Читать книгу Mords-Schuss - Günther Dümler - Страница 7
Wochenendpläne
ОглавлениеWieder schrillte das altmodische Telefon des Kollegen unüberhörbar und widerlich penetrant. Der Beamte erhob sich genervt und leise fluchend von seinem Schreibtisch, um sich schlurfenden Schrittes auf die andere Seite, an den Arbeitsplatz seines Gegenübers zu begeben. Hörbar ungehalten nahm er den Hörer ab.
„Städtisches Bauamt Nürnberg, sie sprechen mit Herrn Kammermeier!“ brüllte er ungehalten in die nostalgisch geformte Sprechmuschel.
Doch bereits mit dieser Annahme irrte er. In Wahrheit sprach niemand mit Herrn Kammermeier. Am anderen Ende hörte man nur ein dezentes Knacken, dann war das Gespräch auch schon wieder zu Ende, noch ehe es wirklich begonnen hatte.
„Blöder Hund, blöder!“ schimpfte der Mann und trottete wieder auf seinen angestammten Platz zurück, wo er seine sichtlich ermüdeten einhundertvier Kilogramm auf seinen unschuldigen Schreibtischsessel plumpsen ließ, so als wollte er diesen für die lästige Störung verantwortlich machen. Das darauf folgende erbarmungswürdige Quietschen der Federung war noch nicht richtig verhallt, da klingelte es schon wieder.
„Mid mir nedd, mein Freund, mid mir nedd!“ entfuhr es ihm und er war bereits drauf und dran, dies dem Störenfried auch persönlich und mit entsprechend laut erhobener Stimme mitzuteilen, als gleichzeitig die Bürotür aufging und Walter Grillenberger, der eigentliche Adressat des Anrufs auf seinen Arbeitsplatz zueilte, wo er sofort und mit einem entschuldigenden Blick zum Kollegen Kammermeier den Hörer aufnahm.
„Moment amal bidde“, hörte der ihn keuchend schnaufen, „ich bin grad zu der Dür rei kommer, ich muss mich erschd amal richdi ausschnaufn.“
Das Gespräch schien offenbar nicht amtlicher Natur zu sein und so hörte der Kollege Kammermeier erst gar nicht lange zu, sondern widmete sich wieder dem riesigen Stapel Unterlagen, der sich immer noch bedrohlich auf seinem Tisch auftürmte. Er hörte nur nebenbei einzelne Wortfetzen wie, „ich versteh sie nedd ganz“, „woss soll denn dess bidde“ oder „naja, vo mir aus, wenns gar nedd anderschd gehd“ und schließlich „middn im Wald?“
Es ging ihn eigentlich nichts an. Als das Gespräch aber beendet war, packte ihn doch die Neugierde und er bemerkte zu seinem Kollegen.
„Ja, etz soll ja endlich wieder amal die Sonne rauskommen. Dess ist dess ideale Wedder zum Bilze sammln, wochenlanger Regn und dann die Wärm. Besser geht’s eigndlich nedd. Da schießn die Bilz wie Rakedn ausn Bodn. Die wardn doch schon die ganze Zeid bloß drauf, dass endlich amal warm werd. Also ich freu mich fei scho. Gleich nach Diensdschluss gehds los“, beendete er seine Ankündigung, um sofort auf das Telefongespräch des Kollegen umzuschwenken. „Und sie, sie wolln aa in Wald, hab ich beiläufig mitghörd?“
„Na, wie kommersn dou drauf, ich doch nedd“, antwortete der Angesprochene in bestem Fränkisch, „ich hobb ja gar ka Ahnung von Bilze und zu woss sollerdn ich die sammeln, ich mogs ja gar nedd amal. Horngs, wenner mi vergifdn will, dann drink ich hald einfach a boar Bier mehr als wäi ich verdrach, dess is endschiedn einfacher.“
Dabei konnte der Verwaltungsoberinspektor Grillenberger trotz seines locker dahingesagten Spruches und trotz seines künstlichen Lachens eine gewisse Verkrampfung und Nervosität nicht ganz verbergen. Naja, kein Wunder, das Sauwetter, das einem jeden seit Wochen die Freunde am Leben gründlich vermiest hatte, ging wohl auch ihm an die Nieren. Aber es soll ja jetzt besser werden.