Читать книгу ESCAPER Stories / Band 1 - Günther Frühmorgen - Страница 11
Merengue
ОглавлениеMir fällt nun Konrad Kottan ein. Konrad Kottan wuchs im 9. Bezirk auf. Mit 16 fand er in der Straßenbahn unter einem Sitz eine Musikkassette. Die Musik darauf war Merengue, und Konrad gefiel nichts mehr besser. Aber nicht einmal Margarete Dormeier, seine Internatslehrerin, wußte wie man auf Merengue tanzt. Es blieb Konrad also nichts anderes als ein Herumprobieren. Der deutsche Wissenschaftler Heinroth hat uns aufgezeigt wie Vögel, die nicht ihren Gesang bei Artgenossen nachahmen können, durch ein freies Herumprobieren zu einer ganz passablen Art des Gesangs kommen. Genauso lernte Konrad in freier Selbstnachahmung Merengue tanzen. Dann trat Konrad Kottan der Gendarmerie bei. Eines Abends, er war mittlerweile Major, parkten sie auf einer Donaubrücke. Darunter hörte man Jugendliche im Party-Rausch. Konrad entschloß sich, unauffällig die Lage zu inspizieren. Er stolperte die Böschung hinab. Autos standen unter einem Bogen der Donaubrücke im Kreis, aus einem roten Opel mit offenen Türen dröhnte Merengue. Konrad war außer sich und tanzte stundenlang Merengue. So wie er es sich in freier Selbstnachahmung beigebracht hatte. Wodurch fünf der meist minderjährigen Mädchen entjungfert wurden. Eine weitere trug eine neunmonatige Schwangerschaft davon.
Haha, werden Sie sagen - das glaubt kein Mensch. Sie lassen sich nicht auf den Arm nehmen, was? Da haben Sie recht. Denn es war nicht Konrad Kottan, der die Musikkassette in der Straßenbahn fand, sondern Traudi Westermeier aus dem 7. Bezirk. Und es war Traudis Musiklehrerin Ursula Scheierl im Lyceum, die von Merengue keine Ahnung hatte. Traudi brachte sich also in freier Selbstnachahmung den Merengue-Tanz bei. Und zu ihrem 20. Geburtstag reiste sie mit ihrer Mutter, Martha Westermeier, nach Santo Domingo. Dort zog es Traudi in eine Strandbar, in der Merengue gespielt wurde. Mit verschiedenen Tanzpartnern tanzte sie bis zum Morgengrauen Merengue. So, wie sie es sich in freier Selbstnachahmung beigebracht hatte. Wovon sie 25-fach geschwängert um vier Uhr morgens zu ihrer Mutter ins Hotel zurück schlich.
Joh.