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Kapitel 2

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In der Bödickerstraße im Stadtteil Friedrichshain stand Aiden Carter mit tief ins Gesicht gezogener Schiebermütze in einem Hauseingang und wartete. Unauffällig gekleidet sah er aus wie jeder andere Bürger der DDR auch. Die Sachen hatte er im Centrum Warenhaus am Alexanderplatz gekauft. Seine alte Bekleidung hatte er in eine Plastiktüte eingewickelt und in einen Müllcontainer entsorgt. Er schaute auf seine Armbanduhr. 18:15 Uhr. Bald musste sie kommen. Wieder fuhr ein Fahrzeug an ihm vorbei. Er senkte seinen Blick, um nicht erkannt zu werden. Als er wieder aufblickte, sah er sie kommen. Mit elegantem Schritt ging sie zielstrebig auf das erste Haus mit den Balkonen zu, ihr Zuhause. Carter wartete, bis sie im Haus verschwunden war, und ging dann langsam los. Den Blick gesenkt erreichte er das Haus und drückte den vierten Klingelknopf von oben, auf dem der Name Otto stand. Dann drückte er die Tür auf und ging ins Treppenhaus. Es roch muffig. In Zweierschritten nahm er die Stufen nach oben. Sie hatte die Tür angelehnt. Sie wusste, dass er heute kam. Carter schaute sich im Treppenhaus noch einmal um und betrat die kleine 2-Zimmer Wohnung. Sie stand im Türrahmen zu ihrem Schlafzimmer und trug nur ein dünnes Negligee.

Carter nahm die Schiebermütze ab, zog seine Jacke aus und hängte beides an einen Garderobenhaken. Dann ging er grinsend auf sie zu. »Du bist einfach atemberaubend, weißt du das, mein Trautchen?« Sie legte den Arm um seinen Hals und zog ihn ganz dicht heran. Er konnte das Parfüm riechen konnte, was Sie aufgelegt hatte.

»Gefall ich dir?«, hauchte sie in sein rechtes Ohr. Sanft streichelte er über ihren nackten Hintern.

»Natürlich«, entgegnete er ihr, bevor er sie küsste und bestimmt ins Schlafzimmer schob.

Nachdem sie sich geliebt hatten, saßen sie beide rauchend auf dem Bett. Sie griff in ihre Nachttischschublade und holte die kleine Kamera hervor.

»Hier ist deine Belohnung«, strahlte sie. Carter nahm die Kamera und wog sie in der Hand.

»So leicht und doch so gewichtig. Gab es Probleme?«

Sie schüttelte den Kopf. »Keine. Ein Kinderspiel. In der Mittagspause gehen alle in die Kantine. Ich bin länger am Platz geblieben, um die Fotos zu machen, während alle beim Essen waren.«

Carter nickte zufrieden. »Gut. Du musst dennoch vorsichtig sein.«

Sie winkte ab, drückte ihre Zigarette in den Aschenbecher und legte ihren Kopf auf seine behaarte Brust. »Bin ich doch. Mach dir keine Sorgen.« Er streichelte ihren nackten Rücken.

Urplötzlich zog er die Decke zur Seite und stand auf.

»Ich muss los. Das Material muss so schnell wie möglich in den Westen.«

Reintraut rollte sich auf den Bauch und sah ihm zu, wie er sich anzog.

»Wann sehe ich dich wieder? Ich habe keine Lust, immer so lange auf dich zu warten.«

Er sah auf und blickte ihr fest in die Augen.

»Bald.« Dann beugte er sich hinunter und gab ihr einen sanften Kuss. »Bald.

Carter verließ das Haus und schlenderte die Straße entlang. Er bemerkte nicht, dass er verfolgt wurde. Er folgte der Straße bis zur Stralauer Allee und bog rechts auf die Eisenbrücke Richtung Treptower Park. Ein Mann kam ihm entgegen und rempelte ihn an.

»Entschuldigung. Keine Absicht«, sagte der Passant und ging weiter.

Die Kamera hatte den Besitzer gewechselt.

Der Verfolger hatte in ausreichendem Abstand die Übergabe bemerkt und gab über ein Funkgerät die Information weiter. Er nahm die Verfolgung des Remplers auf, während Carter der Eisenstraße weiter folgte.

»Nicht festsetzen. Es ist sowieso nur falsches Material auf dem Film zu sehen. Verfolge ihn bis zu seinem Ziel.«

»In Ordnung«, erwiderte der Verfolger. Der Mann ging bis zur Warschauer Straße und stieg dort in ein Taxi.

»Mann ist im Taxi. Stoppe Verfolgung.«

»Gesehen. Wir übernehmen.«

Am Checkpoint Charlie hielt das Taxi. Der Mann stieg aus und ging durch die Kontrolle in den Westen.

»Ist mit dem Paket im Westen. Kümmern uns nun um die Frau. Treffpunkt zur Besprechung in der Zentrale. Ende.«

»Was ist mit dem anderen Mann?«

»Der dürfte auch schon auf dem Weg nach drüben sein. Laufen lassen. Die Frau ist der Schlüssel.«

»In Ordnung. Bin auf dem Weg in die Zentrale. Ende.«

Im Auftrag des Feindes

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