Читать книгу Dachbodengeflüster / Stimme des Blutes - Gloria Murphy - Страница 12
KAPITEL 5
ОглавлениеWie es ihm seit ihrem Umzug nach Briarwood zur Gewohnheit geworden war, lief Jason drei Meilen, duschte sich und verließ dann kurz vor sechs das Haus; doch an diesem Morgen fuhr er in die entgegengesetzte Richtung nach Albany. Gegen halb neun hatte er unterwegs bereits gefrühstückt und in seinem Büro angerufen, um seine Termine verlegen zu lassen; dann hatte er über Sheriff Bulldoons Büro alle nötigen Arrangements getroffen, um noch vor den üblichen Besuchszeiten mit Anna Parks reden zu können.
Da er kein Strafverteidiger war, hatte er noch nicht viele Gefängnisse von innen gesehen, aber die paar, in denen er bisher gewesen war, hatten klaustrophobische Anfälle bei ihm ausgelöst. Dieses hier schien nicht sehr viel anders zu sein, und das trotz seines guten Rufes als beste Frauenvollzugsanstalt im Staat. Die Wachbeamtin führte ihn durch einen tunnelartigen Gang in ein kleines Zimmer mit einem einzigen Fenster, in dem ein einzelner Holztisch und zwei unbequeme Stühle standen. Anna Parks saß bereits wartend da. Die Wächterin zog sich zurück und verließ das Zimmer.
Jason betrachtete aufmerksam die Frau, während er auf sie zuging und ihr gegenüber Platz nahm. Sie hatte blondes, krauses Haar und gewöhnliche Gesichtszüge. Er schaute sich ihre Hände an; sie sahen rauh und grob aus, unschöne Hände, die oft genug fest zugepackt hatten. Da er die Zeitungsberichte über den Fall im Kopf hatte, wußte er, daß diese abgearbeiteten Hände eine große Menge Kraft entwickeln konnten, die ausreichte, einen Mann von der Größe Maynards zu töten.
Obwohl sie nicht viel älter als Paige sein konnte, strahlte sie eine Erschöpfung aus, die sie doppelt so alt erscheinen ließ. Jason fragte sich, wie sie wohl früher ausgesehen hatte, bevor sich diese haarfeinen Linien um ihren dünnlippigen Mund eingefressen hatten. Bevor sie eines Morgens aufwachte und beschloß, ihren Mann zu töten... »Mein Name ist Jason Bennett«, sagte er schließlich. »Ich weiß nicht, was man Ihnen schon erzählt hat.«
Sie schüttelte den Kopf. »Eigentlich nichts. Sind Sie ein Anwalt?«
»Das bin ich, aber ich bin nicht in dieser Eigenschaft hier.«
Sie wartete ab.
»Meine Frau und ich leben in Manhattan, aber wir besitzen noch ein Haus in Briarwood – das ist ungefähr zwei Autostunden von Ihrem ehemaligen Wohnort in Laurel Canyon entfernt. Vor nicht allzulanger Zeit sind wir für den Winter in unser Landhaus gezogen. Nun, um es kurz zu machen, dabei haben wir entdeckt, daß Ihre Tochter bei uns auf dem Dachboden haust.«
Sie hielt den Atem an, und ihre Augen weiteten sich – sie hatten dieselbe dunkelblaue Farbe wie Lilys Augen, nur ohne deren strahlenden Glanz. Erregt beugte sie sich vor und legte ihm eine Hand auf den Arm.
»Wie geht es meinem Baby?«
»Als wir sie fanden, war sie ziemlich verdreckt und verängstigt ... Sie hat immer noch Angst, und sie redet nicht sehr viel. Aber wenn man bedenkt, was sie durchgemacht hat, hat sie sich bewundernswert gut gehalten. Wir haben in diesem Sommer zwar viele Wochenenden in dem Haus verbracht, aber sie hat ihre Spuren immer geschickt zu verwischen gewußt. Ich könnte mir vorstellen, daß sie ab und zu etwas hungern mußte, aber im großen und ganzen hat sie sich relativ gut durchgeschlagen.«
»Oh, ich wußte doch, daß sie es schaffen würde. Sie ist wirklich zäh, ganz anders als ihre Mommy.«
Er wußte nicht, was er darauf antworten sollte – offensichtlich hatte Annas Zähigkeit jahrelang brachgelegen, um dann in einem Akt der Gewalt hervorzubrechen.
»Meine Frau.. .nun, wir kümmern uns um sie. Das ist natürlich nur für eine Übergangszeit möglich, wir wollten zuerst herausfinden, wohin sie gehört.«
»Und jetzt glauben Sie, ich kann...«
»Nun, nicht Sie, aber Familienangehörige vielleicht. Schwestern, Brüder, Cousins, Großeltern?«
»Es gibt niemanden.«
»Nicht einen einzigen Verwandten oder vielleicht einen guten Freund? Ich meine, wenn Sie sich wegen der Entfernung Sorgen machen, das braucht Sie nicht zu belasten. Wir würden gerne jeden Flug –«
»Es gibt niemanden, Mr. Bennett. Ich würde es Ihnen wirklich sagen –«
Er lehnte sich zurück und fragte sich, wie, zum Teufel, er nur in diese Sache hatte hineinschlittern können – wie, das wußte er, er sollte sich besser fragen, warum? Offensichtlich konnte sie seine Gedanken nicht lesen, denn sie fragte ihn: »Gibt es nicht eine Möglichkeit, daß Sie und Ihre Frau sie behalten? Mein Baby ist ein starkes Mädchen – sie putzt, kocht, kann sogar Schnee schaufeln. Außerdem ist sie klug, ein klügeres Mädchen finden Sie nirgends.«
»Warten Sie, mal ganz langsam.« Er schüttelte den Kopf. »Ich bin überzeugt, daß das alles auf sie zutrifft, wahrscheinlich kann sie sogar noch mehr, aber das kommt überhaupt nicht in Frage. Wir erwarten selbst in ein paar Monaten ein Kind. Und entschuldigen Sie bitte«, fuhr er fort, »aber ich finde es irgendwie unglaublich, wie schnell Sie bereit sind, Ihre Tochter fremden Menschen zu überlassen. Ich meine, Sie kennen mich doch gar nicht... oder meine Frau, und Sie haben auch nicht die leiseste Ahnung, wie Lily über die Sache denkt.«
»Oh, sie will bestimmt bei Ihnen bleiben, oder ist es Ihre Frau, bei der sie bleiben möchte? Einer von Ihnen beiden, vielleicht Sie beide.«
»Wie kommen Sie darauf, so etwas zu sagen?«
»Weil sie bei Ihnen ist. Sie hätten sie nie entdeckt und erwischt, wenn Lily es nicht gewollt hätte.«
Jason musterte die Frau ein paar Sekunden lang, ein bißchen erstaunt, welch großes Vertrauen sie in ihr Kind hatte. Aber trotzdem, warum bot sie ihm Lily so direkt an?
Er fragte sie nicht. Statt dessen sagte er: »Ich werde mich nach anderen Möglichkeiten für sie umsehen. Wenn eine Entscheidung getroffen ist, wo sie bleiben soll, werde ich dafür sorgen, daß Sie verständigt werden.«
Sie nickte mit Tränen in den Augen: »Sagen Sie ihr, sie soll sich keine Sorgen um mich machen, es macht mir gar nichts aus, hier zu sein. Einige der Frauen sind ziemlich böse, auch gemein, genauso böse und gemein wie viele Männer, die ich gekannt habe, aber wenn man sich um seine eigenen Angelegenheiten kümmert, kommt man ganz gut durch.«
»Möchten Sie sie sehen?«
Sie holte tief Luft und meinte dann: »Nein, das will ich nicht. Was kann schon Gutes dabei herauskommen, wenn sie mich hier eingesperrt sieht?«
Jason stand auf, ging zur Tür, kam aber noch mal zurück.
»Wieso hat Ihr Verteidiger auf ›schuldig‹ plädiert?«
»Weil ich schuldig bin.«
Paige war Lily gegenüber nicht ganz ehrlich gewesen – obwohl die Kleine wußte, daß der Sheriff ins Haus gekommen war, wußte sie nicht, daß das Polaroidbild, das Paige von ihr gemacht hatte, für ihn bestimmt gewesen war. Wie sollte Paige ihr nun erklären, daß polizeiliche Nachforschungen ergeben hatten, wer sie war? Vielleicht war es besser, damit zu warten, bis Jason mit ihrer Mutter gesprochen hatte, bis Paige ihr Konkreteres sagen konnte...
Diese Gedanken gingen ihr durch den Kopf, als das Aroma von frisch gebrühtem Kaffee sie nach unten lockte. Sie schaute auf die Uhr – es war schon elf Uhr. Seit sie verheiratet war, hatte sie nicht mehr so lange geschlafen, und wenn sie es sich recht überlegte, fühlte sie sich ausgeruht wie seit Wochen nicht mehr.
Lily sah sie nicht die Treppe herunterkommen, sie war viel zu sehr beschäftigt, mit einem kurzen Staubsaugeraufsatz über den Bezug des Sofas zu fahren. Paige – eine jener Hausfrauen, die immer nur oberflächlich über alles hinweghuschen – konnte sich nicht daran erinnern, dieses besondere Staubsaugerteil überhaupt jemals benutzt zu haben. Als Lily bemerkte, daß sie ihr zusah, trat sie mit der Ferse auf den Knopf und schaltete den Staubsauger aus.
»Das Wohnzimmer sieht ja großartig aus«, sagte Paige und schaute sich lächelnd in dem großen Raum um. »Ich weiß deine Hilfe wirklich zu schätzen... aber du mußt das nicht machen.«
Schweigen.
»Rieche ich hier vielleicht Kaffee?« Sie wollte Richtung Küche gehen, aber Lily rannte ihr voraus, holte einen Teller, der mit Folie abgedeckt war, aus dem warmen Herd, nahm die Folie ab und stellte den Teller auf den Tisch. »Würdest du bitte damit aufhören? Du verwöhnst mich ja nach Strich und Faden. Ehe du dich’s versiehst, werde ich mich in eine dicke, fette Faulenzerin verwandeln, die den lieben langen Tag nur herumsitzt und auf ihr Essen wartet.«
»Hat sie dir auch was zum Essen gebracht?«
Das war Lilys erster Versuch, eine Unterhaltung in Gang zu setzen, eigentlich ihre erste Frage. »Sie... wer?« fragte Paige.
»Du hast doch gesagt, deine Mutter ist abends immer ausgegangen und hat dich hungrig zurückgelassen, richtig? Und, hat sie dir hinterher etwas zum Essen mit heimgebracht?«
»Nun, eigentlich nicht.«
»Warum nicht?«
Paige zuckte mit den Schultern. »Wahrscheinlich hat sie nicht daran gedacht.« Paiges Gedanken wanderten zu ihrer Mutter zurück, was sie gar nicht gern hatte. Adele Adler, die vor vier Jahren an der Alzheimerschen Krankheit erkrankt war, lebte in einem Pflegeheim in Hyde Park. Obwohl Paige für ihre Pflege aufkam und sie zweimal im Jahr besuchte, geschah das nur aus reinem Pflichtgefühl. Außerdem erkannte ihre Mutter sie nicht mehr; nicht ein einziges Mal während all dieser Besuche war das geschehen.
»Was ist mit deinem Vater?« wollte Lily wissen.
»Wie bitte?«
»Wieso hat er dir nichts zu essen gegeben?«
»Das konnte er nicht, er war nicht da. Er ist abgehauen, als ich noch sehr klein war, vielleicht drei oder vier. Ich kann mich auch gar nicht mehr an ihn erinnern.«
Drei, vier – noch vor dem Kindergarten... Sie konnte sich an die alte Dame auf der anderen Straßenseite erinnern, die ihr immer Kräcker mit Erdnußbutter in einer Zellophantüte geschenkt hatte. Sie konnte sich an das puertorikanische Mädchen weiter unten in der Straße erinnern, das immer so lustige Gesichter geschnitten und sie zum Lachen gebracht hatte, wenn sie an ihrer Veranda vorbeikam ...
Aber an ihren Vater, an den konnte sie sich nicht mehr erinnern ...
Jason überraschte die beiden in der Küche. Lily reagierte wie üblich, zuckte zusammen, lief ein paar Schritte weg von ihm und zog sich schnell zurück, dieses Mal auf den Gang.
»Lily«, rief Paige ihr nach, aber da war sie schon die Treppe hinaufgelaufen und nicht mehr zu sehen.,
»Ich dachte mir, ich erzähle dir schnell, was ich erfahren habe«, sagte er. Als er den Teller mit Essen vor ihr stehen sah, meinte er: »Himmel, Paige, warum machst du es dir nicht einfach und pumpst dir das Cholesterin direkt in die Arterien?«
Paige warf einen Blick auf die Reste aus Eiern und Kartoffeln und schob den fettigen Teller zur Seite.
»Ich gebe es ja zu, ich war unartig. Aber ab morgen heißt es wieder Getreideflocken, Obst und all die anderen gesunden Sachen. Jason, du solltest sehen, wie Lily sich um mich bemüht. Sie kocht, hilft im Haushalt... Glaubst du, daß sie das macht, weil ich schwanger bin?«
»Ich weiß es nicht, vielleicht. Hör zu, ich habe nicht viel Zeit, möchtest du hören, was ich erfahren habe?«
Nach einer kurzen Pause: »Natürlich. Wie ist ihre Mutter?«
»Niedergeschlagen, allein, sie wirkt, als hätte sie nicht viel gehabt von ihrem Leben. Ihrer Aussage nach hat sie keine Familie, keine Freunde. Aber ich nehme ihr das nicht ganz ab. Die meisten Leute haben irgend jemanden.«
»Vermutlich.« Sie klang aber so zweifelnd, daß Jason sich fragte, ob sie dabei nicht an ihre eigene, nicht existierende Familie denken mußte.
»Auf jeden Fall«, fuhr er fort, »dachte ich mir, daß ich das überprüfen werde.«
»Weshalb sollte sie dich deswegen anlügen?«
»Vielleicht hat sie ja tatsächlich das Gefühl, daß sie niemand mehr kennen will. Ich habe Pat bereits gebeten, sich bei den entsprechenden staatlichen Stellen zu erkundigen, welche Alternativen es für Lily gibt, falls wirklich niemand dasein sollte. Der Sheriff meint, daß nichts dagegen spricht, wenn ich mich darum kümmere.«
»Und was ist mit ihr, mit Lilys Mutter?«
»Ihrer Meinung nach hat Lily sich uns gezielt ausgesucht. Oder zumindest dich.«
»Tatsächlich, wieso das?«
»Wenn sie nicht hätte gefunden werden wollen, wäre sie auch nicht gefunden worden.«
Paige schüttelte den Kopf. »Das ist aber merkwürdig, daß sie so etwas sagt. Außerdem stimmt es nicht. Wir haben sie nur deshalb gefunden, weil sie ihr Bein im Schlaf immer ausstreckt. Und wegen dieser dummen Eicheln.«
Sicher, die Stelle, an der sie geschlafen hatte, befand sich direkt über ihrem Bett. Das dürfte Lily eigentlich nicht entgangen sein, wenn sie sich tatsächlich schon so lange auf dem Dachboden aufgehalten hatte, wie er annahm.
An diesen langen Wochenenden im Sommer – war es möglich, daß sie sie da belauscht hatte?
Was soll dieser Verfolgungswahn, Jason?
Noch an diesem Nachmittag erhielt Paige vier Anrufe von verschiedenen Zeitungen, darunter auch von der NEW YORK TIMES. Es schien so, als erregte Lilys unerwartetes Auftauchen in Briarwood großes Interesse bei ihren Mitmenschen. Trotzdem weigerte Paige sich, irgendwelche Erklärungen, Fotos oder Interviews zu liefern, die Lily betrafen, da sie der Meinung war, daß großes Aufsehen Lily nur schaden könnte.
Um den ständigen Störungen zu entkommen, machten Paige und Lily schließlich einen Spaziergang im Wald. Als sie fast am Fluß angekommen waren, nahm Paige Lily fest bei den Händen – die verbrannte Hand war immer noch voller Blasen, aber nicht mehr bandagiert – und sagte: »Jason hat heute morgen deine Mutter besucht.«
Sie riß den Mund auf, ihr Körper verkrampfte sich.
»Bevor du dich gleich fürchterlich aufregst, laß mich erst mal erzählen.«
Lily legte ihre Hand auf die Brust. »Wie denn?«
»Ich habe dem Sheriff eines deiner Fotos gegeben; ich habe das getan, weil es sein mußte. Natürlich hat er damit nicht lange gebraucht, herauszufinden, wer du bist. Offensichtlich haben sich eine Menge Leute Sorgen um dich gemacht und dich auch lange gesucht. Deine Mutter –«
»Sie hat ihn umgebracht, Paige, ich hasse sie!« Sie schlug beide Hände vor den Mund.
Paige legte den Arm um sie, zog sie an sich und ließ sie erst nach einiger Zeit wieder los.
»Ich weiß, daß du das nicht so meinst, Lily. Das, was du in dir drin fühlst, das sind Wut, Schmerz, vielleicht auch Entsetzen, jede Menge schlimmer und wirrer Gefühle. Deine Mutter hat der Polizei bereits gestanden, was sie getan hat.«
»Tatsächlich?«
Paige nickte.
Nach einem langen, peinigenden Schweigen fragte Lily:
»Was haben sie mit ihr gemacht?«
»Sie ist im Gefängnis von Albany. Das ist gar kein so schlimmer Ort, verglichen mit anderen Gefängnissen.«
Sie schluckte hart. »Wie lange werden sie sie dort drin behalten?«
»Du meinst, das Urteil? Eine Weile, Lily, eine ziemliche Weile.«
Ihre Augen füllten sich mit Tränen, und sie preßte die Lippen fest zusammen.
»Was ist mit mir?«
»Komm her, setz dich, und dann reden wir darüber.« Sie setzten sich unter einen Baum, und Paige legte den Arm um das Mädchen. »Jason und ich, wir werden ein Zuhause für dich suchen, Lily. Ein wunderschönes Zuhause bei Leuten, die sich um dich kümmern werden.«
»Nein, das will ich nicht, ich will bei euch bleiben.« Ein paar vereinzelte Tränen liefen über ihr Gesicht, aber Lily drehte den Kopf zur Seite und rieb sie mit der Faust weg.
Paige mußte selbst mit dem Ärmel über ihre Augen wischen.
»Schau mich bitte an, ja? Jetzt muß ich auch schon weinen.
Lily, es tut mir wirklich leid, aber wir können dich leider nicht bei uns behalten.« Sie legte eine Hand auf ihren Bauch und holte tief Luft. »Das Baby kommt in knapp drei Monaten zur Welt.«
»Ich würde ihm doch nichts tun.«
»Oh, nein, natürlich würdest du ihm nicht weh tun, das habe ich damit auch nicht gemeint. Was hältst du davon, wenn wir einfach nicht daran denken, daß du uns wieder verlassen mußt? Es wird sowieso eine Weile dauern, bis wir das richtige Zuhause für dich gefunden haben. Also denken wir nicht daran und freuen uns, daß wir zusammen sind. Apropos Spaß, als ich in der Zeitung vom Sonntag geblättert habe, ist mir aufgefallen, daß ein Film mit Goldie Hawn im Kino am Highway läuft. Ich weiß ja nicht, wie es dir geht, aber ich muß immer über sie lachen. Aber allein lachen, das ist nur halb so schön. Wie wär’s, wenn du und ich –«
»Paige?«
»Ja, Schätzchen?«
»Wieso kann Jason mich nicht leiden?«
»Was gibt es eigentlich noch für mögliche Alternativen, Jason?« fragte Paige an diesem Abend während des Essens, nachdem sie sich bei ihm über die aufdringliche Presse beschwert hatte – inzwischen hatte sie noch weitere Anrufe bekommen, und ein Reporter war sogar vor ihrer Haustür aufgetaucht. Lily hatte schon früher gegessen und war mit drei Comicheften, die Paige nach dem Kino für sie gekauft hatte, nach oben verschwunden.
»Ich weiß es wirklich nicht, aber morgen dürfte Pat schon ein paar Informationen für uns haben. Hast du Lily von meinem Besuch bei ihrer Mutter erzählt?«
»Ja, heute nachmittag. Eigentlich wollte ich damit noch etwas warten, aber dann habe ich mich nicht getraut, dieses Risiko einzugehen. Denn es würde mich überhaupt nicht wundern, wenn sie im Fernsehen darüber berichteten.«
»Wie hat sie darauf reagiert?«
»Sie ist wütend auf ihre Mutter, aber das ist nur verständlich – so schlimm die Dinge auch stehen mögen, ein Kind wird es sich nie wünschen, daß seine Familie auseinanderbricht. Und obwohl Lily weiß, daß letztendlich ihr Vater an den Ereignissen schuld war, war es doch ihre Mutter, die schließlich die Initiative ergriffen hat.« Paige schüttelte den Kopf. »Lily sagt, wenn sie nicht bei ihrer Mutter leben kann, dann will sie bei uns bleiben.«
»Das überrascht mich nicht.«
»Oh, Jason, du kannst ihr doch keinen Vorwurf daraus machen, daß sie so fühlt. Aber du kannst beruhigt sein, ich habe ihr gesagt, daß das nicht möglich ist. Ist sie nicht sehr aufgeweckt für ihre elf Jahre, Jason? Sie ist auch so verständig.«
»Vermutlich. Aber was willst du mir damit sagen? Daß du froh bist, daß sie hier ist, daß du dir wünschst, sie könnte für immer bleiben? Nun, du mußt mir schon verzeihen, aber so sehe ich das ganz und gar nicht. Wir haben bald selbst ein Kind, unser erstes, auf das wir jetzt schon seit fünf Jahren hinarbeiten. Ist es denn so falsch, daß ich die Zeit der Vorfreude auf unser Kind in vollen Zügen genießen will?«
»Lily nimmt dir doch nichts weg.«
»Selbst wenn sie nur zeitweilig bei uns bleibt, wird sie sehr viel Aufmerksamkeit erfordern. Bist du dazu bereit?«
»Okay, du hast recht, sie hat die Hölle auf Erden erlebt, das will ich gar nicht bestreiten. Aber wenn man bedenkt, was sie durchgemacht hat, dann ist sie gar nicht so verkorkst, wie man vielleicht erwarten könnte.«
»Aber sicher doch, jedes Kind flucht wie ein Lastwagenfahrer.«
»Jetzt mach aber mal halblang, wir werden sie doch nicht deswegen verurteilen, weil sie so viele Schimpfwörter kennt, oder? Ich meine, bis jetzt hat sie noch keines gebraucht, das ich nicht auch kennen würde. Aber bei deiner gewählten Ausdrucksweise ist das natürlich etwas anderes!«
»Na gut, vergiß es. Aber trotzdem, Paige, du brauchst doch nur einen Blick in deine alten Lehrbücher zu werfen, und dann weißt du, daß kein Kind so ein traumatisches Erlebnis ohne ernstliche Adhäsionsprobleme übersteht. Sie hat mit angesehen, wie ihre Mutter immer wieder verprügelt wurde. Und schließlich ist sie Zeugin geworden, wie diese Mutter den eigenen Vater mehr oder weniger zerstückelt hat. Außerdem hast du es selbst gesagt – was mag dieses charakterlose Ungeheuer ihr alles angetan haben, seiner eigenen Tochter?«
Ja, Jason, das ist alles gut und schön, aber um so mehr Gründe, warum wir sie nicht einfach allein lassen können. Aber das sprach sie nicht laut aus – statt dessen sagte sie: »Ich weiß ja, daß du recht hast. Aber Tausende von Kindern werden mißbraucht und mißhandelt, und nicht alle laufen mit einem Schild auf der Brust herum. Wenn du schon so weit gehen willst, dann habe auch ich eine ziemlich erbärmliche Kindheit hinter mir. Und hat es mit mir vielleicht ein tragisches Ende genommen?«
»Du kannst dich doch nicht mit ihr vergleichen.«
»Das Komische daran ist, daß ich im Augenblick überhaupt niemanden habe, mit dem ich mich vergleichen kann. Was schlägst du denn vor, was wir mit ihr tun sollen. Sie aus dem Haus werfen?«
»Nein, selbstverständlich nicht. Ich habe nur laut ausgesprochen –«
»Das kannst du dir sparen, Jason. Ich bin nicht taub, und Lily ist es auch nicht.«
»Bin ich daran schuld, daß Jason so wütend ist?« fragte Lily offen heraus am nächsten Morgen, als sie im Wald spazierengingen. Es war tatsächlich so, daß Paige seit dem Streit beim Abendessen kein Wort mehr mit ihm gesprochen hatte.
»Wieso fragst du das?«
Lily zuckte nur mit den Achseln, blieb stehen, kniete sich hin und hob eine Handvoll trockene Blätter auf.
»Wenn Jason und ich miteinander streiten, dann betrifft das nur uns, nicht dich. Es bedeutet, daß wir uns nicht einigen können. Worüber wir uns nicht einigen können, ist dabei nicht so wichtig, das ist nur unser Problem.«
»Wirst du ihn wegwerfen?«
Paige blieb stehen und schaute sie ungläubig an. »Menschen werfen einander nicht weg, besonders nicht diejenigen, die sie mögen.«
»Magst du mich?«
Sie nickte. »Aber natürlich.«
Lily schloß die Hand um die Blätter, zermalmte sie und ließ die winzigen Partikel davonfliegen.
»Dann kannst du mich auch nicht wegwerfen, richtig?«
»Richtig.«
Sie blieben lange Zeit so stehen, bis Paige sagte: »Lily, ich weiß, daß dein Vater deine Mutter viele Jahre lang mißhandelt hat... Was ist mit dir? Hat er dir jemals irgend etwas –«
Lily drehte den Kopf weg. »Ich will nicht darüber reden. Bitte, zwing mich nicht.«
Paige nahm die Hand des Mädchens in die ihre, und so gingen sie weiter.
»Ich würde dich nie zwingen, darüber zu reden, Schätzchen. Aber falls du deine Meinung ändern solltest und von dir aus reden möchtest, dann denk daran, daß ich immer für dich da bin.«
Paige hatte an diesem Abend nicht einmal gemeinsam mit ihm gegessen. Jetzt, da sie beide in ihrem Bett lagen, hatte sich jeder so weit wie möglich von der Mitte der großen Matratze weg an den Rand seiner Seite zurückgezogen. Nie zuvor während ihrer Ehe war es soweit gekommen, daß sie nach einem Streit nicht mehr miteinander gesprochen hatten; sie wußte zwar nicht, wie es in ihm aussah, aber sie fühlte sich ausgesprochen schlecht.
Entschlossen rollte sie sich auf die andere Seite, aber er drehte sein Gesicht von ihr weg. Sie streckte die Hand nach ihm aus und streichelte seinen Nacken.
»Jason, wir müssen miteinander reden.«
Schweigen.
»Mir ist da etwas eingefallen. Eigentlich gestern schon, und seitdem geht es mir nicht mehr aus dem Kopf.«
Er drehte sich zu ihr, stemmte den Ellenbogen ins Kissen und stützte seinen Kopf auf der Handfläche ab. »Nur zu, ich höre«, sagte er.
»Was wäre, wenn wir ihr ein Zuhause, ein gutes Zuhause suchten?«
»Aber das versuchen wir doch, oder nicht?«
»Eigentlich nicht. Pat wird nur das herausfinden – wenn sie es nicht bereits getan hat –, was wir beide schon längst wissen. Lily ist nicht adoptierbar, jedenfalls so lange nicht, solange ihre Mutter nicht auf ihre Rechte verzichtet. Aber selbst wenn das nicht so wäre, so ist eine Elfjährige keine sehr geeignete Kandidatin für eine Adoption. Die Leute wollen lieber Babys, kleine Kinder, die sie nach ihren eigenen Vorstellungen formen können. Sie wollen kein Kind mit einer Vergangenheit, besonders nicht mit so einer, wie Lily sie hat.«
Er schüttelte den Kopf. »Ich will ja gar nicht behaupten, daß es einfach ist, einen Platz für ein älteres Kind zu finden, das ist es ganz bestimmt nicht. Aber ab und zu gelingt es doch. Außerdem gibt es immer noch die Möglichkeit, sie zu Pflegeeltern zu geben.«
»Ach ja, die guten alten Pflegeeltern. Das ist ein System, bei dem die Kinder wie Kleiderbügel von einer Stelle zur anderen herumgereicht werden. Weißt du eigentlich, wie viele Leute das nur wegen des Geldes machen? Oder aus noch perverseren Gründen, die ich hier wohl nicht extra erwähnen muß?«
»Na, jetzt wirst du aber ziemlich unfair.«
Er hatte recht, sie war unfair. Durch ihre Lehrtätigkeit hatte sie jede Menge Kontakt mit dem Sozialamt, inklusive der Abteilung für Pflegestellen, und wußte, daß die meisten Leute, die sich als Pflegeeltern zur Verfügung stellten, alles versuchten, aus schier ausweglosen Situationen das Beste zu machen. Trotzdem würde sie ihre Meinung, die sie sich als Kind gebildet hatte; nicht so schnell ändern.
»Als ich noch klein war, hatte ich eine Freundin, die bei Pflegeeltern lebte«, sagte sie. »Sie lebte nur ein paar Häuser weiter. Die Leute waren Vollalkoholiker. Es wird mir immer ein Rätsel bleiben, wie sie sich jemals als Vormund für eine Siebenjährige hatten qualifizieren können. Marie lief jeden Tag nach der Schule gleich nach Hause, um das Haus sauberzumachen; entweder das, oder es setzte Schläge.«
»Du hast bisher noch nie von ihr erzählt.«
»Was gibt es da schon groß zu erzählen? Sie ist nur ein knappes Jahr dort geblieben. Nachdem sie einmal besonders schlimm verprügelt wurde, ist sie im Krankenhaus gelandet. Dann ist sie an irgendeine andere Stelle weitergereicht worden, und ich habe sie nie mehr gesehen.«
»Das ist ziemlich übel, Paige. Aber das heißt doch noch lange nicht, daß es nicht auch anständige Leute gibt, die Kinder bei sich aufnehmen.«
»Da hast du bestimmt recht, es gibt sie mit Sicherheit. Aber da ist immer noch die Frage, wie geeignet sie sind, einem Kind die leiblichen Eltern zu ersetzen? Besonders bei einem Kind wie Lily, die es mehr als nötig hat.«
Schweigen, dann: »Du sagtest, du hättest eine Idee.«
»Wie wäre es, wenn sie bei Anna leben würde?«
»Bei ihrer Mutter?«
»Nun, wer käme wohl besser in Frage? Die Leute sagten doch, daß sie in Ordnung sei und daß ihr einziger Fehler der war, daß sie sich nicht von Anfang an gegen dieses Ungeheuer zur Wehr gesetzt hat. Und außerdem ist sie Lilys Mutter. Sicher, Lily ist wütend auf sie, aber tief in ihrem Innern liebt sie sie.«
»Die Sache hat nur einen Haken. Ihre Mutter ist zu vierundzwanzig Jahren Gefängnis verurteilt; auch wenn sie vorzeitig entlassen werden sollte, bleiben immer noch zwölf. Lily ist bis dahin zweiundzwanzig Jahre alt.«
»Ich hasse es, wenn du so tust, als würdest du mich nicht verstehen. Ich will darauf hinaus, daß du Berufung einlegen und Annas Fall erneut vor Gericht bringen sollst. Hast du nicht selbst gesagt, daß ihre Verteidigung mehr als schlecht war? Es gibt doch jede Menge guter Gründe für das, was sie getan hat, oder?«
Jason nickte. »Den besten und ältesten aller Gründe – Notwehr. Dazu kommt noch, daß sich die Gesetzgebung im Falle von Gewaltanwendung in der Ehe zugunsten der Frauen geändert hat, die von ihren Männern mißhandelt werden.«
»Wie sieht das jetzt aus?«
»In der Theorie sieht das so aus, daß eine Frau, die regelmäßig von ihrem Mann geschlagen wird, keine akute Mißhandlung mehr nachweisen muß; sie muß lediglich beweisen, daß sie mißhandelt wird und daß ihr Leben sich in konstanter Gefahr befindet. Außerdem braucht das Hindernis, das sie davon abhält, dieser Situation zu entfliehen, nicht unbedingt mehr in physischer Gewaltanwendung bestehen, es genügt schon, wenn psychologischer Druck auf sie ausgeübt wird.«
»Wenn Anna Parks auf Notwehr plädiert hätte, wäre sie also durchgekommen, richtig?«
»Das ist möglich, genau kann das natürlich keiner sagen.«
»Wenn sie einen guten Anwalt gehabt hätte, einen, der wenigstens gekämpft hätte... Aber das hat er ja nicht... Ist das nicht allein schon Grund genug für eine Berufung?«
»Damit so etwas von einem Gericht als Grund für eine Berufung anerkannt wird, müßte ein Anwalt schon einen schwerwiegenden Fehler gemacht haben oder nicht zurechnungsfähig gewesen sein... Und dann ist da immer noch die Frage, ob der Ausgang des Falles ein anderer gewesen wäre, wenn der Fehler nicht gemacht worden wäre. In diesem Fall, wer weiß? Wichtig ist allein, daß sie ihren Mann getötet hat.« Er überlegte einen Moment und fuhr dann fort: »Außerdem tut das ein Anwalt einem anderen nicht gern an.«
»Das kann ich mir denken, aber was ist mit Anna? Sie ist jahrelang geschlagen worden, man hat ihr die Knochen und ihren Widerstand gebrochen, hat sie ihrer Würde beraubt, und sie hat nicht einmal die Gelegenheit bekommen, ihre Geschichte vor Gericht zu erzählen. Wo bleiben ihre Rechte?«
»Sie hat sie verspielt, indem sie sich schuldig bekannt hat. Es sei denn... hör mal, ich bin kein Strafverteidiger.
Ich habe seit dem Studium nichts mehr in dieser Richtung gemacht, und damals habe ich auch nur zweimal sechs Monate als Praktikant beim Staatsanwalt gearbeitet.«
Paige schob sich neben ihn und legte ihre flache Hand an seine Wange. »Das ist doch völlig egal, du bist einer der klügsten Menschen, die ich kenne... und wenn es darum geht, bei Gericht Berufung einzulegen, dann weißt du besser als jeder andere Anwalt in der Stadt, wie man das macht. Wenn jemand ein Haar in der Suppe findet, dann du.«
»Hast du das von mir?«
Sie beugte sich über ihn und küßte ihn. »Nun ja... aber auch aus anderen Quellen. Jason, du hast vorher gesagt, sie habe ihre Rechte verspielt, weil sie sich schuldig bekannt hat. Dann hast du weiter gesagt, es sei denn... Es sei denn, was?«
»Ich wollte sagen, es sei denn, sie war gar nicht in der Lage, so eine Entscheidung zu treffen.«
»Du meinst, daß sie unzurechnungsfähig war?«
»›Unzurechnungsfähig‹ wird wohl herhalten müssen, solange uns kein besserer Ausdruck einfällt.«
»Aber das war sie nicht, oder?«
Er schüttelte den Kopf und zuckte mit den Schultern. »Ich weiß es nicht. Wie viele geistig gesunde Menschen würden eine Leiche wohl so zurichten?«
»Ich glaube, daß Menschen im Zustand extremster Angst zeitweilig völlig ausrasten können.«
Er rieb sich die Stirn. »Ich muß das unbedingt mit jemandem besprechen, der kriminologische Erfahrung hat.«
»Dann wirst du es machen?«
»Ich werde mich mal damit beschäftigen.«
»Kann ich es Lily sagen?«
»Nein.«
»Du hast recht, weshalb ihr Hoffnungen machen? Jason, kann ich sie in der Schule anmelden, nur für jetzt?«
Er seufzte. »Aber ich will, daß sie regelmäßig zu einem Therapeuten geht.«
»Ich werde gleich jemanden suchen, und außerdem möchte ich, daß sie von einem Arzt untersucht wird.«
»Und falls sie dir Ärger, zusätzliche Arbeit oder sonst irgendwelche Probleme macht, dann mußt du mir versprechen –«
»Falls sie mir zuviel abverlangt, dann werde ich jemanden für ein paar Stunden täglich einstellen, aber – und du kannst mir glauben – das wird nicht nötig sein. Sie hilft mir beim Kochen, bei den Hausarbeiten, leistet mir Gesellschaft und, was das Wichtigste ist, ich habe sie gern um mich.«
Jason legte sich mit hinter dem Kopf verschränkten Armen auf das Kissen zurück. Es war der erste Abend seit diesem Vorfall mit Brooke, daß es ihm möglich war, dieses Ereignis zu verdrängen.
Statt dessen dachte er über den Fall nach: Was war schon dabei – dann würde er eben ein bißchen unentgeltliche Arbeit für ein Kind leisten, dem das Leben bisher noch nicht viel geschenkt hatte. Er hatte im Verlauf seiner Karriere bis jetzt ziemlich viel Glück gehabt, war es da nicht an der Zeit, daß auch er seinen Beitrag für die Gesellschaft leistete? Obwohl er nicht viel Erfahrung auf dem Gebiet der Strafverteidigung hatte, konnte er sich aber noch erinnern, daß es ihm immer gefallen hatte. Wenn die Bezahlung im Büro des Staatsanwalts nicht so miserabel und er nicht so geldgierig gewesen wäre, dann wäre er vielleicht sogar noch länger dabeigeblieben. Und außerdem, wenn er zusätzliche Informationen benötigte, so brauchte er sich nur an seine Kollegen in der Kanzlei zu wenden.
Wenn es ihm nur nichts ausmachen würde, daß Lily bei ihnen lebte. Ließ man mal außer acht, daß die getroffene Regelung nur für eine Übergangszeit gültig sein sollte, sah es ganz danach aus, als würde sie wahrscheinlich noch bei ihnen sein, wenn das Baby kam, vielleicht sogar noch, wenn sie im April in die Stadt zurückkehrten. Ob es ihm nun gefiel oder nicht, er mußte das Beste aus der Situation machen. Morgen war Samstag, eine gute Gelegenheit, für ihn und das Kind eine gemeinsame Basis zu suchen.
Brad... Bradley, das war vielleicht eine Idee... nein, je länger er darüber nachdachte, desto weniger gefiel ihm der Name.