Читать книгу Jenseits des Spessarts - Günter Huth - Страница 15

Оглавление

Der fensterlose Raum hatte ungefähr fünfundzwanzig Quadratmeter, war rechteckig und einschließlich Boden völlig weiß gekachelt. In der Mitte des Bodens konnte man einen versenkten Ablauf in einen Kanal erkennen. An der Decke hing eine Klimaanlage, die auch als Absaugeinrichtung fungieren konnte. An einer Längsseite stand ein durchgehender Metalltisch. Über dem Tisch verbreitete eine Reihe Neonröhren ein fast blendendes Licht.

Fast lautlos öffnete sich eine Tür an der einen Schmalseite und ein kräftiger Mann mittleren Alters mit kurzen schwarzen Haaren und Vollbart trat ein. Der Bärtige hatte einen stabilen Holzstuhl mit Lehne dabei, den er über den Gully in der Mitte stellte. Die Sitzgelegenheit war eine Spezialanfertigung, beste Schreinerarbeit. An den Armauflagen, den Beinen und der Lehne befanden sich stabile Gurte mit Metallschließen. Wie es aussah, hatte hier ein Elektrischer Stuhl Modell gestanden. Danach betrat er die Tiefgarage und klopfte an die Schiebetür eines Mercedes Sprinters, der gerade eben eingefahren war. Ein Typ mit Glatze und Piercings im Ohr öffnete.

„Kann’s losgehen?“, fragte er.

„Bringt ihn rein“, befahl der Bärtige.

Der Glatzkopf sprang aus dem Wagen und drehte sich zum Führerhaus um. Ein zweiter Mann, genauso kahlköpfig, packte dort einen dritten, der auf dem mittleren Sitz in sich zusammengesunken lag, vorne am Hemd und zerrte ihn unsanft in eine sitzende Position.

„Der Kerl ist noch total weggetreten“, stellte er fest.

„Ich hoffe, er kommt schnell zu sich“, äußerte der Bärtige, „sonst kann es Ärger geben.“

„Keine Sorge, ein paar aufmunternde Worte und er ist wieder topfit.“ Er lachte keckernd.

Die beiden packten den schlanken, dunkelhaarigen, etwa ein Meter achtzig großen Mann an den Armen und zerrten ihn aus dem Sprinter. Einer schlug die Schiebetür zu, dann nahmen sie den Mann zwischen sich und betraten den Gang in Richtung Kellerraum. Drinnen schleppten sie den betäubten Mann zu dem Stuhl.

„Zieht ihn aus!“, befahl der Bärtige. Ohne Zögern riss ihm der eine die Kleidung vom Leib, während ihn der andere festhielt.

„Anbinden!“

Die beiden Kahlköpfe setzten ihn jetzt richtig auf den Stuhl und führten den breiten Gurt über seine Brust, damit er nicht vom Sitz herunterrutschen konnte. Seine Hände gurteten sie an den Armlehnen fest, seine Unterschenkel an den Stuhlbeinen. Während der ganzen Prozedur hing ihm der Kopf haltlos auf die Brust, aus seinem Mund lief Speichel.

„Was jetzt?“, wollte einer der Glatzköpfe wissen.

„Wir wecken ihn auf!“, erwiderte der Bärtige. „So kann Mustafa al-Asmani jedenfalls nichts mit ihm anfangen.“ Er stellte sich vor den Gefangenen und gab ihm ein paar klatschende Ohrfeigen. Sein Kopf pendelte dabei haltlos hin und her und aus seinem Mund kam halblaut ein weinerlicher Ton, ansonsten veränderte sich nichts. Der Bärtige zuckte mit den Schultern. Das war ziemlich sinnlos.

Er trat an die andere Seitenwand und öffnete eine Klappe. Auch hier öffnete sich die Wand auf Knopfdruck, fuhr nach oben und gab eine Nische frei. Der Bärtige zog einen kleineren Tisch und verschiedene Gerätekonsolen heraus, von denen Stromkabel abgingen. Als die beiden Kahlköpfe die Utensilien sahen, wurden sie ganz unruhig. Der Bärtige bemerkte es und zeigte ein böses Lächeln.

„Macht euch nicht in die Hosen!“, bemerkte er bissig. „Das ist nicht für euch bestimmt. Ihr könnt euch verpissen! Bleibt aber telefonisch erreichbar, es kann sein, dass Ihr heute noch einen weiteren Transport durchführen müsst.“ Er warf dem Mann auf dem Stuhl einen bezeichnenden Blick zu. Das ließen sich die beiden nicht zweimal sagen.

Der Bärtige prüfte den Puls des Gefangenen. Er raste regelrecht. Seine medizinischen Kenntnisse sagten ihm, hier musste gegengesteuert werden, sonst bestand die Gefahr eines Herzinfarkts. Die beiden Kerle hatten dem Mann offenbar eine ziemlich hohe Dosis des Narkotikums verabreicht, um zu verhindern, dass er ihnen während der Fahrt Schwierigkeiten machte. Er öffnete einen Kühlschrank und entnahm ihm eine verschweißte Packung einer Einwegspritze. Er durchstieß mit der Nadel die Alumembran einer Medikamentenflasche und zog den Kolben der Spritze hoch, bis die Kammer zur Hälfte gefüllt war. Das müsste reichen, dachte er, dann trat er an die Seite des Gefangenen. Als er den Oberarm mit einem Desinfektionsmittel besprühte, musste er leise lachen. Der Mann würde sicher nicht mehr so lange leben, dass er von dem Einstich eine Infektion bekommen könnte. Er drückte den Kolben ganz herunter, dann zog er die Nadel heraus und wischte flüchtig mit dem Tupfer über die Einstichstelle. Die Wirkung setzte relativ schnell ein. Langsam richtete sich der Mann auf und hob den Kopf. Sein trüber Blick klärte sich und er musterte mit erstaunten Augen seine Umgebung. Aus seinem Mund kam ein heiseres Krächzen.

„Na, ausgeschlafen?“ Der Bärtige stelle sich direkt vor ihn, packte ihn an den Haaren und sah ihm direkt in die Augen. „Willkommen in der Hölle!“

Jetzt bemerkte der Gefangene, dass er nackt und gefesselt war, und begann panisch an den Gurten zu zerren. Der Bärtige ließ die Haare des Mannes los und gab ihm eine schallende Ohrfeige. „Lass das, sonst wird es sofort unerfreulich für dich!“ Er sprach dabei ganz ruhig, als würde er ein paar Sätze über die aktuelle Wetterlage äußern.

„Was ist …?“, lallte der Mann auf dem Stuhl. „Wo bin ich hier?“

„Das wirst du schon noch früh genug erfahren“, erklärte der Bärtige emotionslos. Er musterte den Gefangenen kurz. Es würde noch einen Moment dauern, bis er wieder voll da war. Ohne eine Erklärung abzugeben, verließ er den Raum und betrat die Tiefgarage. Sie war technisch so ausgestattet, dass man hier Funkempfang hatte. Die Zielnummer war als Kurzwahl auf seinem Handy eingespeichert. Es dauerte zwei Klingeltöne, ehe die Gegenstelle abnahm.

„Hier Jamal“, meldete er sich, „es ist alles vorbereitet.“

Die Antwort war knapp. Langsam schlenderte der Bärtige zurück. Auf dem Weg dahin holte er aus dem angrenzenden Kellerraum einen bequemen Campingstuhl. Der Gefangene saß mittlerweile mit klarem Blick auf dem Stuhl und sah Jamal ängstlich entgegen. Anscheinend begann er langsam seine Situation zu begreifen, wusste aber nicht, wo er war und mit wem er es zu tun hatte. Jamal stellte den Stuhl vor dem Mann auf. Dann machte er einige Schritt in den Raum hinein, so dass er hinter dem Gefangenen zu stehen kam. Jetzt konnte der ihn nicht mehr sehen. Eine stressige Situation, da er die Bedrohung hinter sich fühlte, aber nicht erkennen konnte, was sein Bewacher machte. Ständig drehte er den Kopf, aber Jamal stand im toten Winkel. Er begann zu zittern.

Wenig später öffnete sich die Tür und Mustafa al-Asmani betrat langsam den Raum. Als der Gefangene den Clan-Chef erkannte, erschrak er zutiefst. Mustafa al-Asmani fixierte den nackten Mann einige Zeit. Ohne Gemütsbewegung registrierte er jede Reaktion des Gefangenen. Schließlich trat er noch immer wortlos einige Schritte nach vorne und ließ sich in den Campingstuhl fallen.

„Du weißt, wer ich bin?“, fragte er auf Arabisch.

Der Gefangene nickte. „Ja, Ya Sayyid, Herr.“ Er antwortete automatisch in derselben Sprache.

„Du bist Fahdi, der Sohn meines verstorbenen Cousins aus dem Norden Syriens, wie man mir sagte.“

Der Gefangene nickte erneut.

„Gib eine respektvolle Antwort!“, kam Jamals Stimme scharf aus dem Hintergrund, garniert mit einem Schlag. Der Gefangene zuckte zusammen.

„Ja, Ya Sayyid.“, beeilte er sich zu antworten.

„Du bist 2015 mit dem großen Flüchtlingstreck nach Deutschland gekommen und wurdest von meinem ältesten Sohn Malik in seine Familie aufgenommen, da dein Vater und seine Familie von dem Henker in Damaskus getötet wurden.“

„Ja, Ya Sayyid.“

„Malik hat dir Essen, Kleidung und eine neue Familie gegeben. Er gab dir Arbeit und die Möglichkeit, viel Geld zu verdienen, damit du auf eigenen Füßen stehen kannst. Du hast eine schöne Wohnung, ein teures Auto und viel Spaß mit Frauen, die man für Geld kaufen kann. Mein Sohn hat dich ins Vertrauen gezogen und mit dir über Geschäftsgeheimnisse gesprochen, was er nicht hätte tun sollen.“

„Ja, Ya Sayyid.“, antwortete er leise.

Al-Asmani sah ihn lange an, dann fuhr er fort: „Kannst du mir dann sagen, weshalb du dich dann von der al-Hilabar-Familie bezahlen lässt, um unsere Geschäfte zu verraten? Um uns, deinen Wohltätern, zu schaden?“

„Herr, das habe ich nicht getan! Ich schwöre bei Allah und sämtlichen Propheten, dass ich das nicht getan habe!“ Seine flehende Stimme überschlug sich.

Al-Asmani schüttelte bedauernd den Kopf. „Du solltest nicht solche frevelhaften Schwüre ausstoßen. Du bist ein Lügner und wirst in der tiefsten Hölle brennen. Du solltest deine Seele erleichtern und ein Geständnis ablegen. Jamal, mein Sohn, ist ein Spezialist auf dem Gebiet dieser Art der Befragung. Je schneller du redest, desto leichter wird dein Tod sein. Das solltest du bedenken. Ich will wissen, was du genau Safar verraten hast. Wir haben demnächst, wie du von Malik erfahren hast, ein großes Geschäft vor, das uns vor Safar al-Hilabar einen Vorsprung auf dem Markt geben wird. Wir müssen wissen, ob er uns durch deinen Verrat in die Quere kommen kann.“

Der Gefangene wand sich auf dem Stuhl. „Bitte, Herr, ich habe nichts verraten!“

Al-Asmani gab Jamal ein Zeichen. „Mein Sohn, du weißt, welche Fragen du ihm stellen musst. Ruf mich, wenn er sich zur Wahrheit entschlossen hat.“ Mit diesen Worten erhob er sich und verließ den Raum. Die Schreie des Gefangenen verfolgten ihn, bis sich die schalldichte Tür des Kellers hinter ihm schloss. Der ganze Raum war schalldicht. Aber das war eigentlich egal, hier in dem Haus befanden sich nur die Zentral-Büros des Firmenkonsortiums al-Asmani Enterprises und im obersten Stockwerk seine Wohnung. Hier lauschten keine fremden Ohren.

Jamal zog eines der Geräte, das auf Rollen lief, aus der Nische nach vorne. Es war mit einem Kabel ans Stromnetz angeschlossen. Es sah wie ein überdimensionales Batterieladegerät aus. Von ihm gingen zwei lange Kabel ab, die in einer roten Plus- und einer schwarzen Minusklemme endeten. Jamal arbeitete ganz gemächlich und achtete darauf, dass der Gefangene alle seine Handlungen gut beobachten konnte. Mit aufgerissenen Augen wimmerte er vor sich hin.

„Bitte, ich habe niemand verraten! Bitte, ich bin kein Verräter! “

Der Bärtige sah ihn nur emotionslos an. „Ich habe dir gesagt, du bist hier in der Hölle.“ Er schaltete das Gerät ein, auf dessen Oberseite sich eine Skala mit einem Drehrad befand, das offenbar zum Einstellen der Stärke der Stromstöße diente.

Jamal stellte sich breitbeinig vor den Gefangenen und beugte sich nach vorne, um die rote Klemme an seinem Ohrläppchen zu befestigen. Fahdi wich immer weiter nach hinten aus.

„Das nützt dir nichts“, brummte der Bärtige.

In diesem Augenblick schnellte Fahdis Kopf mit einem Schrei nach vorne und seine Stirn knallte Jamal mit voller Wucht gegen die Nase, die mit einem hörbaren Knacken brach. Jamal brüllte vor Schmerz. Seine Hände ließen das Kabel los und fuhren zu seinem Gesicht. Blutüberströmt taumelte er nach hinten.

Aus Fahdi, dem wimmernden Gefangenen, wurde von einem Augenblick auf den anderen eine explodierende Kampfmaschine. Vorhin, als er, Verzweiflung vortäuschend, den Kopf nach vorne sinken ließ, hatte er sich ausgerechnet, dass er mit den Zähnen den Gurt der rechten Hand würde lösen können. Das gelang ihm auch. Mit einer befreiten Hand, riss er blitzschnell den Brustgurt auf und löste die Schnalle an der anderen Hand. Die Fußgurte folgten. Er wusste, es kam auf Sekunden an. Jamal würde sich schnell erholen und angreifen. Zum Glück hatte er bei ihm keine Waffe festgestellt. Da griff der Bärtige auch schon mit blutüberströmtem Gesicht und einem tierischen Brüllen an. Sein Angriff wurde von Wut gesteuert und entbehrte jeglicher Kampftaktik. Fahdi war aufgesprungen und wartete, bis er in Reichweite seiner Hände war, dann stieß er seine Finger mit Wucht nach vorne, hinein in die Augen seines Gegners. Der Schwung des Angriffs riss Jamal trotz der Schmerzen in den Augen nach vorne. Erneut schlug Fahdi zu, diesmal gegen den Oberkörper Jamals, dessen Schwung nach vorne dadurch in eine Seitenbewegung umgelenkt wurde. Fahdi machte eine halbe Drehung und traf mit Wucht mit der Handkante die Halswirbelsäule. Als Jamal den Boden berührte, war er bereits tot. Das Blut aus seiner gebrochenen Nase suchte sich in einem dünnen Rinnsal den Weg in den Ablauf.

Der Kampf hatte nur Sekunden gedauert. Fahdi atmete tief durch, dann suchte er nach seinen Kleidern. Die beiden Kahlköpfigen hatten sie achtlos in eine Ecke geworfen. Schnell zog er sich an. Die ganze Prozedur der Gefangennahme, die Betäubung durch das Narkosemittel, das Theater, um als ängstlicher Gefangener zu wirken, und der finale Kampf hatten ihn doch ziemlich mitgenommen. Jetzt musste er zusehen, dass er hier heil herauskam. Er hatte keine Ahnung, wie die Leute von al-Asmani ihm auf die Schliche gekommen waren. Für eine Analyse war aber später Zeit. Hastig durchsuchte er die Taschen des Bärtigen. Wie erwartet fand er ein Mobiltelefon, das er einsteckte.

Er sah sich um. Hier in diesem Raum konnte er zwar keine Kamera entdecken, aber er war sich sicher, dass draußen die Tiefgarage überwacht wurde. Er musterte kurz die Gerätschaften in der Nische. Vielleicht konnte er notfalls irgendetwas als Waffe benutzen, obwohl er davon ausging, dass in der nächsten Zeit niemand den Raum betreten würde, weil der Clan-Chef ja auf ein Ergebnis durch Jamals Verhör wartete. Eine Art Brechstange schien ihm geeignet. Mit einem letzten Blick auf den toten Jamal verließ er das Labor.

Die Tiefgarage war menschenleer, es brannte nur eine Notbeleuchtung. Ein Blick zur Ausfahrt zeigte ihm, dass es draußen dunkel war. Durch die Betäubung hatte er sein Zeitgefühl völlig verloren. Als die beiden Kahlköpfe ihn überrumpelten, war es früher Nachmittag gewesen. Eilig verließ er seine Deckung. Sofort sprangen an der Decke Neonröhren an. Bewegungsmelder, dachte er, dann sprintete er los. Die Ausfahrt war durch ein Gitter verschlossen. Ein Stück davor hing ein Kabel von der Decke herab. Er zog hastig daran und das Gitter setzte sich zügig in Bewegung. Einen Augenblick später war es so weit offen, dass er sich darunter durchrollen konnte. Die Dunkelheit schützte ihn vor den Blicken vorbeifahrender Autofahrer. Jetzt konnte er sich orientieren. Das Gebäude befand sich, wie er wusste, in einem Industriegebiet am Rande von Aschaffenburg. Er war sich sicher, dass er während seiner Flucht von verschiedenen Überwachungskameras aufgenommen worden war. Das konnte er jetzt aber nicht ändern. Fahdi öffnete das Handy. Wie erwartet war es mit dem Fingerabdruck des Besitzers verschlüsselt. Wie bei allen Mobiltelefonen konnte man aber, ohne sich einzuloggen, einen Notruf über die 110 absetzen. Er wählte. Als sich die Einsatzzentrale meldete, gab er folgende Nachricht durch:

„Achtung! Dies ist ein Notruf der Priorität eins von einem Agenten im Außeneinsatz. Mein Deckname ist Fahdi. Verständigen Sie bitte umgehend das LKA München, Kriminaldirektor Seebach, dass ich enttarnt wurde. Ich fahre mit einem Taxi zur Autobahnraststätte Spessart, in Fahrtrichtung Würzburg. Er soll mich am dortigen Kinderspielplatz abholen lassen. – Ich wiederhole nochmals: Das ist ein Notruf und kein Fake.“

Er unterbrach das Gespräch. Mit einem Ruck öffnete er den Deckel des Handys, entfernte den Akku und die SIM-Karte. Das Telefon und den Akku ließ er in einen Gully fallen. Die SIM-Karte rieb er über eine raue Hauswand, dann warf er sie auf die Ladefläche eines vorbeifahrenden Lasters, der Erdaushub transportierte. Er war sich sicher, dass die al-Asmani-Familie über Möglichkeiten verfügte, die Handys ihrer Leute zu orten. Jetzt jedoch nicht mehr. Anschließend warf er das Brecheisen mit Schwung in ein Gebüsch.

Unwillkürlich tastete er nach seiner Gesäßtasche, um sich erneut zu versichern, dass sein Geldbeutel vorhanden war. Zügig marschierte er los. Hier irgendwo in der Nähe war sicher ein Taxistand. So schnell wie möglich musste er von hier weg. Er war verbrannt, seine Mission damit beendet.

Nach fast zwei Stunden sah Mustafa al-Asmani wieder einmal auf seine Armbanduhr. Er wunderte sich, dass sich Jamal noch nicht gemeldet hatte. Konnte es sein, dass der Gefangene ein derartiges Durchhaltevermögen hatte? Er kannte das Geschick seines ältesten Sohnes, aus Menschen auch die letzten Geheimnisse herauszupressen. Jamal war nicht der Intelligenteste, aber wenn es um die Kunst ging, Schmerzen zu erzeugen, war er der Beste. Mittlerweile ging es schon in den späten Abend hinein. Mustafa al-Asmani wählte Jamals Handynummer. Er war nicht erreichbar. Der Alte wollte sich persönlich nach den Fortschritten der Befragung erkundigen. Der Aufzug hielt in der Tiefgarage. Langsam schlenderte er durch den schmalen Gang zu der Tür. Als er öffnete, kam ihm Lichtschein entgegen. Jamal war also offenbar noch bei der Arbeit. Beim Betreten des Raumes erstarrte er zur Salzsäule. Nachdem er das Bild in Gänze in sich aufgenommen hatte, stieß er einen heiseren Schmerzensschrei aus. Sein Sohn lag auf der Seite in seinem Blut und starrte mit gebrochenen Augen auf die Bodenfliesen. Es dauerte geraume Zeit, bis sich seine Verzweiflung und Trauer in Wut verwandelte. Bevor er den Raum wieder verließ, schloss er seinem Sohn die Augen. Er reckte die geballte Faust in den Raum. Das würde Safar ibn Abdallah al-Hilabar bitter büßen!

Jenseits des Spessarts

Подняться наверх