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Kapitel 7
ОглавлениеSeymour Wallace war genau so, wie Madsen sich ihn vorgestellt hatte. Weltmännisches Auftreten, gepaart mit einer aristokratischen Ausstrahlung. Der drahtige Mann hatte zum ersten offiziellen Treffen mit Madsen einiges vorbereitet.
»Herzlich willkommen in Ost-Berlin. Ich hoffe, Sie gewöhnen sich schnell ein und genießen Ihre neue Aufgabe. Es ist uns hier in der Botschaft ein großes Anliegen, einen Beitrag zur Verständigung der Völker zu leisten. Als erstes möchte ich Ihnen ein wenig von der Stadt zeigen. Sie werden erstaunt sein, wie modern und fortschrittlich hier alles ist.«
Mit einem Zwinkern zeigte der Botschafter auf den Ausgang. Gemeinsam gingen Sie ins Erdgeschoss und auf die Straße. Sie stiegen in ein Fahrzeug, das bereits mit laufendem Motor wartete. Als der Wagen fuhr, wandte sich Wallace an Madsen.
»Verzeihen Sie diesen theatralischen Auftritt. In der Botschaft werden wir komplett abgehört. Das gegenüber liegende Gebäude ist zur Hälfte von der Staatssicherheit angemietet, und die sitzen dort den ganzen Tag und lauschen mit Richtmikrofonen. Einzig hier im Fahrzeug können wir frei sprechen. Der Wagen wird dreimal täglich nach Wanzen untersucht.«
Madsen nickte anerkennend.
»Ich bin erfreut, mit Profis arbeiten zu dürfen. Zu meinem Plan. Ich habe vor, einen neuen Agenten anzuwerben. Dieser soll möglichst aus Ost-Berlin kommen. Ich werde wegen der Kommunikation einen toten Briefkasten in West-Berlin und in Nürnberg installieren, wohin dieser Agent seine Informationen senden soll. Die ganze Aktion ist von Washington abgesegnet. Ich werde bei Ihnen in der Botschaft nur ab und an erscheinen. Ich brauche allerdings, um den Schein zu wahren, alle offiziellen Termine, an denen ich versuche teilzunehmen. Da hoffe ich auf Ihre Unterstützung.«
Seymour lächelte Madsen an.
»Glauben Sie mir, wenn ich Ihnen sage, dass ich lange genug dabei bin, um zu wissen, worum es geht. Meine Unterstützung haben Sie, aber Sie werden nicht so viele Termine haben. Das gesellschaftliche Leben hier hält sich in Grenzen. Oh, sehen Sie nur. Kennen Sie schon die so hoch gelobten Plattenbauten von Erich Honecker?«
Seymour zeigte aus dem Fenster.
»Wir sind hier in Hohenschönhausen. Ich glaube, ich habe in meinem Leben noch nie so etwas Hässliches gesehen«, brummte Seymour.
»Willkommen in der DDR.«