Читать книгу Die Jungfrauen Sammelband - Grace Goodwin - Страница 11
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ОглавлениеCassie
Die Träume hatten mir zwar nie das Gesicht meines Liebhabers offenbart, aber ich kannte diese Stimme. Diesen tiefen Klang, den rauen Nachhall. Er hatte zwar vom Essen gesprochen, aber sein “Ich finde dich,” waren die Worte, die ich nie vergessen würde.
Ich lehnte gegen den Arbeitstisch und rieb meine Handfläche, um irgendwie das Kribbeln zu stoppen. Träume wurden nicht einfach so wahr. Ich musste es mir eingebildet haben. Seine Stimme klang ähnlich, war aber nicht dieselbe. Es konnte nicht derselbe Mann sein. Das war einfach unmöglich. Niemand träumte von Leuten, die er noch gar nicht getroffen hatte.
Warum reagierte mein Körper dann dermaßen extrem auf ihn? Meine Atmung war abgehakt, meine Haut gerötet und aufgeheizt. Und es lag nicht am Ofen. Nein, diese Hitze kam von innen, mein Körper wärmte sich auf, als wollte er sich für ihn bereitmachen, als ob er seine Berührung erwartete. Meine Nippel scheuerten hart und empfindlich gegen das unnachgiebige Korsett. Und weiter unten war ich ganz sehnsüchtig.
Ich wusste nicht, was ich tun sollte. Ich fühlte mich … aufgewühlt, wie kurz vorm Nervenzusammenbruch. Ich lief in der kleinen Küche auf und ab und rieb mit dem Daumen über mein Geburtsmal. Der Kaffee war bereits serviert worden und es gab keinen Grund, um ins Esszimmer zurückzukehren. Unruhig nahm ich die Sahneschüssel und fing wieder an zu rühren. Ich hatte irgendwie mehr Energie und der Kuchenbelag würde diesen zusätzlichen Eifer abbekommen. Herr Anderson kam durch die Tür und führte wie üblich Selbstgespräche. Ich ließ nicht von meiner Arbeit ab, denn sie verschleierte meine Unruhe.
“Der nette junge Mann wird für drei Tage bleiben,” sprach er und machte sich daran einen Teller randvoll mit übriggebliebenem Essen zu füllen.
Nett war nicht gerade das Wort, mit dem ich den Mann beschrieben hätte. Eher kräftig, düster, intensiv. Und dieser Schwanz erst. Ich wusste, wie er sich anfühlte, wenn seine Dicke meine Pussy dehnte, wenn seine Länge mich komplett ausfüllte. Ich kannte seinen Geruch und wusste, wie er schmeckte. Ich kannte seine kraftvollen Hüftstöße und die Glut seiner Küsse.
“Ich werde ihm einen Teller hinstellen, während die anderen ihren Kuchen essen,” fügte er hinzu und nahm sich eine Minute Zeit. “Nun, Cassie, diese Sahne sieht perfekt aus.”
Ich schaute und runter und sah, dass der weiße Belag dick und steif war. Ich hatte dermaßen gedankenverloren aus dem Fenster gestarrt, dass ich es gar nicht bemerkt hatte. Während ich Herrn Anderson dabei half, mehrere Stücke Kuchen mit einem Klecks Sahne zu überziehen, dachte ich weiter an ihn. Sein hellblaues Hemd spannte leicht. Seine Hosen saßen ziemlich tief auf seinen schmalen Hüften und konnten seine kräftigen Oberschenkel nicht verbergen. Dann kam mir wieder dieser Traum in den Sinn—nein, diese Träume, denn ich hatte vier Nächte hintereinander davon geträumt—und das Gefühl von dem Mann, als er auf mir drauf lag. Ich dachte daran, wie der Fremde mich berührt hatte, wie er sein Knie tief zwischen meine Schenkel geschoben und meinen Kopf für einen Kuss zur Seite geneigt hatte.
Und jetzt kannte ich sein Gesicht.
“Hat er—” Ich leckte mir die Lippen und versuchte so unaufgeregt wie möglich zu klingen, “—einen Namen, unser Neuankömmling?”
Herr Anderson stellte den garnierten Kuchenteller auf ein Tablett. “Herr Maddox.”
Er hob das Tablett, ging zur Tür und stieß sie mit der Hüfte auf, um ins Esszimmer zu gelangen.
Herr Maddox.
Ich legte meine Hand auf meinen Bauch. Ich spürte Schmetterlinge, Bienen—nein, Hornissen in mir herumschwirren. Ich hatte ihn nur ein paar Sekunden lang gesehen und doch hatte ich bereits so viele Details aufgeschnappt. Ich stützte die Hand auf eine Stuhllehne am Tisch und versuchte mir auszumalen, was er wohl von mir dachte. Er hatte den Raum und die Gäste betrachtet, dann mich. Er hatte mich ins Visier genommen, seine hellen Augen hatten abwägend und aufmerksam geblickt. Oh gütiger Himmel.
Mein Haar war eine Katastrophe und ich hatte den ganzen Tag über in der Küche geschuftet. Der Schweiß stand mir auf der Stirn, weil mein Körper damit bemüht war mitten im Juli die Hitze des Holzofens zu überstehen. Schlimmer noch, Herr Maddox hatte mich gar nicht wirklich angeschaut. Er hatte die Hand auf meinem Arsch betrachtet.
Er musste mich für eine Schlampe halten, weil ich den Gästen erlaubte mich anzutatschen und auf so unangemessene Art und Weise Hand anzulegen. Die bloße Vorstellung, dass er so von mir denken würde trieb mir die Tränen in die Augen. Ich war am Boden zerstört. Warum? Ich hatte keine Ahnung. Ich hatte weniger als eine Minute in seiner Gegenwart zugebracht. Es müsste mir peinlich sein, dass er mich in dieser Situation ertappt hatte, aber Herr Bernot hatte sich anstößig verhalten, nicht ich. Ich schämte mich immer noch, und zwar aus demselben Grund, weshalb ich Herrn Anderson nichts von den Annäherungsversuchen des Mannes erzählt hatte.
Herr Anderson würde mir zwar glauben, aber Herr Bernot konnte er deswegen nicht zur Rede stellen, denn es war das Wort einer Frau gegen das Wort eines Mannes. Herr Bernot würde wahrscheinlich sagen, dass ich versucht hätte ihn zu verführen; eine Witwe, die bei einem Mann auf der Durchreise vorübergehend Trost suchte. Was konnte Herr Anderson schon dagegen tun? Den Mann als Gast verlieren? Diese Dinge waren auch früher schonmal vorgekommen und ich hatte einfach gelächelt und die Zähne zusammengebissen und mich mit meinem Schicksal als Frau im Westen abgefunden. Aber diesmal hatte Herr Maddox den Übergriff mitbekommen und aus irgendeinem Grund war mir extrem wichtig, was er von mir dachte.
Herr Anderson kehrte in die Küche zurück und murmelte still vor sich hin, während er das leere Tablett auf den Tisch stellte. Dann hielt er inne und blickte mich an. “Was ist los?” wollte er wissen und runzelte besorgt die Stirn.
Ich schniefte, denn ich war nicht bereit ihm die Wahrheit zu erzählen, schließlich verstand ich selbst nicht, was mit mir los war. Abgesehen davon war er ein Mann und mit meinen Launen und romantischen Wunschvorstellungen würde er herzlich wenig anfangen können. Ich konnte ihm nicht erzählen, dass Herr Maddox etwas in mir ausgelöst hatte, dass ich jetzt Dinge wollte, die ich mir vorher nie hätte vorstellen können. Ich würde ihm niemals das merkwürdige Gefühl der Narbe in meiner Handfläche erklären können, die jetzt vor Hitze nur so kribbelte oder das befremdliche Verlangen, das die Stelle zwischen meinen Beinen jetzt ganz feucht werden ließ. Das würde er nie verstehen.
Ich war ein emotionales Wrack. War es womöglich die Erschöpfung? Die vergangenen vier Nächte hatten meine Träume mich aufgeweckt. Für meine Tränen gab es keine greifbare Erklärung, aber insgeheim wusste ich, dass meine Bestürzung mit Herrn Maddox zusammenhing.
“Ich … ich habe mir die Hand verbrannt.” Ich schwenkte sie durch die Luft, aber schnell, damit er die fehlende Röte nicht mitbekam. Es war gar nicht so weit hergeholt, denn das verfluchte Geburtsmal brannte tatsächlich.
Er beäugte mich mit hochgezogener Augenbraue, dann deutete er mit dem Kopf zur Hintertür. “Geh raus und kühl dich ab. Bald muss der Abwasch gemacht werden.”
Ich entgegnete nichts darauf, sondern nickte nur kurz und flüchtete nach draußen. Die abendlichen Pflichten würden sich zwar nicht von alleine erledigen, aber der Abwasch konnte warten.
Ich ging um den Hühnerstall herum und kletterte über den kleinen Stapel Holzscheite aufs Dach. Dort setzte ich mich, winkelte die Beine an und legte den Kopf auf die Knie. Es war der einzige Ort auf dem Grundstück, an dem ich wirklich allein sein konnte. Ich blickte über die meilenweite Prärie hinaus und auf das Gras, das in der sommerlichen Brise wehte und sich in der Sonne wie Gold kräuselte.
Ich selbst sah mich oft wie ein Mädchen in einem Grimm’schen Märchen, besonders wie dieses arme Mädchen, das ununterbrochen arbeiten musste, am Feuer schlief und dann mit lauter Asche bedeckt aufwachte. Aschenputtel war ihr Name. Ihr Dasein war voller Elend, schlimmer als meins. Ich hatte einen anständigen Job und einen guten Arbeitgeber, einen gottesfürchtigen Mann, der mir für meine Arbeit einen fairen Lohn und ein Dach über dem Kopf bot. Ab und zu war er wirklich nett. Ich war keine Sklavin mit bösen Stiefschwestern oder einer giftigen Stiefmutter, die mich am liebsten tot gesehen hätte. Es gab keinen Zauberbaum, Vögel als Freunde oder magische goldene Schuhe und keinen Prinzen in einem entfernten Schloss, der mir nach dem Ball nach Hause folgte und um meine Hand anhielt.
Ich war einfach nur ich, das Waisenmädchen, das auch noch Witwe geworden war und sich mit einem Leben im Dienste der anderen abgefunden hatte, Menschen, die die unglaublichsten Abenteuer erlebten.
Da war ich nun und träumte Nacht für Nacht diese albernen, lächerlich obszönen Träume über einen Mann, den ich nicht kannte und mit dem ich auch nie zusammen sein würde. Aber, Gott möge mir helfen, ich wollte ihn. Ich wollte genau das empfinden, wenn er mich in meinen Träumen berührte. In seinen Armen kam ich mir bedeutend vor, wertgeschätzt. Ich fühlte mich geliebt und das war etwas, was ich nie gekannt hatte, denn selbst Charles war ich zwar gelegen gekommen, aber begehrt hatte er mich nie.
Zu weinen würde nichts nützen, es würde mir keinen Trost spenden oder meine Einsamkeit lindern. Aber ich dachte an den Fremden im Esszimmer und tat es trotzdem.
Maddox
Ich setzte mich genau dem Idioten gegenüber, der es gewagt hatte meine Partnerin anzufassen und verspeiste die einfache Mahlzeit. Ohne etwas zu schmecken. Meine Partnerin war geflohen; ich hatte gehört wie Herr Anderson, der ältere Gentleman ihr gesagt hatte sie solle nach draußen gehen, um sich auszuruhen. Was Herrn Bernot wahrscheinlich gerade das Leben gerettet hatte. Wäre ich nämlich noch einmal gezwungen gewesen, seine unerwünschten Avancen meiner Partnerin gegenüber mitanzusehen, dann war ich nicht sicher, ob ich meinen wütenden, animalischen Instinkt noch einmal hätte kontrollieren können.
Das Arschloch wollte doch glatt ins Gespräch kommen.
“Und, Herr Maddox, woher haben Sie gesagt kommen Sie nochmal?”
“Das habe ich nicht gesagt.”
“Ah … einer von dieser Sorte, was?” Er wischte sich die Creme von seinem lächerlich gekrümmten Gesichtshaar über der Oberlippe und nickte, als wäre er ein Gelehrter und ich sein gegenwärtiges Forschungsobjekt. “Keine Sorge, Sie müssen es nicht erzählen, wenn Ihnen nicht danach ist.”
“Mir ist nicht danach.”
Herr Bernot hob seine Kaffeetasse hoch und winkte unserem Gastgeber zu. “Ist Miss Cassie in der Nähe? Sagen Sie dem Mädchen, dass ich mehr Kaffee brauche.”
Ich stand auf, packte das Handgelenk des sehr viel kleineren Mannes und zwang ihn die Tasse wieder auf die Untertasse zurückzustellen, sodass die dunkle Flüssigkeit auf das Leinentischtuch tropfte. Dann beugte ich mich vor und flüsterte ihm ins Ohr: “Wenn du Cassie noch einmal anrührst, dann reiße ich dir deine widrigen Griffel ab. Hast du verstanden?”
Er starrte mich an, der Knoten in seiner Kehle ruckte auf und ab, als ob er nicht aufhören konnte seine eigene Spucke runterzuschlucken. Als er keine Antwort gab, ließ ich wieder los und nickte Herrn Anderson zu. Er grinste und trat durch die Haustür nach draußen, wo der stille Wind die Bäume rauschen ließ, die Bienen summten und die Vögel zwitscherten.
Cassie. Der Name durchfuhr mich und ich wiederholte ihn im Stillen, schwelgte in seinem Klang. Er passte zu ihr, so feminin und sinnlich.
Mir.
Erneut loderte meine Markierung auf. Cassie war in der Nähe, sehr nahe sogar und ich wollte sehnlichst ihre Haut berühren und herausfinden, ob sie genauso zart war wie in meinen Träumen. Würde ihr Duft der gleiche sein? Würde sie in der Realität dieselben lieblichen Geräusche machen, wenn ich sie verwöhnte?
Mein Schwanz war steinhart, aber ich ignorierte ihn und ging nach draußen um das große Haus herum. Meine Sinne waren in höchster Alarmbereitschaft. Als ich hinterm Haus ankam, erblickte ich eigenartige Kreaturen, die dort im Hof umhergingen, fette, watschelnde Vögel, die wie fressgierige Haustiere auf mich zugerannt kamen. Der Anführer, eine weiß-braun-gefleckte Kreatur mit großen braunen Augen und einem gelben Schnabel pickte tatsächlich an meiner Hose rum.
Auf einmal vernahm ich von irgendwo über mir her ein zartes, feminines Lachen und ich wandte mich um, blickte nach oben und entdeckte schließlich meine Partnerin, die dort auf dem Dach saß. Ihr Lächeln war unverfälscht und der Anblick ließ mein Herz höherschlagen.
Mir.
“Vorsicht oder Miss Wallace wird dir bis nach Hause folgen.”
“Miss Wallace?” Wovon redete sie da? Ich drehte mich um. Keine andere Frau war zu sehen. Ich hätte es sowieso gemerkt—
“Die Henne.” Cassie saß mit dem Kopf aufs Knie gelehnt und schaute wie eine Königin auf mich herab. Selbst in ihrem schlichten blauen Kleid war sie hübsch. Majestätisch sogar. “Ich habe allen Namen gegeben.”
Die Namen dieser Vögel waren mir völlig egal, aber sie redete mit mir und ich wollte auf keinen Fall, dass sie aufhörte. “Darf ich mich zu dir gesellen?”
Einen langen Moment musterte sie mich, ihre blauen Augen inspizierten mich vom Stiefel bis zum Hals, wo ich mein langes Haar im Nacken mit einem Lederband zusammengebunden hatte. Ich fragte mich, was sie wohl sah, ob das Verlangen, das mich beim ersten Blick auf sie überkommen hatte, sie ebenfalls getroffen hatte. Mit der Handfläche rieb sie über die rauen Dachbretter, als ob ihr Paarungsmal nur ein Juckreiz war, ein lästiges Ärgernis. Sie schien mich oder unsere Verbindung absolut nicht zu erkennen. Sie redete von Hühnern, nicht vom Anfassen, Küssen, Erobern.
Seltsam. Hatte ich etwas falsch gemacht? Warum wollte sie die Anziehungskraft zwischen uns nicht anerkennen? Warum tat sie so, als wüsste sie nicht, wer ich war? Ich hatte ihre feuchte Hitze berührt, ihren Körper mit meinem Schwanz in ihrer Pussy bis zum Höhepunkt gestreichelt und mit meinem Kuss ihre Lustschreie erstickt. Ich gehörte ihr und würde sterben, um sie zu beschützen. Ich würde darum betteln sie erneut zu berühren und sie erinnerte sich nicht an mich?