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Tibetische Initiation
Lama Sakya Trinzin

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Mussouri, 1. Juni 72. Heute sind wir aus Rishikesh in Mussouri angekommen, das hoch in den Bergen liegt. Piero, Claudio und ich. Wir wollen im Happy Valley leben, einem kleinen tibetischen Dörfchen. Die beiden haben sich entschlossen, herzukommen, um von Sakya Trinzin eine Einweihung zu empfangen. Er ist einer von vier Dalai Lamas, und sie haben akzeptiert, dass ich dabei bin. Mir ist klar, dass das eine ernste Angelegenheit ist. Sie sagen mir, dass ich den Lama persönlich um Erlaubnis fragen müsse, die Weihe zu erhalten. Inzwischen haben wir drei uns in einem kleinen Zimmer mit Strohmatten auf dem Boden eingerichtet. Hier leben nur Tibeter und ich finde sie sehr schön. Ihre orientalischen Gesichter ziehen mich an, mit den hohen Backenknochen, den Mandelaugen, die immer fröhlich sind. Die Männer haben oft lange Zöpfe und sind sehr lieb. Einige machen Stickarbeiten, viele beten unablässig mit großen Rosenkränzen. Sie haben nicht so eine aufregende und eindringliche, lärmende Energie wie die Inder. Sie sind friedlich, respektvoll, ruhig. Sie lächeln immer, zwinkern einem zu, man fühlt sich beschützt. Wir gehen in ihren kleinen Restaurants essen, und es ist eine Nahrung, die uns Italienern vertraut ist, Gemüsesuppe, Nudeln: man fühlt manchmal eine heimatliche Schwingung. In der Ferne sieht man die schneebedeckten Bergketten des Himalaja. Einmal waren wir auch in der Stadt in einem Luxusrestaurant zum Essen; aber auf Dauer bevorzuge ich die kleinen tibetischen Lokale, in denen es nach Gemüse duftet. Ihr Brot, das Momo, ist weiß und weich, leicht. Ständig trinken sie Tee, manchmal gesalzen, mit Butter. Die Frauen sind elegant mit ihren langen, traditionellen Kleidern, viele tragen antiken Schmuck aus Silber, Koralle, Türkisen.

3. Juni 72. Heute besuchten wir seine Heiligkeit Sakya Trinzin im tibetischen Kloster.

Jeder von uns darf einzeln eintreten und mit ihm sprechen. Ich bin aufgeregt, auch wegen meinem schlechten Englisch. Ich war verblüfft: der Lama ist jung, dick und irgendwie mütterlich. Er hat ein breites, rundes Gesicht und trägt große Ohrringe aus Türkisen. Er ist das perfekte Bild einer Integration männlicher und weiblicher Energie in menschlicher Gestalt, hat große, grüne Augen, klar, liebevoll, ruhig. Ich habe mich verneigt und er hat leicht seine Hand auf meinen Kopf gelegt. Auch seine Hände sind klein, grazil, er lächelt friedlich und ermutigend. Meine Angst vergeht.

Er sagt "Dio" zu mir auf italienisch und spricht von Mario, dem ersten Italiener, der vor einigen Jahren zu den tibetischen Lamas vorgedrungen ist. Er fragt mich, ob ich mich auf den Pfad des Dharma begeben wolle. Ich stammle, dass ich wahrscheinlich vom Hinduismus angezogen sei. Er stimmt mir zu. Ich bitte ihn trotzdem, ob ich am nächsten Tag zusammen mit Claudio und Piero die buddhistische Einweihung entgegennehmen dürfte. Er sagt ja und ich bin glücklich darüber. Diese Begegnung hat mich erleichtert, gestärkt.

4. Juni 72. Von einem großen Lama, dem Guru von Sakya Trinzin, werden wir heute eingeweiht. Es ist ein großer Segen, sagen sie mir. In der Tat, ich werde mit bewusst, dass mir besondere Dinge widerfahren, eines nach dem anderen, als würde diese ganze Reise von unsichtbarer Hand geführt.

Bei der Einweihung waren nur wir drei Westlichen präsent, alles andere waren tibetische Mönche und Lamas, in Gelb und Dunkelrot gekleidet. Acht Stunden hat die Zeremonie gedauert, den ganzen Tag. Es war sehr schwer, durchzuhalten, Geduld zu haben, mit den steif gewordenen Gelenken auf dem Boden sitzend, und das, ohne ein Wort dieser Sprache zu verstehen, ohne etwas über die verschiedenen Rituale zu wissen, die abgehalten wurden. Ich bin schon überwältigt von dem Klingeln der Glocken und dem starken Duft des Weihrauchs.

Die Tibeter singen auf eine besondere Weise, in tiefen und hochklingenden Tönen, die eine perfekte Harmonie bilden. Der letzte Moment der Einweihung bleibt mir eindrucksvoll in Erinnerung, als der Meister an jedem von uns vorbeiging und uns eine rote Kordel als Siegel des Rituals um den Hals legt. Ich bin bewegt von dem Lächeln, das mir der Lama gibt, weise, zwinkernd, lachend, als kenne und akzeptiere er mich schon seit langer Zeit. Erfüllt von etwas Neuem, einer unbeschreiblichen Kraft, gehe ich hinaus. Jetzt müssen wir die Einweisung üben und meditieren. 14 Tage lang. Dazwischen können wir Lama Sakya Trinzin aufsuchen, wenn wir wollen, für Erläuterungen, um Anweisungen zu bekommen. Ich fühle mich geehrt.

Seit heute haben wir uns zu dritt in unser kleines Zimmer zurückgezogen. Die Meditation ist komplex, sie besteht aus einer langen Aufzählung der verschiedenen Symbole eines Buddha-Ebenbildes, die jedes Mal gelesen werden muss und aus einem langen Mantra, das mit Hilfe eines Rosenkranzes, Mala genannt, zu rezitieren ist.

6. Juni 72. Die größte Schwierigkeit besteht darin, sitzen zu bleiben. Claudio lehrt mich, wie man die Wirbelsäule aufrecht hält, die Beine kreuzt, ohne dass sie einschlafen. Unser westlicher Körper, der an Betten und Stühle gewöhnt ist, hat Mühe, auf dem Boden zu sitzen. Alle Muskeln tun weh. Die Inder dagegen sind unglaublich biegsam, geschmeidig, ob Männer oder Frauen. Seit alters her sind sie es gewohnt, in Kontakt mit der Erde zu leben. Sie gehen barfuß, essen mit den Händen, schlafen auf dem Boden, kochen und putzen immer zusammengekauert am Boden.

Das zweite Riesenproblem ist offensichtlich, den Geist zu beherrschen. Ich versuche es tapfer...

Wir haben den Lama wiedergesehen. Ich habe ihn gefragt, wie es kommt, dass Buddha immer auf einer Lotusblüte sitzend meditiert. Die Lotusblüte, antwortete er, sei ein Symbol unserer Seele: wie die Lotusblüte, diese wunderschöne Blume, ihre Blütenblätter öffnet, während sie auf der Wasseroberfläche - oft in dunklen, stehenden Gewässern - schwebt, so kann sich unsere Seele öffnen durch das Licht der Weisheit, indem sie sich über Finsternis und Ignoranz erhebt.

Delhi, 20. Juni 72. Wir sind erneut in Delhi und haben die ganze Clique wiedergetroffen. Wir finden uns immer wieder, zufällig, aber es ist, als hätten wir uns in Wirklichkeit verabredet.

Eigentlich sollten wir zurück nach Mussouri für eine weitere Einweihung, aber ich fange wieder an, an Babaji zu denken. Er ist immer noch ein Problem für mich. Er spricht nicht, er gibt mir keine Anweisungen, er bringt mich nicht zum Meditieren. Es scheint, als wäre es etwas, das auf dem Nichts basiert. Und doch stellt Babaji eine unbeschreibliche magische Anziehungskraft dar. Jedes Mal, wenn ich sein Foto ansehe, nehme ich ein intensives Licht wahr, bestimmt eine Halluzination.

22. Juni 72. Ich habe hohes Fieber bekommen und konnte nicht mit Piero und Claudio abreisen. Letzterer hat mir gerade eine kleine Shiva-Figur geschenkt, einen Gott des Yoga, möglicherweise ist Babaji der Gleiche?

Vrindavan, 27. Juni 72. Ich bin zu Babaji zurückgekehrt und erlebte eine starke Emotion. Diesmal hat er mich zu sich gerufen, um mit mir an der Schwelle des Tempels zu sprechen. Er berührte meine Armbänder und hat mich gefragt, warum ich alle diese Ornamente trage. Am Abend ließ er mich vor den Indern tanzen und sagte ihnen, ich sei ein Hippy. Dann betrachtete er die Tätowierung des kleinen OM-Zeichens, das ich auf meiner Hand habe und sagte zu mir: "Full power!", (stark!).

Delhi, 30. Juni 72. Warum weiß ich nicht, aber ich muss nach Delhi zurück. Ich bin unruhig und das Leben im Tempel ist zu schwierig für mich. Wahrscheinlich bin ich nicht bereit, die Freunde fehlen mir und ein freieres, bequemeres Leben.


Ich bin zu Babaji zurückgekehrt

Das Abenteuer einer Transformation

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