tee- und Kuchenpause.


Jetzt trennten uns etwa noch 100 wieder sehr gebirgige Kilometer, u. a. mussten wir den 1.250 km hohen Kazikbeli Pass überwinden, von unserem Tagesziel

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